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Defekt

Defekt

Titel: Defekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Haus ist er noch recht schmal, doch er verbreitert sich
rasch. Vor den weiter entfernten Häusern - viel eleganter als das, in dem Ev,
Kristin, David und Tony gewohnt haben - ankern hübsche Segeljachten und
Motorboote.
    Laut Reba wurden die Schwester und die Jungen
zuletzt am Donnerstagabend, dem 10. Februar, gesehen. Früh am nächsten Morgen
hat Marino einen Anruf von einem Mann erhalten, der sich als Hog vorstellte. Da
war die Familie bereits verschwunden gewesen.
    „Ist in den Nachrichten etwas darüber gekommen?“,
erkundigt sich Scarpetta bei Reba, weil sie sich fragt, ob der anonyme Anrufer
Kristins Namen vielleicht auf diesem Wege erfahren hat.
    „Nicht dass ich wüsste.“
    „Und Sie haben einen Polizeibericht ausgefüllt.“
    „Keinen, der in der Presseabteilung gelandet wäre.
Ich fürchte, hier bei uns verschwinden immer wieder Leute, Dr. Scarpetta.
Willkommen in Südflorida.“
    „Was wissen Sie sonst noch über das letzte Mal, dass
sie gesehen wurden, den vergangenen Donnerstagabend also?“
    Reba erklärt, dass Ev in der Kirche gepredigt und
Kristin aus der Bibel gelesen hat. Als die beiden Frauen am nächsten Tag nicht
zum Gebetskreis in der Kirche erschienen, versuchte ein Gemeindemitglied sie
telefonisch zu erreichen. Niemand hob ab, und so fuhr die Frau zum Haus. Da sie
einen Schlüssel hatte, ging sie hinein. Sie konnte nichts Außergewöhnliches
feststellen, nur dass Ev, Kristin und die Jungen fort waren. Eine Herdplatte
war auf niedriger Stufe eingeschaltet, und ein leerer Topf stand darauf. Diese
Einzelheit ist wichtig, und Scarpetta wird sich damit befassen, wenn sie im
Haus ist. Aber noch nicht jetzt, denn ihr Umgang mit einem Tatort erinnert an
die Methode eines Raubtiers: Sie pirscht sich in immer enger werdenden Kreisen
an ihr Ziel heran und hebt sich das Schlimmste für den Schluss auf.
     
    Lucy erkundigt sich bei Larry, ob am Lagerraum seit
seinem Einzug vor etwa zwei Jahren etwas verändert wurde. „Überhaupt nichts“,
erwidert er.
    Im Licht der einzigen nackten Glühbirne betrachtet
sie die großen Pappkartons und die Regale voller T-Shirts, Sonnencremes,
Strandlaken, Sonnenbrillen, Putzmittel und anderer Gegenstände.
    „Wie es hier hinten aussieht, interessiert sowieso
keinen“, meint Larry. „Wonach suchen Sie denn genau?“
    Lucy betritt die Toilette, einen engen, fensterlosen
Raum mit einem Waschbecken und einer Kloschüssel. Die Wände bestehen aus
Betonblöcken und sind hellgrün gestrichen. Der Boden ist mit braunen
Asphaltfliesen bedeckt. An der Decke hängt ebenfalls eine nackte Glühbirne.
    „Haben Sie nicht gestrichen oder neu gekachelt?“,
fragt sie.
    „Als ich den Laden übernahm, sah es ganz genauso
aus. Sie glauben doch nicht etwa, dass hier was passiert ist?“
    „Ich würde gern wiederkommen und jemanden
mitbringen“, antwortet sie.
     
    Auf der anderen Seite des Kanals hält Mrs. Simister
Ausschau.
    Sie sitzt auf ihrer verglasten Veranda auf einem
Schaukelstuhl und stößt sich mit den Füßen ab, sodass sie hin- und herwippt.
Ihre Pantoffeln berühren kaum den Fliesenboden, und jede Bewegung wird von
einem leisen Knarzen begleitet. Sie blickt sich nach der blonden Frau im
dunklen Hosenanzug um, die im Garten des orangefarbenen Hauses umhergegangen
ist. Und auch nach dem Kontrolleur, der ohne Erlaubnis Mrs. Simisters
Grundstück betreten und es wieder gewagt hat, ihre Bäume zu befingern und sie
mit roter Farbe zu besprühen. Jetzt ist er weg. Die blonde Frau ebenfalls.
    Zuerst hat Mrs. Simister die blonde Frau für eine
religiöse Spinnerin gehalten, denn in diesem Haus geben sich solche Leute die
Klinke in die Hand. Doch dann hat sie diese Frau durch ihr Fernglas genauer
beobachtet und war sich nicht mehr so sicher. Die blonde Frau hat sich Notizen
gemacht und trug eine schwarze Umhängetasche bei sich. Sicher ist sie Bankangestellte
oder Anwältin. Mrs. Simister war gerade dabei, das zu entscheiden, als eine
weitere Frau erschien. Diese war ziemlich braun gebrannt, hatte weißblondes
Haar und hatte eine Khakihose an und eine Waffe in einem Schulterhalfter.
Vielleicht ist es ja dieselbe, die letztens schon einmal hier war. Am Freitag.
Diese Frau war auch braun gebrannt und hatte weißblondes Haar. Mrs. Simister
kann sich nicht mehr genau erinnern.
    Die beiden Frauen haben sich unterhalten und sind
dann um die Hausecke verschwunden. Vielleicht kommen sie ja zurück. Mrs.
Simister hält Ausschau nach dem Kontrolleur, demselben, der beim ersten Mal

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