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Dein Blick so kalt

Dein Blick so kalt

Titel: Dein Blick so kalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Loehnig
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Angst um Lou machte ihn beinahe wahnsinnig. Rannten Russo und Mertens in die fasche Richtung? Sie waren überzeugt, Onkel Achim habe Daniela ermordet und Lou entführt. Lysander war sich da längst nicht mehr so sicher. Nicht nach dem Gespräch gestern. Und seine Intuition sagte ihm auch etwas anderes.
    Mertens hatte ihn nach dem Gespräch mit Onkel Achim beiseitegenommen. »Entweder leugnet er seine Taten selbst vor sich. Das ist nicht ungewöhnlich. Deshalb wirkt er relativ überzeugend mit seinen Unschuldsbeteuerungen. Oder er ist ein eiskalter Hund. Jedenfalls spricht die Beweislage gegen ihn. Für Dr. Bergmair wird es langsam eng.«
    »Und wenn er es wirklich nicht war? Dann verlieren Sie Zeit. Sie müssen…«
    »Wir ermitteln in alle Richtungen. Keine Sorge.«
    Lysander war gegangen und hatte seine Angst, dass die Kripo die falsche Spur verfolgte, mit nach Hause genommen. Der Laptop vor ihm auf dem Küchentisch war inzwischen hochgefahren. Keine Nachricht von Meo. Und natürlich auch keine von Lou, auch wenn er dies insgeheim gehofft hatte.
    Vielleicht tat sich auf der Facebook-Seite etwas. Er loggte sich ein. Nichts Neues. Außer mitleidvollen und mutmachenden Kommentaren und einer erneuten Anfrage des Bildzeitungsreporters. Lysander ignorierte sie und wechselte auf die Seite der Münchner Zeitung. Er rechnete nicht unbedingt damit, dass es Neuigkeiten über Onkel Achim gab, die schon online standen. Dennoch sah er nach.
    Wetterchaos in Australien. Banken sahnen ab. Autofahrer rast in Fußgängergruppe. Er scrollte weiter. Prostituierte springt in den Tod. Sein Blick blieb am dazugehörenden Foto hängen. Unwillkürlich stockte sein Atem. Das Edelweißtatoo auf dem Oberarm, das hatte er doch schon einmal gesehen. Bei dieser Frau, die gegen Onkel Achim ausgesagt hatte. Auch wenn die Augen auf dem Foto mit einem schwarzen Balken unkenntlich gemacht worden waren, bestand kein Zweifel. Sie war es. Diese gefärbten blonden Haare, das spitze Kinn, das Tattoo.
    Melanie P., die unter dem Künstlernamen Chantal dem ältesten Gewerbe der Welt nachging, sprang in der vergangenen Nacht aus Liebeskummer sechzehn Stockwerke in die Tiefe.
    Lysander starrte auf den Bildschirm. Das war doch kein Zufall. Nie und nimmer. Mit wem hatte sie damals im Flur des Polizeipräsidiums telefoniert? Wem hatte Melanie P. gesagt, dass die Polizei ihre Angaben gefressen hatte?
    Er zog das Handy hervor und rief Meo an. Die Stimme seines Bruders klang verschlafen. »Was ist denn los? Weißt du, wie spät es ist?«
    »Die Frau, die Onkel Achim identifiziert hat, ist tot. Angeblich hat sie sich umgebracht. Das glaube ich einfach nicht. Das kann kein Zufall sein!«
    »Was?« Mit einem Schlag klang Meo hellwach. »Woher hast du die Info?«
    »Ist online.«
    »Bist du sicher, dass sie das ist?«
    »Ja. Ich schick dir den Link.«
    »O.k. Ich schau es mir gleich an und bring es beim Morgenmeeting auf den Tisch. Bin gespannt, was die Kollegen, die nach diesem Selbstmord vor Ort waren, dazu sagen. Muss aber nicht sein, dass Lous Onkel deshalb unschuldig ist.«
    »Wieso?«
    »Es könnte auch sein, dass jemand diese unliebsame Zeugin für ihn beseitigt hat. Oder?«
    Lysander verschlug es die Sprache. Allerdings nur für eine Sekunde. Dann kochte Wut in ihm hoch. »Was ist mit dem Telefonat im Präsidium? Was sie da gesagt hat, ist ja wohl ein Hinweis, dass Lous Onkel der Mord an Daniela angehängt werden soll. Habt ihr in seiner Wohnung die Canon gefunden? Oder vielleicht doch eine Nikon, wie er sagt?«
    »Die Nikon.«
    »Aha. Was ist eigentlich mit der Seriennummer. Hast du da schon Infos?«
    »Canon arbeitet mit Hochdruck daran. Das Kameragehäuse wurde in Amerika verkauft. Wir mussten also den Herausgabebeschluss übersetzen lassen und uns mit Canon USA in Verbindung setzen. Das ist alles nicht so einfach und eigentlich dürfte ich dir das gar nicht erzählen.«
    »Wie lange dauert das?«
    »Sollte es personenbezogene Daten zu dieser Nummer geben, bekommen wir sie umgehend. Das sollte heute passieren, spätestens morgen. Wenn das Kameragehäuse allerdings mit Kreditkarte bezahlt wurde, müssen wir uns an den Kartenbetreiber wenden. Dann dauert das noch einen Tag länger. Oder zwei.«
    »Zwei Tage!« Er wollte sich nicht vorstellen, was Lou bis dahin durchmachte. Warum ging alles so langsam?
    »Ich glaube Onkel Achim. Er war es nicht. Ihr müsst…«
    »Wie wir die Ermittlungen weiterführen, werden wir heute früh besprechen. Wenn es sich bei der

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