Dein Blick so kalt
lehnten Lous Angebot ab, mit anzupacken.
»Mach du ruhig die Wohnungsübergabe. Viel ist es ja nicht.« Kaum hatte Ferdi das gesagt, waren sie schwups auch schon weg.
Onkel Achim sah ihnen nach. »Die beiden sind nett.«
Jonathan Bär blickte auf die Uhr. »Können wir das Protokoll machen. Ich bin ein wenig in Eile.« Sein Blick pendelte zwischen Lou und Onkel Achim hin und her.
»Lou macht das. So lernt sie gleich etwas fürs Leben.«
»Ja. Okay. Was ist das für ein Protokoll? Worauf muss ich achten?«
Onkel Achim erklärte es ihr. Die Wohnung musste in dem Zustand dokumentiert werden, in dem Lou sie beim Einzug übernahm. Was nicht in Ordnung war, wurde aufgelistet. Alles, was sie übersah, würde sie beim Auszug auf eigene Kosten reparieren lassen müssen. Denn laut Protokoll hatte der Schaden ja zum Zeitpunkt des Einzugs nicht bestanden. Also musste er danach entstanden sein und die Reparatur war somit Sache des Mieters.
Alles klar. Was sie jetzt an Mängeln übersah, würde sie später Geld kosten. »Ja, gut. Dann schauen wir uns jetzt alles genau an. Beginnen wir mit der Küche?«, schlug Lou vor.
Onkel Achim schmunzelte.
Bär nickte und trabte hinter ihr her in die kleine Küche, die ein Fenster zum Balkon hatte. Lou sah sich um, öffnete die Schranktüren, spähte in den Kühlschrank und entdeckte einen fetten Sprung in einer der Plastikhalterungen für Eier. Sie bat Bär, das zu notieren. Der Wasserhahn tropfte ein wenig. Ansonsten war alles okay. Am Waschbecken im Bad war eine kleine Ecke abgeschlagen und eine Fliese am Boden hatte einen Fleck, der nicht so aussah, als ließe er sich entfernen. Außer vielleicht mit Sprengstoff. Elvira Pagel schlug vor, es mit einem Spezialreiniger zu versuchen. Ben hatte ein ganzes Sortiment.
Bär verdrehte genervt die Augen, als Lou den Schlauch der Brause in Augenschein nahm, dann den Wasserhahn aufdrehte und so entdeckte, dass der Schlauch ein kleines Loch hatte. »Den sollte man vielleicht gleich auswechseln.«
»Ben kümmert sich darum«, sagte Bär ergeben und sah auf die Uhr. Ein deutliches Zeichen, dass er wegwollte. Doch damit kam er bei Lou nicht durch. Es ging schließlich um ihre Kohle. Sie inspizierte das Wohnzimmer und ließ sogar die Jalousie herunter. Sie klemmte. Auch das würde Ben richten. »Können wir langsam zum Ende kommen?«
Lou sah sich um und fing Onkel Achims amüsierten Blick auf, bemerkte Ferdi, der neben Caro abwartend an der Wand lehnte, und entdeckte nichts weiter, das zu bemängeln war. »Ich denke, das war’s. Muss ich irgendwas unterschreiben?«
Bär reichte ihr das Klemmbrett mit dem Formular, das er gewissenhaft nach ihren Anweisungen ausgefüllt und bereits unterschrieben hatte. Lou setzte ihre Unterschrift daneben und erhielt von Bär den Durchschlag in die Hand gedrückt. »Für Ihre Unterlagen.« Er reichte ihr die Hand. »Der Mietvertrag geht Ihnen per Post zu. Eine reine Formalität angesichts der Tatsache, dass Ihre Tante Ihnen die Wohnung kostenfrei überlässt. Ich wünsche Ihnen eine schöne Zeit in München und vor allem viel Erfolg beim Praktikum.« Er reichte ihr die Hand.
»Äh… Ja… Danke.« Woher wusste er, dass sie ein Praktikum machte?
Elvira Pagel zog ein Päckchen Zigaretten aus der Jeans und warf einen sehnsüchtigen Blick darauf. »Die Waschküche und den Radkeller zeige ich dir am Montag. Wenn irgendwas ist, findest du mich in Haus eins.« Eilig verabschiedete sie sich und folgte Bär.
Onkel Achim deutete auf Lüftungsschlitze, die sich über dem Panoramafenster im Wohnzimmer befanden. Lou waren sie noch gar nicht aufgefallen.
»Wir haben im Haus eine zentrale Klimaanlage. Hier sind die Regler zum Einstellen von Temperatur und Luftfeuchtigkeit.« Er wies auf eine Reihe von Knöpfen, die sich an einem hellen Kunststoffpaneel neben der Wohnzimmertür befanden, und zeigte Lou, wie man sie bedienen musste.
Dann drückte er ihr die Schlüssel für Haus- und Wohnungstür und den Briefkasten in die Hand. »Leider muss ich schon los. Ich bin verabredet. Wenn etwas ist, wenn du Hilfe brauchst oder jemanden zum Quatschen, findest du mich oben im fünften Stock oder in meiner Praxis. Die Adresse hast du ja und meine Handynummer hoffentlich auch?«
Klar hatte Lou sie. Sie ließ sich von Onkel Achim umarmen, der wieder darauf bestand, Achim genannt zu werden. Okay, das würde sie sich bestimmt angewöhnen können.
Als die Tür hinter ihm zufiel, lehnte Lou sich daran und ließ den Blick durch die
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