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Defekt

Defekt

Titel: Defekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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namens Mark zu
bedenken. „Wir haben keine Schmauchspur-Analyse-Sets bei uns. Das muss schon
die Spurensicherung erledigen.“
    „Wo zum Teufel stecken die bloß?“, fragt Reba
verärgert. Es ist ihr peinlich, dass sie wieder einmal verraten hat, wie unerfahren
sie noch ist.
    „Marino“,
sagt Scarpetta. „Könntest du mal anrufen,
ob der Leichenwagen schon unterwegs ist?“
    „Ich bin nur neugierig“, Marino tritt so dicht auf
Reba zu, dass diese einen Schritt zurückweichen muss, „wie oft Sie schon die
Ermittlungen in einem Mordfall geleitet haben.“
    „Ich möchte, dass Sie jetzt gehen“, erwidert sie.
„Und Dr. Scarpetta ebenfalls. Damit wir anfangen können, die Spuren
sicherzustellen.“
    „Die Antwort lautet: noch nie“, spricht Marino
einfach weiter. „Sie hatten noch nie mit einem Mord zu tun.“ Seine Stimme wird
lauter. „Und wenn Sie sich mal die Zeit nehmen würden, einen Blick in Ihr Detektivspielen für Anfänger zu werfen, würden Sie feststellen, dass eine Leiche in den
Zuständigkeitsbereich der Gerichtsmedizin fällt. Und das heißt, dass Dr.
Scarpetta hier das Kommando führt, nicht Sie. Da zu den wunderschönen Titeln,
mit denen ich mich schmücken kann, zufällig auch der eines geprüften Ermittlers
für Tötungsdelikte gehört und ich außerdem Dr. Scarpetta bei ihren Untersuchungen
assistiere, brauche ich mich auch nicht von Ihnen herumschubsen zu lassen.“
    Die beiden Uniformierten haben Mühe, ein Lachen zu
unterdrücken.
    „Und all das bringt uns zu einer unumstößlichen
Schlussfolgerung“, fährt Marino fort. „Dr. Scarpetta und ich leiten momentan
die Ermittlungen, während Sie uns nur im Weg stehen und vom Tuten und Blasen
keine Ahnung haben.“
    „Ich verbitte mir das!“, empört sich Reba, den
Tränen nah.
    „Könnte jemand bitte einen richtigen Detective
holen?“, wendet sich Marino an die Uniformierten. „Denn vorher rühre ich mich
hier nicht von der Stelle.“
     
    31
     
    Benton sitzt in seinem Büro im Erdgeschoss des
Labors für Kognitive Neurologie, einem der wenigen modernen Gebäude auf dem
fünfundneunzig Hektar großen Universitätsgelände, das von jahrhundertealten
Bauten aus Backstein mit Schieferdächern sowie Obstbäumen und Teichen geprägt
wird. Anders als die meisten Büros von McLean hat dieses hier jedoch kein
malerisches Panorama zu bieten, sondern gestattet nur den Blick auf einen
Behindertenparkplatz unmittelbar vor Bentons Fenster, eine Straße und dahinter
ein bei Graugänsen sehr beliebtes Feld.
    Das mit Papieren und Büchern voll gestopfte kleine
Büro liegt in der Mitte des H-förmigen Labors. Zu beiden Seiten befinden sich MRT-Geräte,
deren gemeinsames elektromagnetisches Feld genügen würde, um einen Zug aus den
Gleisen zu heben. Benton hat als einziger forensischer Psychologe sein Büro in
diesem Labor, da er wegen dem BESTIE-Programm jederzeit für die
Neurowissenschaftler greifbar sein muss.
    Er ruft seine Assistentin an.
    „Hat sich unser letzter Normaler schon gemeldet?“
Benton starrt aus dem Fenster und beobachtet zwei Gänse, die über die Straße
watscheln. „Kenny Jumper?“
    „Moment, das könnte er sein.“ Dann: „Dr. Wesley? Ich
habe ihn in der Leitung.“
    „Hallo, Dr. Wesley am Apparat“, sagt Benton. „Guten
Tag, Kenny. Wie fühlen Sie sich?“
    „Es geht so.“
    „Sie klingen, als wären Sie ein wenig erkältet.“
    „Vielleicht eine Allergie. Ich habe eine Katze
gestreichelt.“
    „Ich werde Ihnen jetzt noch ein paar Fragen stellen,
Kenny“, fährt Benton mit einem Blick auf den Fragebogen für das telefonische
Zweitgespräch fort.
    „Sie haben mich doch schon so viel gefragt.“
    „Das hier sind aber andere Fragen. Reine Routine.
Dasselbe wollen wir von allen Testpersonen wissen, die an unserer Studie
teilnehmen.“
    „Okay.“
    „Erstens, von wo aus rufen Sie an?“, beginnt Benton.
„Von einer Telefonzelle. Sie können mich nicht erreichen, ich muss mich bei
Ihnen melden.“
    „Haben Sie denn kein Telefon?“
    „Wie ich Ihnen schon gesagt habe, wohne ich bei
einem Freund hier in Waltham, und der hat keins.“
    „Gut. Dann gehen wir erst einmal ein paar Dinge
durch, die Sie mir gestern erzählt haben, Kenny. Sie sind unverheiratet.“
    „Ja.“
    „Vierundzwanzig Jahre alt.“
    „Ja.“
    „Weiß.“
    „Ja.“
    „Kenny, sind Sie Rechtshänder oder Linkshänder?“
    „Rechtshänder. Ich habe keinen Führerschein, falls
Sie einen Ausweis brauchen.“
    „Macht nichts“, erwidert

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