Dein goettliches Herz entflammt
Versagern.«
»Was willst du, Ray?« Sebastians Hand umklammerte das Treppengeländer so fest, dass seine Fingerknöchel weiß wurden.
Ich machte noch einen Schritt nach unten, als Dub mit einer Orange in der Hand aus dem Esszimmer kam und anfing, sie zu schälen. Ray nahm sie ihm weg.
»Hey.«
Ray warf die Orange auf den Boden. »Na, was geht, Dub? Du dreckiger Bastard.«
»Fick dich, Ray mond!«
Ray wollte auf Dub losgehen.
Die nächsten paar Sekunden schienen wie in Zeitlupe abzulaufen.
Violet setzte Pascal auf den Boden, zog sich die Maske vors Gesicht, als ob sie in eine Schlacht ziehen würde, und schoss auf Ray zu. Sie schlang ihren kleinen Körper wie ein Krake um ihn und klammerte sich mit Armen und Beinen an seinen Bauch. Dann schlug sie ihre spitzen Zähne in seinen Bizeps und biss zu. Ray stieß einen gellenden Schrei aus und versuchte, sich von ihr zu befreien. Zwar gelang es ihm, etwas Abstand zwischen sich und Violet zu bringen, doch Hände und Beine des Mädchens hingen an ihm fest. Er fluchte auf Französisch, zerrte noch einmal mit aller Kraft an ihr und warf sie dann weg wie eine Puppe. Sie prallte auf den Boden und rutschte über das glatte Parkett der Halle.
Irgendwo in meinem Gehirn wurde ein Schalter umgelegt.
Ich drängte mich an Sebastian vorbei und rannte die Treppe hinunter, während Dub und Crank zu Violet liefen. Die Kleine stand ohne Hilfe auf, wischte sich das Blut von Mund und Kinn und hechtete durch eine der Fenstertüren in den Garten hinaus. Ich sah gerade noch, wie sie unter den verwelkten Blättern verschwand, bevor ich mich wieder zu Ray drehte.
Adrenalin schoss mir in die Adern und eine unbändige Wut flammte in mir auf. Nichts regte mich mehr auf als Gewalt an Kindern, denn ich wusste aus eigener Erfahrung, wie sich das anfühlte. »Versuch das mal mit mir«, blaffte ich den Jungen an. Und dann schlug ich ihm meine Faust auf das Kinn.
Der stechende Schmerz, der durch meine Fingerknöchel bis in meine Hand zuckte, fühlte sich gut an. Und als ihm seine Freunde zu Hilfe eilten, freute ich mich auf den Kampf.
Na los, ihr Arschlöcher.
Als der erste von den Typen ausholte, machte ich eine Drehung, packte über meine Schulter hinweg seinen Arm und warf ihn zu Boden. Kaum war er unten, spürte ich den Atem des anderen Jungen in meinem Nacken. Mein Blick traf Sebastian. Seine Augen lächelten mich an, forderten mich heraus, wollten wissen, was ich konnte. Ich grinste ihn an, als der zweite Kerl mich von hinten um die Taille packte. Ich warf den Kopf zurück und machte mich auf das Knirschen gefasst, das ich gleich hören würde. Mein Schädel knallte gegen sein Gesicht. Er stöhnte. Es tat ihm erheblich mehr weh als mir. Dann wirbelte ich herum und verpasste ihm noch einen Fußtritt in den Magen, der ihn zu seinem Freund auf den Boden schickte.
Ich trat einen Schritt zurück und sah mir mit wild klopfendem Herzen das Ergebnis meiner Anstrengung an.
Irgendwo hinter mir stieß Dub einen anerkennenden Pfiff aus, doch ich konzentrierte mich auf Ray. Er war der Einzige, der noch stand, und deshalb immer noch eine Gefahr für mich.
»Verdammtes Miststück!«, fauchte er mich an, während er eine Hand auf seine blutende Schulter presste und sich mit der anderen den Kiefer rieb. Seine Gesichtsfarbe war um einiges blasser geworden.
Ich grinste und zeigte ihm den Mittelfinger. Das Blut schoss ihm in die Wangen, er sah aus, als würde er gleich die Zähne fletschen.
Plötzlich stand Sebastian neben mir. »Sie gehört mir«, stellte er völlig ruhig fest. »Ich habe sie zuerst gefunden.«
»Schon, klar, du musst ja immer der Beste sein, nicht wahr, Lamarliere?« Ray spuckte auf den Boden, als die beiden anderen Jungen es geschafft hatten aufzustehen. »Du solltest dich besser beeilen. Grandmère wartet nicht gern.«
Als sie weg waren, zog Dub den Knauf der Tür aus der Wand, damit er sie zumachen konnte. Ich drehte mich zu Sebastian um. »Ich gehöre dir? Was zum Teufel soll das heißen?«
»Ray arbeitet auch für die Novem. Er hat versucht, dich als Erster zu finden. Jemand muss gesehen haben, wie du mit Jenna hergekommen bist.«
»Jenna?«
»Crank.« Ganze vier Sekunden lang sagte er nichts mehr. »Ich werde dir helfen, die Unterlagen zu finden.« Dann ging er ins Wohnzimmer.
Na dann.
Ich holte erst einmal tief Luft – die würde ich brauchen, wenn ich mich mit diesem Charmebolzen anlegte – und folgte Sebastian durch zwei riesige Fenstertüren in den Garten. Dub und
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