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Dein Gesicht morgen 03 - Gift und Schatten und Abschied

Dein Gesicht morgen 03 - Gift und Schatten und Abschied

Titel: Dein Gesicht morgen 03 - Gift und Schatten und Abschied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Javier Marias
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einmal uno sfregio, ein Schmiß, ein Schnitt oder eine Kratzwunde, sondern das, was in meiner Sprache seit jeher als ›ojo morado‹, als ›Veilchen‹ bekannt ist und auf englisch als ›schwarzes Auge‹, obwohl die Haut, da der Zusammenprall oder die Ursache nicht frisch war, sich bereits gelblich verfärbte, es sind gemischte Farben, die sich nach solchen Schlägen zeigen, nie gibt es nur eine, sondern in jeder Phase erscheinen mehrere zusammen und verändern sich außerdem, vielleicht daher die fehlende Übereinstimmung der beiden Sprachen (wobei sich die meine der anderen annähert, indem sie das Phänomen auch als ›ojo a la funerala‹, als ›Friedhofsauge‹ bezeichnet), es dauert immer, bis sie verschwunden sind, Pech für uns, daß nicht genug Zeit vergangen war. Als ich das sah, brauchte ich auf ihre Fragen nicht mehr zu antworten oder mich zu entschuldigen. Das Ungünstige war, daß ich sie nun nicht ordentlich begrüßen oder ihr einen Kuß geben oder sie in den Arm nehmen konnte, ich hatte unendlich auf diese Begegnung gewartet, nun aber brachte ich nicht einmal ein Lächeln oder ein ›Hallo, Kleines‹ zustande, so nannte ich sie oft, als wir zusammen waren und auf gutem Fuß miteinander standen. Ich ging sofort zu ihr, und mein erstes Wort war:
    »Was hast du denn da? Laß mal sehen. Was haben sie mit dir gemacht? Wer war das?«
    Ich nahm ihr Gesicht zwischen meine Hände, vorsichtig, die betroffene Stelle nicht zu berühren, zweifellos hatte sie sich im Bad mit allerlei Crèmes maßlos zugeschminkt, doch selbst das hatte nichts geholfen. Das Augenlid war nicht mehr geschwollen oder nur ganz schwach, aber das war sicher anders gewesen. Ich schätzte, daß der Vorfall eine Woche zurückliegen mußte, zehn Tage vielleicht, und daran, daß es sich um die Wirkung eines Schlags handelte, hatte ich keinen Zweifel, ein harter Schlag mit der Faust oder mit einem stumpfen, harten Gegenstand wie etwa einem Schlagholz oder einem Lederknüppel, vor langer Zeit hatte ich Augen und Wangenknochen und Kinnladen in ähnlichem Zustand gesehen, so kamen sie in der Francozeit aus dem Polizeirevier, aus der Dirección General de Seguridad an der Puerta del Sol oder aus dem Carabanchel-Gefängnis, festgenommene und mehr oder weniger durchgeprügelte Studenten, Kommilitonen mit weniger Glück, als ich es bei Straßenblockaden und bei verbotenen und gewaltsam unterdrückten Demos immer gehabt hatte, es gab längere, biegsame Schlagstöcke, deren Hiebe ganz besonders wehtaten, der Stock bog sich um das Fleisch herum, verwendet wurden sie von berittenen Polizisten, den ›Grauen‹, manchmal kommt es mir unglaublich vor, daß wir noch in den siebziger Jahren alle paar Tage oder Wochen nach der Vorlesung vor dem Anblick ihrer Helme davonrannten. Wobei alles wiederkommen kann, das sollte einem klar sein.
    Sie drehte das Gesicht weg, wich mir aus, sie machte zwei Schritte nach hinten, um die Distanz zwischen uns wieder herzustellen, sie lächelte, als belustigten meine Fragen sie, aber ich konnte sehen, daß das nicht der Fall war.
    »Was redest du denn da, niemand hat mir etwas getan. Ich habe mich an der Garagentür gestoßen, vor etwa einer Woche. Dieses verflixte Handy. Ich hatte einen Anruf, ich habe nicht aufgepaßt, habe mich verschätzt, als die Tür schon am Herunterfahren war. Sie hat mich voll erwischt, tja, das Ding ist irre schwer, wahrscheinlich aus Gußeisen. Das Auge ist schon fast verheilt, das Ganze war eher lästig als schlimm. Mir tut nichts weh.«
    »Das Handy? Seit wann hast du ein Handy? Wieso hast du mir nichts gesagt? Wieso hast du mir nicht die Nummer gegeben?« Und während ich sie erstaunt mit all diesen Fragen überhäufte, dachte ich, erinnerte ich mich: ›So etwas Ähnliches hat Reresby mich zu De la Garza sagen lassen, ich mußte es ihm übersetzen, als er reglos und gefallen am Boden lag und ebenfalls grün und blau geschlagen oder verprügelt: »Wenn er in ein Krankenhaus gehen muß, dann soll er erzählen, was so viele Säufer und Schuldner erzählen, daß ihn unvermutet das Garagentor getroffen hat.« Luisa wird wohl keines von beidem geworden sein, Säuferin oder Schuldnerin, das kann ich mir nicht vorstellen. Aber wie gut wußte Tupra, daß Garagentüren fast immer eine Ausrede sind.‹ Und dank ihm verstärkte sich in mir die Überzeugung, daß sie log. Sie verfügte nicht über die Phantasie, die aus der Gewohnheit entsteht, und so hatte sie ein Versatzstück verwendet, wie jeder

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