Dein fuer immer
herausbrachte. Sie kratzten wie Nägel in meiner Kehle.
Ich sah zum Fenster hinaus. Ich starrte in die Nacht hinaus, auf die verwischten Bäume und Felder und Zäune, einen Moment hier, im nächsten schon fort. Die Worte in meiner Kehle ballten sich zu einem Schrei, voller scharfer Kanten und eisigem Schmerz. Der Schrei hing da, schwoll an und schmerzte, während eine Welt sich aus ihren Ankern riss und in den Orbit hinausdriftete.
Ein Haufen aus verbogenem Stahl versperrte die Straße vor uns.
Scott machte einen Schlenker, um ihm auszuweichen, und bremste ab, während wir vorbeifuhren. Ich wartete nicht darauf, dass das Auto anhielt; ich warf mich hinaus und rannte los. Patchs Motorrad. Verbeult und ramponiert. Mit offenem Mund starrte ich es an, blinzelte immer wieder, versuchte, ein anderes Bild zu sehen. Das zerstörte Blech sah aus, als wäre der Fahrer mit Höchstgeschwindigkeit gefahren – und dann durch ein Loch im Wind gesprungen.
Ich bohrte die Fäuste in die Augen und wartete darauf, dass das schreckliche Bild verschwand. Ich suchte die Straße ab, dachte, dass er einen Unfall gehabt hatte. Sein Körper musste bei dem Aufprall weit geschleudert worden sein. Ich rannte weiter, suchte den Straßengraben ab, die Büsche, die Schatten zwischen den Bäumen. Er konnte direkt vor mir sein. Ich rief seinen Namen. Ich lief die Straße auf und ab, während ich mir mit zitternden Händen die Haare raufte.
Ich hörte es nicht, als Scott hinter mich trat. Ich spürte seine Arme um meine Schultern kaum. Trauer und Schmerz schüttelten mich wie ein lebendiges Wesen, so echt und beängstigend. Sie erfüllten mich mit solcher Kälte, dass es wehtat, Luft zu holen.
»Es tut mir leid«, sagte er rau.
»Sag mir nicht, er ist tot«, fuhr ich ihn an. »Er hatte einen Motorradunfall und ist zu Fuß weitergegangen. Er hat gesagt, er würde mich in seiner Wohnung treffen. Er würde niemals sein Versprechen brechen.« Ich sagte das, weil es das war, was ich hören musste.
»Du zitterst. Lass mich dich mit zu mir nehmen, zu dir, zu ihm – wo immer du hinwillst.«
»Nein«, bellte ich. »Wir fahren zurück in sein Apartment. Er ist da. Du wirst es sehen.« Ich stieß ihn weg, taumelte jedoch. Meine Beine schoben sich einen tauben Schritt vor den anderen. Ein wilder, überwältigender Gedanke ergriff mich. Was, wenn Patch weg war ?
Meine Füße trugen mich zurück zum Motorrad.
»Patch !«, schrie ich und fiel auf die Knie. Ich warf mich auf das Motorrad, streckte mich darauf aus, während seltsam mächtige Schluchzer tief aus meiner Brust emporbrachen. Ich war dabei, in die Lüge hineinzurutschen.
Patch.
Ich dachte seinen Namen, wartete und wartete. Ich schluchzte seinen Namen, hörte mich selbst unkontrollierte Laute des Schmerzes und der Verzweiflung ausstoßen.
Tränen rollten über mein Gesicht. Mein Mut sank angesichts der Bedrohung. Die Hoffnung, an die ich mich geklammert hatte, löste sich und begann, außer Reichweite zu treiben. Ich spürte meine Seele zerbersten, spürte, wie Stücke von mir unwiderruflich auseinanderflogen.
Das bisschen Licht, das noch in mir gewesen war, flackerte und erlosch.
Neununddreißig
I ch überließ mich dem Schlaf. Träume waren der einzige Ort, an dem ich Patch erreichen konnte. Mich an das Phantom der Erinnerung an ihn zu halten war besser, als ohne ihn zu leben. In seinem Bett zusammengerollt, umgeben von einem Geruch, der unverwechselbar zu ihm gehörte, beschwor ich die Erinnerung an ihn.
Ich hätte Pepper niemals die Federn anvertrauen dürfen. Ich hätte wissen müssen, dass er es vermasseln würde. Ich hätte Dante nicht unterschätzen dürfen. Ich wusste, dass Patch jede Schuld von mir weisen würde, aber ich fühlte mich verantwortlich für das, was ihm zugestoßen war. Wenn ich nur zehn Minuten eher in seinem Apartment gewesen wäre. Wenn ich Marcie davon abgehalten hätte, das Streichholz anzuzünden …
»Wach auf, Nora.«
Vee beugte sich über mich, ihre Stimme klang gehetzt und besorgt. »Du musst dich für das Duell fertig machen. Scott hat mir alles erzählt. Einer von Lisa Martins Botschaftern kam vorbei, während du geschlafen hast. Das Duell findet bei Sonnenaufgang auf dem Friedhof statt. Du wirst Dantes Hintern bis zum Jupiter treten müssen. Er hat dir Patch weggenommen, und jetzt ist er scharf auf dein Blut. Ich sage dir, was ich davon halte. Zum Teufel, gar nichts. Nicht, solange wir irgendwas dazu zu sagen haben.«
Duell ? Allein die Vorstellung
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