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Defekt

Defekt

Titel: Defekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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berühren. Einer
ist sauber, der andere zum Großteil umgestülpt und mit dunkelbraun
angetrocknetem Blut beschmiert. Die Handschuhe sind innen nicht mit Talkum
beschichtet, und der saubere macht einen ungetragenen Eindruck.
    „Wir müssen auch die Innenseite auf DNA-Spuren untersuchen.
Und auf Fingerabdrücke“, sagt Scarpetta.
    „Anscheinend wusste der Täter nicht, dass man auch
auf der Innenseite von Handschuhen Abdrücke hinterlassen kann“, meint Marino.
    „Dann hat er wahrscheinlich keinen Fernseher“,
stellt ein Polizist fest.
    „Verschon mich bloß mit dem Mist, der im Fernsehen
läuft. Das ist ja nicht auszuhalten“, protestiert ein Kollege, der halb unter
dem Bett verschwunden ist. „Nanu, was haben wir denn da!“
    Als er hervorkommt, hat er eine Taschenlampe und
einen kleinen Edelstahlrevolver mit einem Griff aus Rosenholz in der Hand. Mit
spitzen Fingern öffnet er die Trommel.
    „Ungeladen. Der hätte ihr also nicht viel genützt.
Sieht nicht aus, als wäre er nach dem letzten Reinigen abgefeuert worden, falls
überhaupt je damit geschossen worden ist“, sagt er.
    „Wir untersuchen ihn trotzdem auf Fingerabdrücke“,
erwidert Marino. „Ein komisches Versteck für eine Waffe. Wie weit unter dem
Bett lag er denn?“
    „So weit hinten, dass man ihn nur erreichen konnte,
wenn man, so wie ich gerade, unter das Bett kriecht. Kaliber zweiundzwanzig.
Eine Black Widow.“
    Marino sieht sich den Revolver an. „Single-Action.
Nicht unbedingt die geeignete Waffe für eine zierliche alte Frau mit
arthritischen Händen.“
    „Bestimmt hat sie ihr jemand zur Selbstverteidigung
gegeben, aber sie hat sich nie damit beschäftigt.“
    „Haben Sie auch Munition gefunden?“
    „Bis jetzt noch nicht.“
    Der Polizist verstaut die Waffe in einer
Asservatentüte und legt diese auf eine Kommode. Inzwischen erstellt ein Kollege
eine Liste der aufgefundenen verschreibungspflichtigen Medikamente.
    „Accuretic, Diurese und Enduron“, liest er von den
Etiketten ab. „Keine Ahnung, wozu das gut sein soll.“
    „Ein ACE-Hemmer und ein Diuretikum. Gegen Bluthochdruck“,
erklärt Scarpetta.
    „Verapamil, eine alte Packung. Wurde im Juli
gekauft.“
    „Bluthochdruck, Angina Pectoris,
Herzrhythmusstörungen.“
    „Apresoline und Loniten. Echte Zungenbrecher. Über
ein Jahr alt.“
    „Gefäßerweiterer. Auch gegen Bluthochdruck.“
    „Immerhin ist sie nicht an einem Schlaganfall
gestorben. Vicodin. Das kenne ich. Und Ultram. Die wurden erst vor kurzem
verschrieben.“
    „Schmerzmittel. Wahrscheinlich wegen ihrer
Arthritis.“
    „Und Zithromax. Das ist ein Antibiotikum, nicht
wahr? Bekommen hat sie es im Dezember.“
    „Sonst noch etwas?“, fragt Scarpetta.
    „Nein, Ma'am.“
    „Wer hat eigentlich dem Gerichtsmedizinischen
Institut erzählt, dass sie an Depressionen litt?“, erkundigt sich Scarpetta
und sieht Marino an.
    Alles schweigt.
    „Ich war es bestimmt nicht“, entgegnet Marino
schließlich. „Wer hat in der Gerichtsmedizin angerufen?“, will sie dann wissen.
    Die beiden Polizisten und Marino wechseln Blicke.
„Mist!“, ruft Marino aus.
    „Moment mal“, sagt Scarpetta, wählt die Nummer der
Gerichtsmedizin und lässt sich den Sachbearbeiter geben. „Wer hat Ihnen
gemeldet, dass eine Frau erschossen wurde?“
    „Die Polizei von Hollywood.“
    „Welcher
Officer?“
    „Detective
Wagner.“
    „Detective Wagner?“ Scarpetta versteht die Welt
nicht mehr. „Um wie viel Uhr ging der Anruf denn ein?“
    „Ah ... Augenblick bitte ... um vierzehn Uhr elf.“
    Scarpetta
sieht Marino an. „Weißt du noch, wann genau
du mich angerufen hast?“
    Er überprüft sein Telefon. „Vierzehn Uhr
einundzwanzig“, antwortet er.
    Scarpetta schaut auf die Uhr. Inzwischen ist es kurz
vor halb vier. Ihren Flug um halb sieben wird sie wohl nicht mehr schaffen.
    „Stimmt etwas nicht?“, will der Sachbearbeiter
wissen. „Welche Nummer wurde bei Ihnen denn angezeigt, als der angebliche Anruf
von Detective Wagner einging?“
    „Angeblich?“
    „Und es war wirklich eine Anruferin?“
    „Ja.“
    „Klang sie irgendwie sonderbar?“
    „Überhaupt nicht“, antwortet er und hält kurz inne.
„Sie wirkte glaubhaft.“
    „Hatte sie vielleicht
einen Akzent?“
    „Was ist da los, Kay?“
    „Mir schwant Böses.“
    „Lassen Sie mich mal nachsehen. Okay, um vierzehn
Uhr elf. Die Nummer des Anschlusses wurde nicht angezeigt.“
    „Kann ich mir denken“, kommentiert Scarpetta. „Wir
sehen uns in etwa einer

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