Dein fuer immer
Hinter der nächsten Kurve kam der Friedhof in Sicht, und er nickte in die Richtung. »Wo soll ich parken ?«
»Hier. Den Rest des Weges gehen wir zu Fuß.«
Scott nickte. »Eine Menge Bäume. Leicht, sich zu verstecken. Du wirst auf dem oberen Parkplatz sein ?«
»Da habe ich den Überblick. Patch positioniert sich am Südtor. Wir lassen dich nicht aus den Augen.«
» Du nicht.«
Ich sagte nichts zu der immer noch bestehenden Rivalität zwischen Patch und Scott. Es mochte ja sein, dass Patch Scott in etwa genauso schätzte wie eine Schlange unter seiner Schuhsohle, aber wenn er sagte, dass er da sein würde, dann würde er da sein.
Wir stiegen aus dem Barracuda. Scott zog die Kapuze ins Gesicht und zog die Schultern ein. »Wie seh’ ich aus ?«
»Wie Peppers lang vermisster Zwillingsbruder. Denk dran, in dem Augenblick, in dem der Erpresser das Mausoleum betritt, fessele ihn mit der Peitsche. Ich warte auf deinen Anruf.«
Scott versetzte mir einen leichten Faustschlag – viel Glück sollte das wohl heißen –, dann machte er sich im Laufschritt auf den Weg zum Friedhofstor. Ich sah noch, wie er sich mit Leichtigkeit hinüberschwang und in der Dunkelheit verschwand.
Dann rief ich Patch an. Nachdem es mehrfach geklingelt hatte, sprang die Mailbox an. Ungeduldig erzählte ich dem Ding: »Scott ist reingegangen. Ich beziehe meinen Posten. Ruf mich an, sobald du das hier abhörst. Ich muss wissen, dass du in Position bist.«
Ich beendete das Gespräch, fröstelte in dem eiskalten Wind, der in Böen aufkam. Heulend rüttelte er an den vom Herbst bereits entlaubten Ästen. Ich steckte die Hände unter die Achseln, um sie zu wärmen. Irgendetwas stimmte nicht. Es sah Patch nicht ähnlich, einen Anruf zu ignorieren, ganz besonders nicht von mir in so einer Situation. Ich hätte diese unglückliche Wendung der Dinge gern mit Scott besprochen, aber er war schon außer Sicht. Wenn ich ihm jetzt nachlief, riskierte ich, dass die ganze Operation aufflog. Ich stieg den Berg zu dem Parkplatz hinauf, der oben auf der Kuppe lag und den Friedhof überblickte.
Als ich in Position war, blickte ich auf die unregelmäßigen Reihen der Grabsteine hinab, die sich so dunkel aus dem Gras erhoben, dass sie schwarz aussahen. Steinengel mit abgebrochenen Flügeln schienen kurz über dem Boden in der Luft zu schweben. Wolken verdunkelten den Mond, und zwei der fünf Lampen auf dem Parkplatz waren aus. Unten lag das weiße Mausoleum in einem schwachen, geisterhaften Schimmer.
Scott !, rief ich in Gedanken und legte all meine mentale Energie hinein. Als nur das Pfeifen des Windes antwortete, der über die Hügel strich, nahm ich an, dass er außer Reichweite war. Ich wusste nicht, über welche Entfernungen das Sprechen in Gedanken funktionierte, aber es schien, als sei Scott zu weit weg.
Eine Bruchsteinmauer umgab den Parkplatz, und ich duckte mich dahinter, die Augen fest auf das Mausoleum gerichtet. Plötzlich sprang ein langgliedriger schwarzer Hund über die Mauer, so dass ich vor Schreck beinahe hintenüberfiel. Ein Paar wilder Augen blickte mich aus dem struppigen, schmalen Gesicht an. Der wilde Hund trottete an der Mauer entlang, blieb kurz stehen, um mich revierverteidigend anzuknurren, und trollte sich dann außer Sicht. Gott sei Dank.
Meine Augen waren wesentlich besser als früher, als ich noch ein Mensch gewesen war, aber ich war so weit vom Mausoleum entfernt, dass ich längst nicht so viele Einzelheiten ausmachen konnte, wie ich gern gesehen hätte. Die Tür schien geschlossen zu sein, aber das schien auch logisch; Scott hätte sie sicher hinter sich zugemacht.
Ich hielt den Atem an und wartete darauf, dass Scott mit der gefesselten und hilflosen Dabria im Schlepptau wieder auftauchte. Die Minuten verstrichen. Ich trat von einem Bein aufs andere, damit mir die Beine nicht einschliefen. Ich sah auf das Display meines Handys. Keine versäumten Anrufe. Ich konnte nur hoffen, dass Patch sich an den Plan hielt und am unteren Friedhofstor patrouillierte.
Ein schrecklicher Gedanke durchfuhr mich. Was, wenn Dabria Scotts Tarnung durchschaute ? Was, wenn sie Verdacht schöpfte, dass er Verstärkung mitgebracht haben könnte ? Was, wenn sie Pepper zu einem neuen Treffpunkt bestellt hatte, nachdem Scott und ich das Devil’s Handbag verlassen hatten ? Aber dann hätte Pepper mich angerufen. Wir hatten Nummern ausgetauscht.
Ich war tief in diese beunruhigenden Gedanken versunken, als der schwarze Hund zurückkam und mich aus
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