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Dein Gesicht morgen 03 - Gift und Schatten und Abschied

Dein Gesicht morgen 03 - Gift und Schatten und Abschied

Titel: Dein Gesicht morgen 03 - Gift und Schatten und Abschied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Javier Marias
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vorzumachen.
    ›Ich muß hier in Madrid eine Angelegenheit regeln, Bertie. Ich wüßte gerne, was du von der Sache hältst, was ich deiner Einschätzung nach tun sollte.‹ Ich nannte ihn Bertie, weil er das mochte, ich wollte ihn dadurch freundlich stimmen, auch wenn er das merken würde, und schilderte ihm ohne Umschweife die Lage: ›Es gibt da diesen Typen‹, sagte ich. ›Ich glaube, daß er meine Frau schlägt, oder meine Ex-Frau, was auch immer, wir sind noch nicht geschieden, sie sind seit kurzem zusammen, ich weiß nicht, wie lange, wahrscheinlich ein paar Monate. Sie streitet das Ganze ab, aber gerade jetzt hat sie ein blaues Auge, und es ist nicht das erste Mal, daß ihr in letzter Zeit so ein Mißgeschick passiert, das ist ihre Version, versteht sich. Ihre Schwester hat mir davon erzählt, sie denkt dasselbe wie ich, von sich aus. Ich bin alles andere als begeistert von der Aussicht, daß für meine Kinder auch nur die geringste Gefahr bestehen könnte, ihre Mutter zu verlieren, man weiß ja nie, wie solche Geschichten ausgehen, da muß man von Anfang an einen Riegel vorschieben, findest du nicht? Also, mir bleiben nicht mehr allzu viele Tage, um das zu klären. Ich hätte die Sache gerne vor meiner Rückreise aus der Welt geschafft, Unruhe ist aus der Ferne nicht zu ertragen, und sie lenkt auch ziemlich von der Arbeit ab. Ich würde nicht wollen, daß meine Frau etwas von meinem Eingreifen mitbekommt. Wobei es schwierig sein dürfte, daß sie keinen Verdacht schöpft, wenn ich gerade da bin und durch mein Handeln grundlegende Veränderungen in ihrem Leben eintreten, und genau darum geht es. Mit ihm zu reden wäre sinnlos, er würde alles leugnen. Außerdem wirkt er nicht wie einer, der sich einschüchtern läßt, auch nicht wie ein Zauderer, eher das Gegenteil; ein De la Garza ist er sicher nicht. Ich würde auch nichts gewinnen, wenn ich sie dazu drängte, es zuzugeben, ich kenne sie, sie kann da ziemlich dickköpfig sein. Und selbst wenn ich Erfolg hätte: Die Lage würde sich im Grunde nicht ändern, sie ist ja trotzdem mit ihm zusammen.‹ Ich hielt inne. Das Folgende zu sagen, fiel mir nicht so leicht: ›Sie muß ziemlich in ihn verschossen sein. Obwohl sie dazu eigentlich nicht genug Zeit hatte, ich meine, damit das Gefühl wirklich greift. So etwas geht nicht in ein paar Monaten, das muß sich erst setzen. Ich schätze, es ist der Reiz des Neuen, der erste, der an meine Stelle tritt, das Übermaß an Hoffnungen, das ist etwas Vorübergehendes. Aber solange es anhält, ist es so, verstehst du? Und jetzt hält es an.‹
    Tupra blieb einige Sekunden lang stumm. Dann antwortete er ohne weitere Ironie, aber auch nicht sehr ernst, in seinem Ton lag eine gewisse Leichtigkeit, als erschiene ihm mein Problem nicht sehr bedeutend oder als erforderte es in seinen Augen keine komplizierte Lösung.
    ›Und du fragst mich, was du tun sollst? Oder ist die Frage, was ich tun würde? Das weißt du doch mittlerweile sehr gut, Jack, was ich tun würde. Ich nehme an, deine Frage ist eigentlich rhetorisch gemeint, du willst nur, daß ich dich bestärke. Na gut, ich bestärke dich, bitte sehr. Wenn du das Problem aus dem Weg räumen willst, dann tu es.‹
    ›Ich bin nicht ganz sicher, daß ich dich verstehe, Bertie. Ich habe dir ja schon gesagt, mit ihm zu reden würde zu nichts führen …‹ Aber er ließ mich nicht ausreden. Vielleicht hatte er es etwas eilig, oder meine Langsamkeit hatte ihn irritiert (er hätte einmal mehr sagen können: ›Don’t linger or delay, just do it‹ ). Vielleicht hatte ich ihn mit Beryl im Bett erwischt oder mit welcher Frau auch immer an seiner Seite, und sie war deshalb ans Telefon gegangen, weil sie so nahe dran war, oben oder unten, von Angesicht zu Angesicht oder mit dem Rücken zu ihm, womöglich hatte ich die beiden beim Vögeln unterbrochen, man weiß nie, was sich am anderen Ende der Leitung abspielt, oder besser gesagt, was sich abgespielt hat, bevor es klingelte. Wie oft hatte ich wohl von London aus Luisa angerufen, wenn sie gerade von einem Rendezvous in Custardoys Atelier zurückkam, oder wie oft war er in ihrem Schlafzimmer dabeigewesen, in meiner Wohnung, hatte ihr zugesehen, wie sie halb nackt mit mir sprach, und ungeduldig darauf gewartet, daß wir fertig wurden. Wenn er sie denn besuchte. Möglicherweise tat er das nicht oder nur nachts, wegen der Kinder. Ich hatte die beiden nicht gefragt, aber sie hatten ihn auch nicht spontan erwähnt, tatsächlich hatten sie

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