Dein Blick in meiner Morgenroete
Narjana klar. Sie warf Tordjann einen warnenden Blick zu.
»Was auch immer. Werfen wir uns mit ins Vergnügen!«
»Oh, Scheiße!«, stieß Narjana aus, als sich der Wolf vor ihren Augen in einen rothaarigen Jungen verwandelte, der anfing, die neu ankommenden Seeker mit Feuerbällen anzugreifen. »Ignis! Es ist ein verdammter Ignis und er kämpft auf ihrer Seite! Ich fasse es nicht! Das ist …«
»Was bitte ist ein Ignis?«
»Sie gelten als ausgestorben. Ein Gendefekt soll bewirkt haben, dass sie keine männlichen Nachkommen mehr zeugen konnten und die Einhörner haben ihnen dann den Rest gegeben. Einhörner und Ignis sind Feinde, denn die Ignis ernähren sich von der Essenz von Lebewesen und Einhörner sind ihre Lieblingsspeise.«
»Sieht aber nicht so aus, als wären der Ignis und das Einhornmädchen Feinde«, gab Tordjann zu bedenken. »Sie kämpfen auf derselben Seite. So viel also zur Theorie.«
»Das sehe ich auch, dass sie zusammen kämpfen! Ich frage mich, wie wir jetzt an Cole und Faith rankommen wollen. Verdammt!«
»Wo ist das Problem? Ich werde mit denen schon fertig.«, sagte Tordjann finster.
Narjana schüttelte den Kopf.
»Nicht mit einem Ignis. Sie sind so gut wie unbesiegbar. Nur Einhörner können einen Ignis töten.« Narjana ballte die Fäuste, als sie hilflos das Geschehen beobachtete. Wieder einmal war ein Plan gescheitert. »Wir müssen hier weg. Ein neuer Plan muss her, verdammt! Zumindest sieht es so aus, als wenn die Seeker auf verlorenem Posten stehen. Mit dem Ignis an ihrer Seite werden Cole und Faith das hier heute überleben. Wir haben also noch eine Chance. Das einzig Gute ist, dass die Umbra heute Abend einige Verluste einzustecken hat. Ich wette, die alten Säcke werden vor Wut platzen!«
»Du willst sie wirklich heute laufen lassen?«, knurrte Tordjann unwillig.
»Was an dem Satz: Nur Einhörner können einen Ignis töten , hast du nicht verstanden? Er wird dich mit seinen Feuerbällen rösten. Und mich und das Kind dazu. Willst du das?«
Tordjann schüttelte den Kopf.
»Natürlich nicht!«, sagte er ärgerlich. »Also gut! Verschwinden wir von hier. Aber wir müssen uns den nächsten Plan wirklich gut überlegen. Ich habe langsam die Schnauze voll. Diese beiden Shadowcaster sind wie ein Stachel in meinem Hintern!«
»In meinem auch, mein Lieber. In meinem auch!«
***
»Ich hab einen erwischt«, schrie Cherryl mit schriller Stimme. »Oh. Mein. Gott! Ich hab ihn echt gekillt! Scheiße! Ich hab den Mistkerl voll erwischt!«
»Freu dich später«, knurrte ich und verpasste dem Seeker vor mir einen Tritt in die Weichteile, ehe ich ihn beim Schopf packte und die Klinge über die Kehle zog.
»Wie viele von den Biestern kommen denn noch?« Cherryl schrie auf, als ein Seeker nach ihr greifen wollte. Ich stieß ihren Angreifer zu Boden und sie stand zögernd mit dem Messer über ihm.
»Worauf wartest du?« Kurzerhand stieß ich dem Seeker mein Messer ins Herz. »So geht das! Hab keine Gnade, Cherryl. Er hätte auch keine Skrupel, dich zu töten, verdammt! Das nennt man Selbstverteidigung.«
»Entschuldige, wenn töten nicht zu den Dingen gehört, die ich aus dem Effeff beherrsche. Der eben war mein Erster, okay?«
»Ich weiß, Cherryl«, sagte ich seufzend.
»Sie ziehen sich zurück«, verkündete Julia neben mir, die wieder ihre menschliche Gestalt angenommen hatte.
Tatsächlich sprang ein Seeker im letzten Moment durch ein Portal auf der Tanzfläche, ehe es sich hinter ihm schloss. Darren und Cole wandten sich zu uns um und Erleichterung machte sich auf ihren Gesichtern breit. Julia lief auf Darren zu und er schloss sie in seine Arme. Neben mir sackte Cherryl zusammen und blieb mit dem Rücken gegen den Tresen gelehnt sitzen, das blutige Messer noch immer in ihren Händen.
»Es ist vorbei, Cherryl«, sagte ich sanft und nahm ihr das Messer aus den Händen. »Alles ist gut.« Ich konnte jetzt nichts weiter für sie tun. Der Heiler würde ihr etwas geben, um ihre Nerven zu beruhigen.
Cole kam zu mir und zog mich in seine Arme. Ich atmete erleichtert seinen vertrauten Geruch ein. Seine Nähe wirkte immer beruhigend auf mich. Es musste an seinem Geruch liegen.
»Wir haben gesiegt«, sagte ich und blickte zu Cole auf. »Und ich bin nicht entführt worden!«, fügte ich hinzu.
Cole grinste.
»Das erscheint mir ein großer Fortschritt zu sein«, scherzte er. Dann blickte er an mir hinab und runzelte die Stirn. »Aber du bist verletzt! Warum sagst du mir nichts? Wir
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