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Dein fuer immer

Dein fuer immer

Titel: Dein fuer immer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Becca Fitzpatrick
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»Warum gehen wir nicht irgendwohin, wo es ruhiger ist ?«
    Als hätte sie meine Gedanken gelesen, packte Marcie mein Handgelenk und zerrte mich zur Hintertür in die kleine Gasse hinaus. Nachdem sie in beide Richtungen Ausschau gehalten hatte, um sicherzugehen, dass wir allein waren, sagte sie: »Hat mein Dad dir irgendwas über mich erzählt ?« Sie senkte die Stimme noch etwas mehr: »Darüber, dass ich Nephilim bin, meine ich. Ich habe in letzter Zeit so ein komisches Gefühl. Müde und verkrampft. Ist das irgendeine komische Variante von Nephilim-Menstruation ? Weil ich nämlich dachte, damit wäre ich schon durch.«
    Wie sollte ich Marcie erklären, dass reinrassige Nephilim wie ihre Eltern nur sehr selten Kinder bekamen ? Und wenn doch, dass die Nachkommen meist schwach und kränklich waren ? Hanks letzte Worte hatten die düstere Wahrheit beinhaltet, dass Marcie aller Wahrscheinlichkeit nicht mehr sehr viel länger leben würde.
    Kurz gesagt, ich konnte ihr das nicht erklären.
    »Ich bin auch manchmal müde und verkrampft«, sagte ich. »Ich glaube, das ist normal.«
    »Ja, aber hat mein Dad irgendetwas darüber gesagt ?«, drängte sie. »Was zu erwarten ist, wie man damit zurechtkommt, irgendetwas in der Art.«
    »Ich glaube, dein Dad hat dich geliebt und wollte, dass du einfach dein Leben weiterlebst, ohne dich wegen der ganzen Nephilim-Sache zu stressen. Er hätte gewollt, dass du glücklich bist.«
    Marcie sah mich ungläubig an. »Glücklich ? Ich bin ein Freak. Ich bin nicht mal ein Mensch. Und glaub bloß nicht, ich hätte auch nur eine Minute lang vergessen, dass du auch keiner bist. Wir stecken alle beide bis zum Hals in der Sache.« Sie zeigte anklagend mit dem Finger auf mich.
    Oh, Mann. Genau das, was ich jetzt brauchte. Solidarität mit Marcie Miller.
    »Was willst du wirklich von mir, Marcie ?«, fragte ich.
    »Ich will nur eines klarstellen: Solltest du irgendjemandem gegenüber auch nur andeuten, dass ich kein Mensch bin, werde ich dich verbrennen. Ich werde dich lebend begraben.«
    Allmählich riss mir der Geduldsfaden. »Erstens, wenn ich der Welt verkünden wollte, dass du Nephilim bist, dann hätte ich das längst getan. Und zweitens, wer würde mir denn glauben ? Denk mal drüber nach. ›Nephilim‹ ist schließlich kein Wort aus dem Alltagswortschatz der meisten Leute, die wir kennen.«
    »Na gut«, seufzte Marcie, anscheinend zufrieden.
    »Sind wir jetzt fertig ?«
    »Was, wenn ich mal jemanden zum Reden brauche ?« Sie ließ nicht locker. »Ist ja nicht so, dass ich das einfach meinem Psychiater vor den Latz knallen könnte.«
    »Ähm, wie wär’s mit deiner Mom ?«, schlug ich vor. »Sie ist auch Nephilim, schon vergessen ?«
    »Seit mein Dad verschwunden ist, weigert sie sich, die Wahrheit zu akzeptieren. Ganz großes Verdrängungstheater bei uns. Sie ist überzeugt davon, dass er zurückkommen wird, dass er sie immer noch liebt, dass er die Scheidung zurücknehmen wird und in unserem Leben alles wieder in beste Ordnung kommt.«
    Ein Problem des Nichtwahrhabenwollens, vielleicht. Aber ich hätte meine Hand nicht dafür ins Feuer gelegt, dass Hank seine Frau nicht mit mentalen Tricks getäuscht und ihre Erinnerungen so mächtig bezirzt hatte, dass die Wirkung noch über seinen Tod hinaus anhielt. Hank und Eitelkeit waren wie ein Paar zusammengehörender Socken. Er hätte nicht gewollt, dass nach seinem Tod jemand schlecht über ihn redete. Und soweit ich wusste, hatte auch niemand in Coldwater das getan. Es war, als hätte sich ein betäubender Nebel über die Gemeinde gelegt, der menschliche und Nephilim-Einwohner gleichermaßen davon abhielt, die große Frage zu stellen, was eigentlich mit ihm geschehen war. Es ging kein einziges Gerücht in der Stadt um. Wenn sie von ihm sprachen, murmelten die Leute nur: »Was für ein Schock. Friede seiner Seele. Die arme Familie, man sollte fragen, wie man helfen kann …«
    Marcie war noch nicht fertig. »Aber er kommt nicht zurück. Er ist tot. Ich weiß nicht, wie oder warum oder wer es getan hat, aber auf keinen Fall würde mein Vater einfach so verschwinden. Er ist tot, ich weiß es.«
    Ich versuchte, eine mitfühlende Miene beizubehalten, aber meine Handflächen wurden schon wieder schweißnass. Patch war der Einzige auf Erden, der wusste, dass ich Hank ins Grab geschickt hatte. Ich hatte nicht vor, Marcies Namen mit auf diese Insider-Liste zu setzen.
    »Du hörst dich aber nicht allzu betroffen an deswegen«, sagte ich.
    »Mein Dad

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