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Dein Gesicht morgen: Tanz und Traum (German Edition)

Dein Gesicht morgen: Tanz und Traum (German Edition)

Titel: Dein Gesicht morgen: Tanz und Traum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Javier Marías
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Ausnahme von Wales), mit sich kräuselndem, wahrscheinlich gefärbtem Schläfenhaar (viermal fuhr er oder strich er mit dem Kamm darüber, es sah danach nicht sehr viel anders aus), befahl er mir abermals, zu übersetzen, und gab folgendes von sich:
    »Jack, übersetz es ihm«, sagte er noch einmal, »ich will nicht, daß es Mißverständnisse gibt, denn er würde darunter leiden, nicht wir, mach ihm das ganz klar, sag es ihm, sag ihm schon, was ich dir gesagt habe.« Und so tat ich es, ich teilte es De la Garza in meiner Sprache mit, das mit den Mißverständnissen; seine Augen waren halb geschlossen und sein Blick verquollen, aber er konnte mich zweifellos hören. »Sag ihm, daß wir, du und ich, jetzt in aller Ruhe hier rausgehen und daß er noch eine halbe Stunde da liegen bleiben soll, da, wo er ist, ohne sich zu rühren, aber nicht länger als vierzig Minuten, ich habe da draußen noch ein paar Dinge zu erledigen. Daß ihm nicht einfallen soll, rauszugehen, nicht einmal, aufzustehen. Daß er nicht schreien oder um Hilfe rufen soll. Daß er während dieser Zeit hierbleiben soll, die Kälte des Bodens wird gut für ihn sein, und es wird nicht schlecht für ihn sein, eine Weile zu liegen und sich nicht zu bewegen, bis er wieder Luft kriegt. Sag es ihm.« Und das tat ich, einschließlich der Sache mit dem kalten Boden. »Da ist sein Mantel«, fuhr Reresby fort und zeigte auf den zweiten, den er mitgebracht hatte, den dunklen, den er über eine niedrige Stange gelegt hatte, und mir wurde klar, wie sehr mein vorübergehender Chef alles geplant hatte: es war nicht meiner, sondern der Rafitas, den an der Garderobe abzuholen er sich die Mühe gemacht hatte, bevor er in die Toilette gekommen war, bestimmt hatte er Einfluß in diesem schicken idiotischen Lokal oder die Fähigkeit zu täuschen, sie hatten ihn sicher herausgesucht und ihm ausgehändigt, ohne ihm Fragen zu stellen und sogar noch mit einer Verbeugung. »Wenn er ihn trägt, wird niemand seinen Zustand bemerken, den seiner Kleidung, er wird nicht auffallen. Wenn das Gehen ihn Mühe kostet, wird man ihn für beschwipst halten. Er soll so tun, als ob, wenn er es nicht ohnehin halbwegs ist. Wenn er rausgeht, dann soll er direkt auf die Straße gehen, er darf sich auf keinen Fall in dem Lokal aufhalten, er soll nach Hause gehen. Er soll nie wieder hierherkommen. Los, übersetz es ihm.« Und ich tat es erneut, ich war es, der »beschwipst« auf spanisch sagte, Tupra hatte »sloshed« gesagt. »Er soll nicht auf den Gedanken kommen, zur Polizei zu gehen oder in seiner Botschaft einen Skandal zu veranstalten oder über sie Klage erheben, in welcher Form auch immer: er weiß, was ihm passieren kann. Er soll dich nicht anrufen, um Rechenschaft von dir zu fordern, er soll dich in Ruhe lassen, er soll dich vergessen. Er soll sich an den Gedanken gewöhnen, daß es nichts gibt, wofür er sie fordern kann, es gibt keine Gründe für Anklagen oder Proteste. Er soll es nicht erzählen, er soll es für sich behalten. Nicht einmal als Abenteuer. Und er soll sich daran erinnern.« ›Schweig, schweig und sag nichts, nicht einmal, um dich zu retten. Schweig und rette dich so‹, dachte ich abermals, und ich gab De la Garza die Anweisungen. Doch Tupra fügte noch einige hinzu, sie kamen rasch, als hakte er eine Liste ab oder als seien sie die bekannten Konsequenzen eines verwirklichten Plans, die Folgen einer Behandlung. »Sag ihm, er wird zwei, drei, höchstens vier gebrochene Rippen haben. Sie werden ihm zwar sehr weh tun, aber sie werden heilen, sie werden wieder zusammenwachsen. Und wenn er etwas Schlimmeres an sich bemerkt, dann soll er immer seinem Schicksal danken. Er hätte seinen Kopf verlieren können, er war kurz davor. Und da er ihn nicht verloren hat, sag ihm, daß noch Zeit dafür ist, an einem anderen Tag, an irgendeinem, wir wissen, wo wir ihn finden können. Das soll er nicht vergessen, sag ihm, daß das Schwert immer da sein wird. Wenn er in ein Krankenhaus gehen muß, dann soll er erzählen, was so viele Säufer und Schuldner erzählen, daß ihn unvermutet das Garagentor getroffen hat. Er soll sich das Haar naß machen, bevor er rausgeht, er soll es ausspülen, obwohl sich niemand hier über diesen bläulichen Ton wundern würde. Na ja, in Wirklichkeit sieht er weniger exzentrisch und lächerlich aus als mit diesem Netz auf dem Kopf. Sag ihm das, sag es ihm, und dann gehen wir. Vergewisser dich, daß er alles kapiert hat. Und nimm deinen Kamm, danke.«
    Er gab

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