Dein Blick so kalt
paar Freunden am Flaucher. Hast du schon was vor oder magst du mitkommen?«, fragte er nun.
Über diese Einladung war Lou echt froh. Caro musste ihre Siebensachen für die Hüttentour packen, denn morgen früh um sechs fuhr der Bus in Straubing los. Viel Zeit zum Skypen blieb also nicht. Und dann war ihre Freundin erst einmal für zwei Wochen offline. »Klar. Gerne.«
»Super. Weißt du, wo das ist, oder soll ich dich abholen?«
»Am Flaucher war ich schon mal mit Freunden. Ich denke, ich finde hin. Wenn nicht, lasse ich einen Notruf los. Am besten tauschen wir Handynummern.«
Lou war gerade damit fertig und wollte das Handy zurück in die Tasche stecken, als es klingelte. Im Display erschien Onkel Achim.
Lou verdrehte die Augen. Er benahm sich wirklich wie ein Babysitter. Das Handy klingelte weiter. Jem sah sie abwartend an. Lou meldete sich. »Hallo Onkel Achim.«
»Hallo schönste aller Nichten.«
Das sollte wohl witzig sein. Doch Lou fand diese Art von Begrüßung eher nervig. »Ich glaube, du hast überhaupt nur eine Nichte.«
»Erwischt. Dennoch bist du ein sehr hübsches Mädchen. Das darf ich doch wohl sagen oder ist dir das peinlich?«
»Nee. Natürlich nicht. Was gibt es denn?« Okay, das hatte jetzt schon genervt geklungen und genauso kam es bei Onkel Achim auch an.
»Du bist in Eile, also fasse ich mich kurz«, sagte er leicht unterkühlt. »Ich würde dich gern heute Abend zum Essen einladen. Was magst du? Italienisch, Asiatisch oder ganz etwas anderes?«
Wie gut, dass sie schon etwas vorhatte. So musste sie nicht nach Ausflüchten suchen. »Sorry, Onkel Achim…«
»Louischen. Bitte. Ich fühle mich wie Methusalem, wenn du Onkel sagst. Du hast also schon etwas vor?«
»Ja. Tut mir echt leid.«
Ein leises Lachen klang durchs Telefon. »Du kleine Schwindlerin. Gib es zu, du bist froh, nicht mit deinem Schatten den Abend verbringen zu müssen. Aber keine Sorge: Weder deinen Eltern noch Ute erstatte ich Bericht über deine Aktivitäten. Du bist alt genug, dein Leben selbst in die Hand zu nehmen. Ich bin lediglich dein Rettungsanker in der Not. Ich würde mich trotzdem freuen, wenn wir mal etwas gemeinsam machen. Ansonsten, genieße deine Freiheit und den heutigen Abend, mit wem auch immer du ihn verbringst.«
Sie verabschiedeten sich, Lou legte auf und bemerkte Jems leicht verwunderten Blick. »Das war mein Onkel. Er meint, ich soll meine Freiheit genießen.«
»Ist doch nett von ihm«, meinte Jem. Die Mittagspause war vorbei. Gemeinsam trabten sie zurück zur Agentur. Unterwegs ging Lou das Telefonat nicht aus dem Kopf. Mit wem auch immer du ihn verbringst? Hatte Onkel Achim sie aushorchen wollen, ob sie ein Date hatte?
Der Rest des Tages verging mit Arbeit an dem Plakat. Lou wollte es fertig haben, bevor sie ging. Peter und Mike verabschiedeten sich bereits um kurz nach vier. Sylke ging um halb fünf und auch Jem machte um fünf den Mac aus. »Bleibst du noch lange?«, fragte er.
»Eine halbe Stunde noch.«
»Wir treffen uns um sieben am Flaucher. Wenn du ein Navi brauchst, ruf an, ja?«
»Klar. Dann bis später.«
Lou machte Feintuning an der Datei, hörte, wie Franziska nebenan telefonierte und Gunda in der Küche rumorte. Ein Kaffee war genau das, was sie jetzt auch gebrauchen konnte. Sie gesellte sich zu Gunda, die im Stehen einen Becher Kaffee trank, und schenkte sich eine Tasse ein.
»Jetzt hast du die erste Woche schon hinter dir. Und macht es noch Spaß?«, fragte Gunda.
»Und ob. Ich darf eines der ISPO-Plakate machen.« Weiter hinten ging eine Tür. Julian Döhrig kam den Flur entlang, schlüpfte in sein Sakko und ging lächelnd auf die beiden Frauen zu, als er sie entdeckte. Gunda stellte den Becher ab. »Ganz vergessen: Ich muss noch in der Druckerei anrufen.« Und weg war sie. Lou sah ihr, verwundert über diesen plötzlichen Abgang, nach.
Julian blieb vor Lou stehen. Noch immer lächelte er. Er nahm ein Mineralwasser aus dem Kühlschrank und erkundigte sich, wie sie mit den Anforderungen und mit den Kollegen zurechtkam. Lou versicherte ihm, dass sie sich wohlfühlte und die Aufgaben sie nicht überforderten.
»Das Team ist wirklich toll und ich hab schon viel gelernt.« Dass Sylke mit Üps eine überhebliche Schnepfe war, sagte sie natürlich nicht. Das dachte sie nur. Doch Julian lächelte wieder und dann grinste er plötzlich, als habe er ihre Gedanken gelesen. Sie starrte ihn an wie eine Erscheinung.
»’tschuldige, Lou.« Er legte seine Hand auf ihren Arm. Was
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