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Deichgrab

Deichgrab

Titel: Deichgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
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gehen. Da der Sparladen im Dorf am Samstag schon mittags schloss, fuhr er direkt in die Stadt.
    Der Weg führte ihn über den alten Außendeich direkt zur Ortseinfahrt Niebülls. Gleich links hinter dem Ortsschild lag die alte Jugendherberge. Mit dem Sohn des Herbergsvaters war er damals zur Schule gegangen.
    Über die Hauptstraße fuhr er ins Gewerbegebiet. Er versuchte einen Parkplatz direkt am Eingang des Supermarktes zu ergattern. Es gelang ihm auch, da er einer jungen Frau in einem roten Kombi die Vorfahrt nahm und ihre wütenden Gesten hinter der Windschutzscheibe einfach ignorierte.
    Einen Einkaufswagen vor sich herschiebend schlenderte er durch die Gänge, legte Aufschnitt, Brot, Obst, Milch, Joghurt und Wein in den Wagen. Da er nicht besonders gut kochen konnte, und keine Zeit haben würde, diese Fähigkeit in den nächsten Tagen zu perfektionieren, beschränkte er sich auf die wenigen Dinge in seinem Einkaufswagen. Zur Not konnte er ja immer noch essen gehen.
    An der Kasse stellte er fest, dass er nicht genügend Bargeld hatte, freute sich aber über die hilfsbereite Kassiererin, die ihm lächelnd mitteilte, dass er selbstverständlich auch mit seiner EC-Karte zahlen könnte. Mit zwei vollen Einkaufstüten kehrte er gut gelaunt zu seinem Wagen zurück.
    Er verspürte noch keine Lust zurück ins Dorf zu fahren, steuerte deshalb den alten Marktplatz an und parkte seinen Wagen. Durch den kleinen, angrenzenden Park schlenderte er zum Gelände seiner alten Schule. Nachdem er die letzte Klasse der Grundschule im Dorf erfolgreich absolviert hatte, war er hierher auf das Gymnasium versetzt worden. Jeden Tag war er mit dem Bus in die Stadt gefahren. Eigentlich eine schöne Zeit, wenn er so daran zurückdachte. Ob sein alter Klassenlehrer noch lebte? Wie hieß er noch gleich? Herr Fedders? Oder, nein, Herr Sörensen. Großer, stattlicher Mann, helles Haar, kleine Brille.
    Ohne es zu merken, war er plötzlich auf dem Rathausplatz angekommen. Er hob etwas Geld am Bankomat der Bank rechts neben dem Rathaus ab und setzte sich anschließend in das kleine Café, dessen Tische und Stühle bei dem schönen Wetter auf dem Rathausplatz standen. Ein freundlicher Kellner in schwarzer Hose und weißem Jackett nahm seine Bestellung auf: einen Kaffee und ein großes Bananensplitt mit extra Sahne.
    Während er wartete, wanderte sein Blick hinüber zum Kunstmuseum. Ein Plakat an der Eingangstür erregte seine Aufmerksamkeit. Tom konnte es wegen der Entfernung zwar nicht genau erkennen, nahm aber an, dass es für eineWanderausstellung warb. Auf das Museum war man hier sehr stolz. Auch wenn es sich nur um eine Kleinstadt handelte, hatten hier schon namhafte Künstler ihre Werke ausgestellt. Irgendjemand hatte mal gesagt: ›Kunst ist da, wo man sie macht!‹ Und so unbedeutend war diese Gegend rein künstlerisch gesehen ja auch gar nicht.
    Der Kellner brachte die Bestellung und er löffelte zunächst langsam die Sahne vom Eis. Augenblicklich fühlte er sich in seine Kindheit zurückversetzt. Mit seinem Großvater war er häufig ins Eiscafé gegangen, meistens sonntags. Schon damals hatte er am liebsten Bananensplitt gegessen.
    Im Dorf von Onkel Hannes hatte es leider kein Eiscafé gegeben. Er konnte sich auch nicht vorstellen, dass sich das bis heute geändert hatte. Viele Jahre war ihm deshalb der süße Geschmack dieser leckeren Köstlichkeit verwehrt geblieben. Nur einmal, es war sein vierzehnter Geburtstag gewesen, hatte Onkel Hannes versucht, ihm ein Bananensplitt zu machen. Er hatte eine Banane in der Mitte durchgeschnitten und sie anstelle von Eis mit der doppelten Portion Sprühsahne gefüllt. Natürlich war das für ihn kein wirklicher Ersatz gewesen, aber er hatte sich so sehr über diese Aufmerksamkeit von Onkel Hannes gefreut, dass er sogar einen Nachschlag verlangt hatte.
    Tom deutete dem Kellner an, dass er zahlen wollte. Aufgrund der süßen Kindheitserinnerungen war er großzügig mit dem Trinkgeld.
    Langsam spazierte er im Schein der Nachmittagssonne zu seinem Wagen zurück.

     
    Enttäuscht legte Broder Petersen den Telefonhörer auf. Das war nun schon der zwölfte, erfolglose Anruf gewesen. Er blickte auf den Notizblock, der neben dem Telefon lag. Er musste unbedingt den richtigen Namen finden. Sonst käme am Ende die ganze Geschichte doch noch raus. Vielleicht sollte er die Suche doch bis Flensburg ausdehnen?
    Er stopfte seine Pfeife. Der Tabak ließ sich schwer entzünden. Broder musste einige Male kräftig an der

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