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Deichgrab

Deichgrab

Titel: Deichgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
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sein«, sagte er zu Tom.
    »Wieso?«
    »Na ja, sonst hätte sie sich doch niemals mit so einem wie dem Klaus Nissen eingelassen.«
    Tom blickte ihn fragend an.
    »Zum einen ist er doch viel älter als Elke und besonders gut ausschauen tut er auch nicht.«
    »Vielleicht hat er andere Qualitäten.«
    »Außerdem weiß doch jeder im Dorf, was das für ein Windhund ist. Der hat doch ständig seine Frau betrogen. Mal mit der, mal mit der anderen. Und nach Flensburg ist er auch regelmäßig gefahren.«
    »Und?«
    »Weiß doch auch jeder, was der da getrieben hat. Ich sag nur Olaf Samson Gang.«
    »Was ist denn da?«
    »Na, im Puff war er da!«
    »Und seine Frau hat all die Jahre nichts bemerkt?«
    »Was weiß ich, wie der sich immer rausgeredet hat? Jedenfalls hat sie ihn nicht verlassen!«
    »Aber vielleicht lässt sich so erklären, warum du ihn in der Fabrik getroffen hast. Wahrscheinlich hat er sich dort mit einer Bekanntschaft getroffen. Ist doch klar, warum er dich angelogen hat, konnte ja wohl kaum sagen: ›Ich bin eben mal auf eine schnelle Nummer mit einer deiner Kolleginnen vorbeigekommen‹.
    Er fing einen vorwurfsvollen Blick auf.
    »Nun tu nicht so! Du hast doch damit angefangen!«
    Haie versuchte das Thema zu wechseln, denn über Klaus Nissen hatte er sich bereits ausgiebig in den letzten Stunden den Kopf zerbrochen.
    »Und, was macht Marlene? Kommt sie heute noch vorbei?«
    Toms Magen krampfte sich kurz zusammen. Er spürte einen leichten Stich in seiner rechten Brust.
    »Sie fährt heute zurück nach Hamburg. Hat wohl einen Termin an der Uni.«
    »Und wann kommt sie wieder?«
    Er zuckte mit den Schultern und erzählte von seinem Besuch bei Herrn Schmidt, und dass Herr Crutschinow sein Angebot zurückgezogen hatte.
    Haie runzelte die Stirn.
    »Wieso dass denn?«
    »Herr Schmidt hatte den Eindruck, er käme wohl nicht so schnell wieder. Hat sich wohl verabschiedet, als sei es für immer. Wusstest du eigentlich, dass die Marlies Johannsen damals hinter dem Lorentz Mommsen her war?«
    »Na ja, ganz so war es auch nicht. Der Lorentz hat ihr doch auf jeder Feier den Hof gemacht. Obwohl der schon verheiratet war. Hat der Marlies natürlich geschmeichelt. War ja auch ein hübsches Ding. Aber ob die nun wirklich was miteinander gehabt haben? Schwer zu sagen. Die Marlies hat dann den Volker geheiratet.«
    Tom rührte kräftig in dem großen Suppentopf.
    »Und wenn sie doch etwas miteinander gehabt haben?«
    »Dann ist Volker vielleicht wirklich nicht der Vater von Britta, so wie Marlene vermutet hat.«
    Er starrte auf den dampfenden Teller Hühnersuppe, den Tom vor ihn auf den Tisch gestellt hatte.
    »Guten Appetit!«
    Zögernd nahm Haie den Löffel in die Hand. Eigentlich hatte er gar keinen Hunger. Er verspürte immer noch unterschwellig diese Übelkeit und war eigentlich froh, seinen Magen vollkommen entleert zu haben. Noch bevor er den ersten Löffel in den Mund geschoben hatte, wusste er, das er die Suppe nicht bei sich behalten konnte. Und so sprang er bereits nach dem zweiten Löffel auf und rannte ins Badezimmer. Tom blickte ihm mitleidig hinterher. Die Medizin schien nicht zu helfen.

     
    Frank fragte sich immer noch, was genau Klaus mit seinen Äußerungen gemeint haben konnte. Sein Vater sollte seine Schuld zugeben? Schuld, woran?
    Wie gewohnt, stellte er seinen Wagen auf dem Vorplatz ab. Er ging nicht sofort ins Haus, sondern schlenderte durch die Stallgebäude. Alles war ruhig. Die Schweine waren gefüttert, der Knecht nirgends zu sehen. Wahrscheinlich war er aufs Feld gefahren.
    Er strich mit seinen Händen über die kühlen Steine der Stallwand. Sein Vater hatte wirklich viel aus dem Hof gemacht. Früher hatte hier lediglich eine Art Blechverschlag gestanden. Über eine Leiter hatte man auf einen Zwischenboden klettern können.
    Als Kind hatte er dort häufig Verstecken gespielt, oft sogar mit Britta. Bis es eines Tages von seinem Vater verboten wurde. Angeblich war der Stall zu baufällig, das Spielen darin zu gefährlich gewesen. Broder hatte wie ein Schießhund darüber gewacht, dass niemand den Stall betrat. Er hatte sich immer gefragt, warum sein Vater den Stall nicht abreißen ließ, wenn es so gefährlich war, ihn zu betreten. Aber das geschah erst etliche Zeit später.
    Einige Wochen nachdem Britta verschwunden war, kamen Bagger auf den Hof und walzten den Stall nieder.

46
    Tom aß in aller Ruhe seine Suppe auf und schaute anschließend nach Haie. Der hatte sich wieder auf das Sofa gelegt

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