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Deichgrab

Deichgrab

Titel: Deichgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
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sprechen! Er muss sagen, dass er es war! Sonst bin ich doch allein schuld, wenn er stirbt!«
    Panik klang aus seinen Worten. Frank verstand jedoch nicht, worum es überhaupt ging. Er befreite sich von der Hand, mit der Klaus sich Halt suchend an ihn klammerte.
    »Nun mal langsam. Lass uns mal in Ruhe unten eine Zigarette rauchen, und du erzählst mir, was überhaupt los ist.«
    »Nein, ich muss doch zu Broder!«
    Er wollte sich wieder der Tür zum Intensivbereich zuwenden, aber Frank packte ihn am Arm und zog ihn energisch den Gang entlang zum Aufzug. Die Schwester blickte den beiden verständnislos hinterher.
    In der Eingangshalle organisierte Frank aus dem Zigarettenautomaten eine Schachtel Marlboro. Klaus saß zusammengesunken auf einem der Stühle im Besucherraum. Er wirkte wie ein Häufchen Elend. Mit zittrigen Händen griff er nach der Zigarette, die Frank ihm anbot.
    »So, nun erzähl mal der Reihe nach. Warum musst du unbedingt mit Vater sprechen?«
    Klaus begann wieder zu zittern.
    »Das kann ich dir nicht sagen. Ich muss das unbedingt mit ihm selbst besprechen!«
    »Was?«
    »Na wegen der Unterlagen. Und er muss gestehen, dass er an allem schuld ist!«
    Frank runzelte seine Stirn.
    »Etwa die Unterlagen, nach denen der Crutschinow in Vaters Schreibtisch gesucht hat?«
    Klaus blickte erschrocken auf.
    »Er war da?«
    »Ja, und ich will nun endlich wissen, was das für Unterlagen sind!«
    Klaus hatte die Frage gar nicht gehört. In Gedanken erschien ihm Vladimir Crutschinow. Er sprang auf.
    »Ich muss gehen!«
    Er rannte aus der Eingangshalle. Frank sah ihm verständnislos hinterher. Schließlich erhob er sich und drückte Klaus’ noch glimmende Zigarette im Aschenbecher aus.

     
    Tom stieg langsam die Treppe hinunter. Aus dem Badezimmer hörte er seltsame Geräusche. Es klang, als wenn Haie sich übergab. Er klopfte an die Badezimmertür.
    »Alles in Ordnung?«
    »Geht schon.«
    In der Küche räumte er die Unterlagen vom Tisch und deckte das Frühstück auf. Nach einer Weile erschien Haie in der Küchentür.
    Er sah furchtbar aus. Sein Gesicht war bleich, seine Augen gerötet.
    »Geht es dir nicht gut?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Mein Magen spielt verrückt. Ist wohl die Aufregung der letzten Tage. Ich leg mich nochmal hin. Könntest du mir vielleicht einen Tee kochen?«
    Tom nickte. Im Küchenschrank hatte er noch Teebeutel gesehen. Als das Wasser kochte, goss er es in eine Tasse und hängte einen der Beutel hinein. Vorsichtig trug er die Tasse ins Wohnzimmer.
    Haie lag auf dem Sofa. Die Vorhänge waren noch zugezogen, die Luft im Raum roch sauer. Er stellte die Tasse ab, zog die Vorhänge auf und öffnete das Fenster. Haie stöhnte laut und drückte eine Hand auf seinen Bauch.
    »Soll ich vielleicht einen Arzt rufen?«
    »Ach was, heute Nachmittag geht es mir bestimmt schon wieder besser!«
    Während er frühstückte, überlegte er, was es heute alles zu erledigen gab.
    Zunächst wollte er sich um einen Stein für Hannes’ Grab kümmern. Geld dafür war ja nun reichlich vorhanden. Danach könnte er nochmal bei Herrn Schmidt nachfragen, ob sich vielleicht noch ein weiterer Interessent für das Haus gemeldet hatte.
    Als er sich einen zweiten Toast mit Marmelade bestrich, hörte er, wie sich Haie erneut im Bad übergab. Er stand auf, nahm im Flur seine Jacke vom Haken.
    »Haie? Ich fahre in die Stadt und bringe dir etwas aus der Apotheke mit!«
    Er fuhr zunächst zum Büro von Herrn Schmidt. Das Schild an der Tür hing auf ›geöffnet‹. Herr Schmidt saß am Schreibtisch. Als er Tom sah, lächelte er.
    »Herr Meissner, was kann ich für Sie tun?«
    »Ich wollte nur mal hören, ob sich wegen des Hausverkaufs etwas getan hat?«
    Er setzte sich auf einen der Cordstühle. Herr Schmidt schüttelte mitleidig seinen Kopf.
    »Leider nicht, leider nicht. Und ich muss Ihnen sagen, Herr Crutschinow hat sein Angebot zurückgezogen.«
    Tom horchte auf.
    »Zurückgezogen? Aber wieso das denn? Ich dachte, er wollte das Haus schon zu Lebzeiten meines Onkels unbedingt haben.«
    Herr Schmidt zuckte mit den Schultern.
    »So ganz verstanden habe ich das auch nicht. Er sagte nur, er sei an dem Haus nicht mehr interessiert und so wie er sich verabschiedet hat ... Klang beinahe, als käme er nie wieder.«
    »Merkwürdig. Sagen Sie, halten Sie es eigentlich für möglich, dass Broder Petersen ein Verhältnis mit Marlies Johannsen gehabt haben könnte?«
    Der Immobilienmakler blickte ihn überrascht an.
    »Ich weiß

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