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Dein Glück hat mein Gesicht (Junge Liebe) (German Edition)

Dein Glück hat mein Gesicht (Junge Liebe) (German Edition)

Titel: Dein Glück hat mein Gesicht (Junge Liebe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin C. Skylark
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hatte er das Gefühl nur wie ein Geist neben ihr zu stehen.
Die Schreie, das Blut, der Schweiß, die Nabelschnur, die
er durchtrennen durfte – alles schien so fern und doch so
greifbar nah.
Erst als das Baby – ein Junge – geboren war und vor
seinen Augen sichtbar wurde, hatte Neal das Gefühl wieder
frei atmen zu können.
Es war ein kleines, verschmiertes Bündel Leben,
welches Francis kurz auf den Bauch gelegt wurde. Neal hatte
Tränen in den Augen, sodass er seinen Sohn nur
verschwommen wahrnehmen konnte. Dann wurde ihnen das
Baby schon wieder weggenommen. Es wurde untersucht und
gewaschen. In dieser Zeit konnte Neal seine Schwester, die
noch erschöpft auf dem Entbindungstisch lag, an sich
drücken.
„Wie soll denn der Kleine heißen?“ Es war eine
Hebamme, die die Geschwister in ihrer stillen Zweisamkeit
unterbrach.
„Ich dachte an Nicholas“, erwiderte Francis. Ihr Bruder
deutete ein zufriedenes Nicken an.
„Ja, Nicholas – mit ch.“
Die Hebamme lächelte, dann notierte sie den Namen.
Zudem schrieb sie Francis’ Namen und Wohnort auf, den
Namen ihrer Eltern und schließlich sah sie auf, um sich zu
erkundigen:
„Und wen soll ich als Vater notieren?“
„Das tut nichts zur Sache!“ Neals Antwort kam hart und
direkt, woraufhin die Hebamme mit dem Kopf schüttelte.
„Aber falls es da etwas zu klären gibt, wegen des
Sorgerechts, müsste der Vater genannt werden.“
„Das Sorgerecht hat allein meine Schwester“, gab Neal
zu verstehen. Er sah Francis kurz an und lächelte ihr zu,
doch man konnte deutlich sehen, dass ihm folgende Worte
nicht leicht fielen. „Nicholas wird ohne Vater aufwachsen,
also ist dessen Name auch völlig irrelevant.“
Die Hebamme zog die Schultern ein wenig hoch. „Wenn
Sie meinen.“
Sie sah die Geschwister noch einmal prüfend an, dann
wandte sie sich ab.
Auch Neal kehrte seiner Schwester den Rücken zu. Jetzt
erst merkte er, wie die Anspannung von ihm abfiel. Sein
Körper zitterte leicht. Tausend Gedanken schossen ihm
durch den Kopf. All die Monate war ihm klar gewesen, dass
er sich zu der Vaterschaft nicht bekennen würde. Doch
dieses jetzt so deutlich auszusprechen, zerriss ihm fast das
Herz.
„Neal?“ Francis’ Stimme war noch schwach, doch sie
reichte aus, um Neals Gedankenflut zu unterbrechen.
Flüchtig fuhr er sich über die feuchten Augen. Als er sich zu
ihr umdrehte, setzte er ein Lächeln auf.
„Ich geh’ kurz eine rauchen – zu André. Wenn du im
Zimmer bist, komme ich noch mal rein.“ Er zwinkerte ihr zu.
„Und ich rufe Mum und Dad an.“
    Seine Knie waren weich, als er den Krankenhausflur
betrat. Die Luft hier war klarer und kühler, was er sichtlich
genoss. Auf den Wartestühlen saß immer noch André.
Allerdings war er eingeschlafen und hatte seinen Kopf zur
Seite geneigt. Sein Haar bedeckte sein schönes Gesicht. Als
Neal zwei Becher Kaffee organisiert hatte, setzte er sich zu
ihm. „Hey, aufwachen!“
    André zuckte zusammen. Langsam besann er sich
wieder, wo er sich eigentlich befand, da trat eine gesteigerte
Wachsamkeit in seinen Geist. „Und?“ Neugierig sah er Neal
an. „Ist es da?“
Neal nickte. Augenränder zierten sein Gesicht.
    „Ein Junge – Nicholas.“ Er nahm einen Schluck Kaffee
und reichte André ebenfalls einen Becher.
Dessen Augen begannen augenblicklich, zu funkeln.
„Ein Junge? Wahnsinn!“ Er knuffte seinem Freund in die
Seite. „Hey, mach nicht so ein Gesicht!“
Aber Neal schüttelte den Kopf. Obwohl er sich freuen
sollte, dass die Geburt so gut verlaufen war, konnte er seine
Gedanken nicht abstellen.
„Es war schrecklich“, sagte er leise, dabei senkte sich
sein Kopf. „Sie hatte solche Schmerzen, und ich konnte
nichts tun.“ Traurig sah er André an. „Wieso habe ich ihr das
angetan?“
André fand keine Worte. Seine schlanke Hand
klammerte sich an den Kaffeebecher.
„Es war eure Entscheidung“, sagte er schließlich.
„Aber, sie ist doch noch so jung!“ Neal biss sich auf die
Zunge. Seine Mundwinkel zuckten, als würde er vor
Verzweiflung weinen wollen, aber er fing sich genauso
schnell wieder.
„Ich persönlich finde es klasse, dass sie das Kind
bekommen hat“, erwiderte André. Er dachte nur flüchtig
daran, dass ihn selbst wohl nie solche Vaterfreuden erwarten
würden.
Neal erhob sich. „Vielleicht hast du recht. – Die
Probleme werden jetzt allerdings erst richtig anfangen.“
    Seine Worte bestätigten sich, als er die Klinik am späten
Nachmittag

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