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Defekt

Defekt

Titel: Defekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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gesagt?“ Basil schmunzelt. „Sie
haben weder verschwundene Personen noch eine Tochter erwähnt.“
    „Die geben mir meine Post nicht.“
    „Ich kümmere mich darum, Basil.“
    „Das haben Sie mir schon vor einer Woche
versprochen. Ich verlange meine Post. Und zwar noch heute. Seit ich mich mit
denen angelegt habe, geben sie mir meine Post nicht mehr.“
    „Also seit Sie wütend auf Geoff geworden sind und
ihn Onkel Remus genannt haben.“
    „Und zur Strafe hält er meine Post zurück. Außerdem
glaube ich, dass er in mein Essen spuckt. Ich will meine ganze Post, und zwar
auch die alten Briefe, die schon seit einem Monat rumliegen. Und dann können
Sie mir noch eine andere Zelle besorgen.“
    „Das geht nicht, Basil. Es ist nur zu Ihrem eigenen
Besten.“
    „Offenbar interessiert es Sie doch nicht, was ich zu
sagen habe“, stellt Basil fest.
    „Was wäre, wenn ich Ihnen zusichere, dass Sie noch
heute Abend Ihre Post bekommen?“
    „Andernfalls ist unsere kleine Plauderei über den
Christmas Shop zu Ende. Allmählich langweilt mich Ihr kleines Forschungsprojekt.“
    „Der einzige Weihnachtsladen, den ich ausfindig
machen konnte, war der in Las Olas am Strand“, erwidert Benton. „Am 14. Juli
sind Florrie Quincy und ihre siebzehnjährige Tochter Helen von dort
verschwunden. Wissen Sie etwas darüber, Basil?“
    „Ich habe ein schlechtes Namensgedächtnis.“
    „Dann beschreiben Sie mir den Christmas Shop, wie
Sie sich daran erinnern.“
    „Bäume mit Lämpchen, Modelleisenbahnen und überall
Glitzerkram“, antwortet Basil, inzwischen ernst. „Das habe ich Ihnen doch schon
alles erzählt. Jetzt will ich, dass Sie mir erklären, was Sie in meinem Kopf
gesehen haben. Haben Sie die Bilder gesehen?“ Er tippt sich an die Stirn. „Sie
hätten doch längst alles sehen müssen, was Sie interessiert. Also verschwenden
Sie nur meine Zeit. Ich will meine gottverdammte Post!“
    „Ich habe es Ihnen doch versprochen.“
    „Hinten im Lagerraum stand eine Art Schrank, Sie
wissen schon, so ein großer Spind. Ein total blödes Ding. Ich habe sie
gezwungen, ihn aufzumachen. Da waren lauter Sammlerobjekte drin, in
Deutschland hergestellt, in bemalten Holzschächtelchen. Hansel und Gretel,
Snoopy, Rotkäppchen und solches Zeug. Sie hat sie eingeschlossen, weil sie sehr
teuer sind, und ich meinte: >Warum denn der Mist? Der Dieb brauchte doch
bloß den ganzen Spind zu klauen. Denkst du wirklich, das Wegschließen
verhindert, dass jemand den Kram stiehlt?<„
    Er verstummt und starrt auf die Wand aus
Betonblöcken.
    „Worüber haben Sie sonst noch geredet, bevor Sie sie
getötet haben?“
    „>Du musst jetzt dran glauben, Fotze<, habe
ich zu ihr gesagt.“
    „Und wann genau haben Sie mit ihr über den Spind im
Hinterzimmer geredet?“
    „Das habe ich nicht.“
    „Ich dachte, Sie hätten mir gerade erzählt ...“
    „Ich habe nie behauptet, dass ich mit ihr drüber
geredet hätte“, gibt Basil ungeduldig zurück. „Ich will, dass Sie mir etwas
verschreiben. Warum verschreiben Sie mir nichts? Ich kann nicht still sitzen.
Erst fühle ich mich, als könnte ich alles durchvögeln, und dann werde ich
depressiv und komme nicht mehr aus dem Bett hoch. Ich will meine Post.“
    „Wie oft masturbieren Sie am Tag?“, fragt Benton.
    „Sechs- bis siebenmal, vielleicht zehn.“
    „Öfter als sonst?“
    „Seit unserem kleinen Gespräch gestern habe ich den
ganzen Tag lang nichts anderes gemacht. Ich bin nur aus dem Bett aufgestanden,
um zu pinkeln, habe kaum was gegessen und mir das Duschen gespart. Ich weiß, wo
sie ist“, fügt er hinzu. „Besorgen Sie mir meine Post.“
    „Mrs. Quincy?“
    „Schauen Sie, ich sitze hier drin.“ Basil lehnt sich
zurück. „Was habe ich also zu verlieren? Welchen Anreiz habe ich, mich richtig
zu verhalten? Privilegien, ein paar Sonderrechte, dann spiele ich vielleicht
mit. Ich will meine verdammte Post.“
    Benton steht auf, öffnet die Tür und weist Geoff an,
in die Poststelle zu gehen und sich nach Basils Post zu erkundigen. Er merkt
dem Wachmann an, dass er weiß, was aus Basils Post geworden ist, und keine
große Lust hat, ihm das Leben angenehm zu machen. Also stimmt es offenbar:
Basils Post wurde absichtlich zurückgehalten.
    „Bitte erledigen Sie das für mich“, sagt Benton zu
Geoff und sieht ihn eindringlich an. „Es ist wichtig.“
    Geoff verschwindet mit einem Nicken. Nachdem Benton
die Tür geschlossen hat, nimmt er wieder am Tisch Platz.
     
    Eine Viertelstunde

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