Defekt
später beenden Benton und Basil
ihr Gespräch, das nichts weiter als ein Dschungel aus widersprüchlichen
Informationen und ein absichtliches Verwirrspiel ist. Es kostet Benton Mühe,
sich seinen Ärger nicht anmerken zu lassen, und er ist erleichtert, Geoff zu
sehen.
„Ihre Post liegt auf Ihrem Bett“, verkündet Geoff
von der Türschwelle aus mit einem harten, kalten Blick auf Basil.
„Wehe, wenn Sie meine Zeitschriften gestohlen
haben.“
„Niemand interessiert sich für Ihre beschissenen
Anglerzeitschriften. Verzeihung, Dr. Wesley. Es liegen vier davon auf Ihrem
Bett“, fügt er, an Basil gewandt, hinzu.
Basil wirft eine imaginäre Angelrute aus. „Der, der
entkommen ist“, meint er, „ist immer der Größte. Als ich klein war, ist mein
Vater mit mir zum Angeln gegangen. Wenn er nicht gerade damit beschäftigt war,
meine Mutter zu schlagen.“
„Ich warne Sie“, sagt Geoff. „Und zwar in Gegenwart
von Dr. Wesley. Wenn Sie mir wieder Ärger machen, Jenrette, sind Ihre Post und
Ihre Anglerzeitschriften nicht mehr Ihr einziges Problem.“
„Sehen Sie jetzt, was ich meine?“, beklagt Basil
sich bei Benton. „So muss ich mich hier behandeln lassen.“
35
Im Lagerraum öffnet Scarpetta einen Tatortkoffer,
den sie im Hummer mitgebracht hat. Sie entnimmt ihm Reagenzgläser mit
Natriumperborat, Natriumkarbonat und Luminol, die sie in einem Behälter mit
destilliertem Wasser anmischt. Nachdem sie die Lösung geschüttelt hat, füllt
sie sie in eine schwarze Sprühflasche um.
„Ich dachte, du hättest für dein freies Wochenende
etwas anderes geplant gehabt“, merkt Lucy an, während sie eine
35-Millimeter-Kamera auf einem Stativ befestigt.
„Es geht doch nichts über gemeinsame
Unternehmungen“, erwidert Scarpetta. „So sehen wir uns wenigstens mal wieder.“
Die beiden sind mit weißen Einweg-Overalls,
Überschuhen, Sicherheitsbrillen, Gesichtsmasken und Mützen vermummt. Die Tür
zum Lagerraum ist zu. Inzwischen ist es kurz vor acht Uhr abends; das Beach Bum
ist schon wieder vor Ende der offiziellen Ladenöffnungszeit geschlossen.
„Gib mir einen Moment, um die Umgebung aufzunehmen“,
sagt Lucy und schraubt einen Fernauslöser an die Kamera. „Erinnerst du dich an
damals, als wir noch eine Socke benutzen mussten?“
Die Sprühflasche darf auf dem Foto auf keinen Fall
zu sehen sein, was nur funktioniert, wenn Flasche und Düse schwarz sind oder
mit schwarzem Material verhüllt werden. Und in Ermangelung einer Alternative
klappt das mit einer schwarzen Socke prima.
„Schön, dass wir jetzt nicht mehr so aufs Geld schauen
müssen“, ergänzt Lucy, und die Blende öffnet sich, als sie auf den Auslöser
drückt. „Wir haben schon lange nicht mehr zusammengearbeitet. Außerdem nerven
Geldsorgen.“
Mit der auf dem Stativ montierten Kamera
fotografiert sie ein Stück Regal und Betonboden.
„Ich weiß nicht so recht“, antwortet Scarpetta. „Wir
haben es immer irgendwie geschafft, und in vielerlei Hinsicht sogar besser als
jetzt, weil die Verteidiger einen nicht mit einer ellenlangen Liste von
Nein-Fragen bombardiert haben. Haben Sie eine MCS-Forensische-Lichtquelle
benutzt? Was ist mit Super-Stick-Knetmasse? Haben Sie einen
Laser-Flugbahnzeiger verwendet? Kam das destillierte Wasser aus einer Ampulle?
Was? Sie haben destilliertes Wasser aus der Flasche genommen? Wo hatten Sie das
denn her? Von 7-Eleven? Sie haben Material zur Beweismittelsicherung in einem
Supermarkt gekauft?“
Lucy macht noch ein Foto.
„Haben Sie auch die DNA der Bäume, Vögel und
Eichhörnchen im Garten getestet?“, fährt Scarpetta fort, während sie einen
schwarzen Gummihandschuh über den aus Baumwolle zieht, den sie bereits trägt.
„Und warum haben Sie nicht das gesamte Stadtviertel gestaubsaugt, um
Faserspuren sicherzustellen?“
„Offenbar hast du wirklich schlechte Laune.“
„Ich habe den Eindruck, dass du mir aus dem Weg gehst.
Du rufst mich nur an, wenn du mich brauchst.“
„Ich kenne niemanden, der so etwas besser könnte als
du.“
„Mehr bedeute ich dir also nicht? Bin ich für dich
nur eine Mitarbeiterin?“
„Wie kannst du mir so eine Frage stellen? Soll ich
das Licht ausmachen?“
„Los.“
Als Lucy an einer Schnur zieht, verlischt die
Glühbirne an der Decke, und der Raum liegt in völliger Dunkelheit. Scarpetta
fängt an, eine Kontrollprobe Blut - ein einziger Tropfen auf einem Stück Pappe
- mit Luminol zu besprühen. Das Blut leuchtet grünlich-blau auf und
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