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Dein Blick so kalt

Dein Blick so kalt

Titel: Dein Blick so kalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Loehnig
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Protokoll gegeben und unterschrieben hast. Das hast du doch?« Abwartend sah er sie an. Sie nickte.
    Gut. Hervorragend. »Prima. Dann köpf die Flasche. Ich komme gleich.«
    Schon wieder musste er auf die Toilette und suchte sie auf. Normal war das nicht. Er pinkelte ja mehr, als er trank. Und in letzter Zeit trank er viel, neuerdings sogar Cola light. Wegen des Zuckers. Der machte ihn so durstig. Doch mit der zuckerfreien Version ging es ihm auch nicht besser. Vielleicht sollte er doch mal zum Arzt gehen. Heute Morgen war ihm so übel gewesen, dass er sich erbrochen hatte. Irgendwas stimmte nicht mit ihm. Auch das Gewicht war weiter runtergegangen. Vielleicht lag es am Stress mit diesem widerspenstigen Mädchen. Herrgott! Sie machte sich über ihn lustig und gönnte ihm nur wenige schöne Minuten. Und die Hoffnung, dass sich das noch ändern würde, hatte er mittlerweile begraben. Er war frustriert. Diese Sache machte keinen Spaß mehr. Er war so gut wie entschlossen, sie abzubrechen. Besser gesagt zu beenden. Die Aktion mit den Spinnen hatte er abgeblasen, die Bestellung storniert. Er war es leid mit ihr. Doch eines nach dem anderen.
    Er zog den Reißverschluss der Hose zu, betätigte die Spülung und wusch sich die Hände. Dann zog er das Röhrchen aus der Hosentasche und ließ zwei Tabletten in seine Hand gleiten, bevor er es wieder in die Tasche schob und zu Chantal zurückkehrte. Sie saß auf dem Sofa, zwei Gläser Champagner vor sich auf dem Tisch. Als er sich neben sie setzte, reicht sie ihm eines und stieß mit ihm an. »Auf den Denkzettel für Achim. Und dass er ihm nicht wirklich schadet.« Sie ließ das Glas sinken. »Ich meine, wenn sie ihn nun wegen des Mordes einbuchten, weil ich gesagt habe, ich hätte ihn gesehen?«
    Chantal war einfach süß. Eigentlich eine liebe Person. »Dafür brauchen sie schon Beweise. Seine Fingerabdrücke und DNA-Spuren. Spätestens morgen wissen sie, dass er nicht der Mann ist, den sie suchen. Mach dir also keine Gedanken.« Er zog sie an sich und umarmte sie. Ohne dass sie es bemerkte, ließ er dabei die Tabletten ins Glas gleiten.
    Spätestens Morgen würden die Medien sich überschlagen, weil die Beweislage im Fall Daniela Schneider erdrückend war. Doch das sagte er nicht. »Wie geht es mit Mike? Ist er friedlich?«
    Chantal drückte sich fester an ihn. »Gestern ist er gegangen. Ausgezogen. Hat einfach seine Sachen gepackt und ich weiß nicht mal, wo er hin ist. Auf meine SMS antwortet er nicht und ans Handy geht er auch nicht.«
    »Sei froh, dass du ihn los bist.«
    »Ich liebe ihn doch. Hoffentlich kommt er zurück.«
    Das Handy. Das brauchte er. Später. Er musste sicher sein, dass es eingeschaltet war. »Vielleicht hat er jetzt gerade eine SMS geschrieben, dass er dich liebt. Nur dich.«
    Sie machte sich von ihm los und lächelte. »Glaubst du? Wirklich?«
    »Bestimmt. Er hält es doch keine zwei Tage ohne dich aus. Sieh doch mal nach.«
    »Wenn du meinst.« Sie stand auf und ging zum Bett. Das Handy lag auf dem Nachttisch. Sie checkte die eingegangenen Nachrichten. Er checkte, ob die Tabletten sich rückstandslos aufgelöst hatten. Das hatten sie. Bingo. Es lief alles perfekt.
    Mit dem Handy in der Hand kehrte sie zum Sofa zurück und schüttelte traurig den Kopf. »Nichts.« Das Telefon legte sie auf den Tisch.
    »Sicher meldet er sich bald.« Er reichte ihr das für sie bestimmte Glas und nahm sich das andere. »Mike kommt zurück zu dir. Ganz sicher. Darauf trinken wir jetzt.«
    »Ach, du bist einfach süß.« Wieder schenkte sie ihm ihr naives Lächeln. Und einen Augenblick lang tat ihm beinahe leid, was nun geschehen musste.
    Sie leerte das Glas. Die Tabletten enthielten einen Wirkstoff, der die Aufnahme des Alkohols im Blut beschleunigte und daher die Konzentration potenzierte.
    In ein paar Minuten würde Chantal total besoffen sein. Bis es so weit war, ging er noch mal auf die Toilette. Die aufsteigende Übelkeit verdrängte er und atmete durch. Als er das kleine Zimmer wieder betrat, saß Chantal weinend auf dem Sofa. »Der Mike liebt mich nicht«, lallte sie. »Nich’ in… nich’ in echt… also wirklich… verstehst du? Der hat eine… eine… andere. Bestimmt.« Schniefend stand sie auf und lehnte sich an seine Schulter. Fürsorglich legte er den Arm um sie. »Rede dir das doch nicht ein. Schnapp ein wenig frische Luft. Dann wirst du wieder klar denken können.«
    »Ich weiß auch nich’… hast du irgendwas… irgendwas in den Schampus getan?«

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