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Dein goettliches Herz entflammt

Dein goettliches Herz entflammt

Titel: Dein goettliches Herz entflammt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Keaton
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Crank standen auf den mit Moos bewachsenen Steinplatten der Terrasse und starrten auf einen kleinen Hügel aus Blättern. Es war zwar Winter, doch über den Garden District hatte sich Feuchtigkeit gelegt, die den Garten wie einen Dschungel wirken ließ. Es roch nach Erde, verrottenden Blättern und jenen stark duftenden weißen Blüten, die sich am Haus in die Höhe rankten.
    »Vi, er ist weg. Und du hast Aris Schlägerei verpasst. Das war klasse.« Dub unterstrich seine Worte mit ein paar Faustschlägen in die Luft und einem angedeuteten Wurf. »Jetzt mach schon, Vivi. Du hast mir geholfen. Komm raus, damit ich mich bei dir bedanken kann.«
    Unter den Blättern blinzelten zwei schwarze Augen. Ich schob mich näher an Sebastian heran, während Crank mit Violet redete. »Was ist eigentlich mit ihr los? Warum hat sie diese kleinen Vampirzähne?«
    »Sie ist kein Vampir«, erwiderte er leise lachend. »Dub hat sie letztes Jahr draußen in den Sümpfen gefunden. Sie hat ganz allein auf dem Hausboot eines Fallenstellers gelebt. Dub hat sie drei Monate lang gefüttert, bevor sie mit ihm hergekommen ist. Sie kommt und geht, wie sie Lust hat, und hat eine Schwäche für ungewöhnliche Dinge wie Masken. Oder Obst, das sie allerdings nie isst.«
    Eine meiner Augenbrauen ging in die Höhe und ich wippte von den Zehen auf die Fersen. »Du kannst ja tatsächlich mehr als nur einen Satz sagen.«
    Er sah mich an und runzelte die Stirn. »Wir gehen jetzt besser. Violet kommt schon wieder raus, wenn sie so weit ist.«

Fünf
    »Es ist schön hier«, sagte ich ganz fasziniert von der beeindruckenden Kulisse des Garden District, während ich mit Sebastian die St. Charles Avenue hinunterging. Als Antwort bekam ich lediglich ein Brummen. Eigentlich hatte ich gar nicht vorgehabt, meine Gedanken laut auszusprechen. Es war ziemlich deutlich, dass er sich nicht mit mir unterhalten wollte.
    Was mir allerdings nichts ausmachte, schließlich war ich selbst ja auch nicht gerade für meine Sozialkompetenz bekannt.
    Also trottete ich brav neben meinem Begleiter her, behielt meine Gedanken für mich und widmete meine Aufmerksamkeit den Rissen im Bürgersteig und den Ästen der Bäume, die bis auf die Zäune hingen, weil sie von Moos oder schweren Ranken nach unten gedrückt wurden.
    Wäre jemand in meine Seele gekrochen und hätte eine Stadt entworfen, die genau zu mir passte, sie hätte genauso wie der GD ausgesehen. Ich fühlte mich hier so zu Hause wie nirgendwo sonst. Vielleicht lag es daran, dass ich hier geboren wurde und dass ich wusste, dass meine Mutter hier gelebt hatte. Nein, das allein war es nicht. Es lag an der Atmosphäre hier, an dem Gefühl der Verlassenheit, an dem schleichenden Verfall, der in allem lag, an den verwilderten Pflanzen und Bäumen und an dem verwunschenen Aussehen der prächtigen alten Häuser. An den Schatten, die überall lauerten, in den verlassenen Gärten, auf den unbebauten Grundstücken, hinter den mit Brettern vernagelten Fenstern. Selbst die sonderbaren Menschen, die ich hier kennengelernt hatte, machten diesen Ort zu einem Zuhause. Es lag an Violet, Dub, Henri und Crank. Und an Sebastian mit seinen schwarzen Haaren, den melancholischen Augen und den dunkelroten Lippen. Es lag daran, dass ich mich an einem Ort befand, der sich einen Dreck interessierte, was jemand war, weil er selbst auch anders war.
    Doch die Stadt war nicht völlig verwahrlost. Wir kamen an einem Haus vorbei, in dem etwa zwanzig Künstler wohnten. Auf der Veranda spielte ein Mann eine spanisch angehauchte Melodie auf einer zwölfsaitigen Gitarre, während eine Frau mit Turban ein Bild auf eine Leinwand malte. Aus den offenen Fenstern drangen Stimmen und das Geräusch von Hammerschlägen auf Holz. In einer alten Hängematte zwischen den Pfeilern lag ein Mann, in dessen schlaffen Fingern ein Joint klemmte.
    Der Mann mit der Gitarre hob den Kopf und nickte Sebastian zu.
    Einige Häuser weiter überquerten wir die St. Charles Avenue, um dort auf die Straßenbahn zu warten.
    »Charity Hospital, stimmt’s?«
    »Ja. Glaubst du, wir werden Schwierigkeiten haben, einen Blick in meine Unterlagen zu werfen?«
    Sebastian zuckte mit den Schultern. Er fuhr sich mit den Fingern durch die Haare, bis sie völlig zerzaust waren. »Dürfte nicht so schwer werden.«
    »Kennst du jemanden in New 2, der Selkirk heißt?«
    Die Straßenbahn kam auf uns zu, während Sebastian den Kopf schüttelte und in seiner Tasche nach Geld suchte. »Es kostet einen Dollar

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