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Dein goettliches Herz entflammt

Dein goettliches Herz entflammt

Titel: Dein goettliches Herz entflammt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Keaton
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ich hatte das Gefühl, als würde Rauch aus mir aufsteigen, der sich um meine Haarsträhnen legte und zum diffusen Schatten eines Lebewesens wurde. Eines furchterregenden Lebewesens. Eine glühende Vision dessen, was mir bevorstand. Ein Heiligenschein aus widerwärtigen milchweißen, gelben und orangefarbenen Kreaturen, die sich drehten und wanden.
    Meine Augen rollten nach hinten und mein Herz klopfte schmerzhaft, zum letzten Mal, weil es nicht mehr gegen das Adrenalin in meinen Adern ankämpfen konnte. Plötzlich standen meine Augen wieder offen, gegen meinen Willen, und Athene zwang mich hinzusehen. Sie wollte, dass ich den Blick auf meine Freunde richtete.
    Meine Freunde.
    Sie wichen zurück. Tasteten Hilfe suchend nach der Hand des anderen. Entsetzen ließ ihre verängstigten Gesichter bleich werden und ihre weit aufgerissenen Münder nach Luft schnappen.
    Nein, wollte ich sie anflehen. Geht nicht. Bitte nicht.
    Doch ich konnte nicht sprechen.
    Und Sebastian. Sebastian, der immer noch einen Fuß ausstreckte, der versucht hatte, die unsichtbare Barriere zu durchbrechen, machte einen Schritt nach hinten.
    Er machte einen Schritt nach hinten.
    Die Luft entwich aus meinen Lungen, als ich begriff, dass meine letzte Hoffnung zunichtegemacht worden war. Eigentlich hätte es mich nicht überraschen sollen. Wenn man sich nicht zu viel erhofft, wird man nicht enttäuscht. Wenn man niemandem vertraut, wenn man niemanden liebt, wird man nicht enttäuscht. Ich hatte meine eigenen Regeln gebrochen. Außerdem wäre jeder, der noch halbwegs bei Verstand war, weggelaufen oder völlig gelähmt gewesen. Ich konnte ihnen keinen Vorwurf machen.
    Crank hatte sich an Henris Arm geklammert und drückte ihr Gesicht dagegen, die Augen so rund wie Frisbeescheiben. Sie wichen alle zurück. Alle bis auf Violet, die fasziniert dastand und langsam ihre Mardi-Gras-Maske nach hinten schob. Kindliches Staunen stand ihr ins Gesicht geschrieben.
    Henri packte Violet und riss sie zurück. Das Mädchen wirbelte herum und entblößte seine winzigen Fangzähne. Er ließ sie los, als hätte er sich die Finger verbrannt.
    Jetzt waren sie schon alle jenseits des Tors, packten die Eisenstangen und brüllten Violet zu, sie solle mitkommen. Ihre Stimmen drangen nur gedämpft in das Chaos, das mein Gehirn umnebelte, und mischten sich mit den Schmerzen und meinem Kummer.
    Violet ignorierte die anderen und setzte sich trotzig mit gekreuzten Beinen auf den Boden. Schließlich gaben sie auf. Henri zog Crank und Dub von den Eisenstangen weg und rannte mit ihnen die Straße hinunter. Sebastian zögerte. Er warf mir noch einen unergründlichen Blick zu und blieb unschlüssig innerhalb des Friedhofs stehen, doch dann eilte er den anderen nach.
    Athene gab mich frei. Ich atmete stoßweise, als mein Körper auf dem Boden aufkam und in den weichen Grund sank. Meine Wange klatschte auf die feuchte, kühle Erde, die sich gut anfühlte.
    Ich blieb einfach liegen, zu schwach und zu verletzt, als dass es mir etwas ausmachen konnte.
    Athene sprang von dem Grabmal herunter und ging die wenigen Schritte zu der Stelle, an der ich lag. Sie stieß mir ihren Stiefel gegen die Schulter und drehte mich auf den Rücken.
    Ich starrte in das Gesicht der Göttin. Das grausame Miststück hatte mit Sicherheit einen Ehrenplatz in der Hölle. Athene ging in die Hocke und wischte mir sanft die Tränen auf der linken Seite meines Gesichts weg. Dann stützte Sie die Ellbogen auf die Knie. »Du gehörst nicht hierher, mein Kind. Siewollen dich nicht. Er will dich nicht. Selbst die Missgeburten weisen dich zurück. Weder in New 2 noch sonst wo in dieser Welt wird man dich so akzeptieren, wie du bist. Dein Zuhause ist bei mir.«
    Verzweiflung und Einsamkeit schnürten mir die Kehle zu. Athene hatte recht. Das Miststück hatte recht.
    »Du hast Zeit bis zur Abenddämmerung, um dich zu entscheiden. Komm mit mir, Tochter der Medusa. Ich werde dir Zuflucht gewähren, ich werde dir Reichtum schenken, ich werde dir alles geben, was dein Herz begehrt. Du musst mir nur gehorchen, das ist alles.« Sie streckte die Hand aus, berührte eine Strähne meiner Haare und rieb sie zwischen ihren Fingern, während in ihren Augen Neid und Verbitterung aufblitzten. »Was wirst du tun, wenn du dich verwandelst? Wohin wirst du gehen? Vielleicht… vielleicht werde ich nach einer Weile diesen Fluch von deinem Körper nehmen und dir dein Leben zurückgeben. Wenn du ein braves Mädchen bist, Aristanae, eine gute

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