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Dein Blick so kalt

Dein Blick so kalt

Titel: Dein Blick so kalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Loehnig
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ihm ein Passwort, mit dem er sich einloggen konnte. Dann öffnete er den Ordner mit den sieben Bildern, die der Kerl Lou gemailt hatte. Bevor er sich an die Arbeit machen konnte, musste er erst mal googeln, was Exif-Daten waren. Zwei Minuten später wusste er es. Exchangeable Image File Format. Das war ein Dateiformat, das in modernen Digitalkameras Metadaten der aufgenommenen Bilder speicherte. Dabei wurden auch Infos über die Kamera gespeichert.
    »Mit welchem Programm, soll ich die Daten checken?«, fragte Lysander.
    »Exif-Reanimation. Eine Eigenentwicklung unseres Hauses«, fügte Meo schmunzelnd hinzu. »Denn leider werden diese Daten häufig gelöscht. Mit dem Programm müsstest du eigentlich klarkommen. Ist nicht sehr komplex.«
    Tatsächlich waren die Exif-Daten aller Bilder auf den ersten Blick nicht zu finden. Also ließ Lysander das Programm danach suchen und schaffte es schließlich bei zwei der sieben Bilder, sie wiederherzustellen. Eine Liste von Infos rauschte auf den Bildschirm. Aufnahmedatum und -zeit. Blende, Messmodus, Belichtungskorrektur, Schärfe, Kontrast, Farbsättigung, Farbraum, Rauschreduzierung, Brennweite, Bildqualität, Bildgröße, Blitz. Sein Blick blieb bei Copyright-Vermerk und Besitzer hängen. Doch die Felder neben diesen Angaben waren leer, was wohl hieß, dass der Eigentümer der Kamera diese Infos nie hinterlegt hatte. Jedenfalls handelte es sich bei der Kamera um eine Canon EOS 50D. Und für einen Augenblick glaubte Lysander, dass sein Herzschlag aussetzen würde. Der letzte Eintrag auf dieser langen Liste war die Seriennummer des Kameragehäuses. Die Seriennummer!
    Er lehnte sich im Stuhl zurück und hätte heulen können. Vor Erleichterung. Mit dieser Nummer konnte man den Käufer ausfindig machen. Hoffentlich. Wenn er mit Kreditkarte bezahlt oder sich beim Hersteller registriert hatte. Für Support oder Garantie.
    »Ich habe die Seriennummer der Kamera«, rief er Meo zu.
    »Strike!«, rief Meo. »Und bei Danielas Bildern? Ist das dieselbe?«
    »Ich sehe gleich nach.« Lysander öffnete den anderen Ordner und suchte mithilfe des Programms auch hier nach den Exif-Daten. Fünf Minuten später fand er die Seriennummer. »Ja. Es ist dieselbe.«
    »Gut. Druck das aus. Dann gehen wir damit zu Mertens. Der leitet die Soko Daniela. Das heißt, ich gehe.« Meo wurde ernst. »Das bleibt echt unter uns. Ich fliege hier sonst hochkant raus.«
    »Natürlich. Hast du in den Logfiles was gefunden?«
    Meo nickte. »So wie es aussieht, hat er das Passwort von Daniela mit einem Keylogger ausgespäht, den er ihr mit einem Link zu einer fingierten Website untergejubelt hat. Damit hat er sich dann bei ihrem gmx-Account eingeloggt und das Adressbuch kopiert. Bei Lous MacBook habe ich allerdings nichts dergleichen gefunden.
    Lysander hatte eine Idee. »In Lous Wohnung hat er doch eine Überwachungskamera im Rauchmelder installiert. Ihr Tisch steht fast genau darunter. Er konnte also auf die Tastatur gucken, wenn sie sich eingeloggt hat.«
    »Ja. So könnte es gewesen sein. Das macht Sinn.«
    Das Telefon auf Meos Schreibtisch klingelte. Er meldete sich und hörte konzentriert zu. »Ja, Moritz, ich komme. Ich bin in zwanzig Minuten da. Aber… Nein. Es gibt noch was. Ich bin mit den Daten auf Danielas PC jetzt durch und habe mir nun den von Lou vorgenommen. Die Fotos bei beiden stammen aus derselben Kamera. Lou wurde von Danielas Mörder entführt… Ja. Genau. Ich informiere Mertens und dann düse ich in die Biedersteinstraße.« Meo beendete das Gespräch und legte auf.
    Mit einem Schlag war die Angst wieder da. »Wieso in die Biedersteinstraße? Ist Lou… ist was mit ihr?«
    Meo griff nach den Ausdrucken. »Russo hat sich in der Wohnung ihres Onkels umgesehen und dort ein Kleidungsstück von Daniela gefunden. Es gehörte mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ihr, auch wenn es natürlich noch kriminaltechnisch untersucht werden muss. Genau wie sein PC. Den hole ich jetzt. Außerdem lag in einer Schublade eine Rechnung aus der Bar des Hotels Königshof, vom zwölften Juni. Das ist der Tag, an dem Daniela verschwunden ist. Und zuletzt wurde sie vor dieser Bar gesehen. Für Lous Onkel würde ich keine Hand ins Feuer legen.«

59
    Was war sie doch für eine Idiotin! Eine ganz blöde verdammte Idiotin! Warum hatte sie ihr Hirn nicht eingeschaltet, bevor sie die Flasche geworfen hatte? Dann hätte sie sicher vorher den Deckel abgeschraubt. Und nun war er futsch, lag unerreichbar zwischen all

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