Dein göttliches Herz versteinert (German Edition)
Umzug. Wollt ihr auf der Veranda vorn zusehen?« Michel legte seine Serviette auf den Tisch und stand auf.
Sebastian und ich taten es ihm gleich.
»Ich glaube, ich sollte besser gehen, bevor es auf den Straßen zu voll wird«, erwiderte ich.
»Ah. Das verstehe ich natürlich. Sebastian wird dich nach Hause bringen.«
Nachdem ich mich bei Michel für das Essen bedankt hatte, ging er Richtung Haus und ließ Sebastian und mich allein am Tisch zurück. Allein und irgendwie verlegen.
»Einen Moment«, sagte Sebastian schnell, dann lief er seinem Vater nach. Sie unterhielten sich kurz am Fuß der Treppe, dann ging Michel hoch zu dem Balkon im ersten Stock und verschwand im Haus.
»Du brauchst mich nicht zu begleiten«, sagte ich zu Sebastian, als er wieder an den Tisch kam. »Außer, du gehst jetzt auch nach Hause.«
»Nein, ich muss noch eine Weile üben, aber das ist schon in Ordnung.«
Jetzt kling nur nicht zu begeistert, dachte ich, während ich tief Luft holte, mich umdrehte und auf das Tor zuging.
Sieben
S ebastian verriegelte das Tor zum Innenhof hinter uns. »Du brauchst mich wirklich nicht zu begleiten«, sagte ich noch einmal.
Er nahm mich an meinem Ellbogen und dirigierte mich durch die immer größer werdende Menge aus Touristen und Einheimischen, von denen viele kostümiert waren. »Ich weiß, Ari. Aber ich möchte es gern.«
Ich hatte nicht viel Erfahrung mit Jungs. Einen Freund hatte ich nie gehabt und ich hatte absolut keine Ahnung, was ich da gerade machte. Ich wusste nur, dass ich diese merkwürdige Spannung zwischen uns nicht länger ertrug. Ich wollte Antworten, Fakten, Ehrlichkeit, anstatt mich die ganze Zeit zu fragen, was er für mich empfand.
Ich kniff mich mit zwei Fingern in die Nasenwurzel und stieß die Luft aus, die ich angehalten hatte, als ich plötzlich einen kräftigen Stoß von hinten bekam, von einer Gruppe, die versuchte, sich durch die Menschenmassen zu drängen. Sie schoben mich näher an Sebastian heran, so nah, dass ich ihn riechen und seine Wärme spüren konnte.
»Ich brauche keinen Begleitschutz«, murmelte ich, während ich mich in die Menge stürzte.
»Ari.«
Er war irgendwo hinter mir, abgedrängt von ein paar Leuten. Die schwungvolle Musik von Blechinstrumenten wurde immer lauter. Der Umzug kam näher, sie waren jetzt schon in der Royal Street. Farben blitzten auf. Pailletten, glänzende Perlen und Glitter auf der Haut funkelten im Licht. Masken in allen möglichen Formen und Farben bewegten sich in der Menge auf und ab.
Gelächter, Stimmen und Musik vermischten sich.
Jemand stieß mir einen Ellbogen in die Seite und ich verlor das Gleichgewicht. Mist. Hände griffen von hinten nach meinem Arm und Ellbogen und richteten mich wieder auf, als ich hörte, dass Sebastian irgendwo in der Menge nach mir rief.
»Danke«, keuchte ich, während ich mich zu meinem Retter umdrehte, der mich davor bewahrt hatte, von einer Horde betrunkener Feiernder niedergetrampelt zu werden.
Vor mir stand eine riesige Gestalt in einem schwarzen Umhang, die mich durch die Schlitze einer goldenen Mardi-Gras-Maske anstarrte. Immer wieder prallten Leute gegen den Mann, doch er war wie ein Fels in der Brandung und rührte sich keinen Millimeter vom Fleck. Er nickte kurz und verschwand dann in der Menge. Ich stand da und fragte mich, ob ich gerade einem von Michels geheimnisvollen Wächtern begegnet war.
Wieder drängten sich einige Leute gegen mich, doch Sebastian schaffte es, sich bis zu mir vorzukämpfen. Zusammen versuchten wir, zwischen den Menschen hindurch zum Bürgersteig zu gelangen. Als der erste Wagen des Umzugs um die Straßenecke bog, bewegten sich die Zuschauer wie eine Welle nach hinten und rissen uns mit. Na großartig. Ich kam mir vor wie in einer Sardinenbüchse.
Ich hasste solche Menschenmassen, ich hasste es, herumgeschubst, getreten und eingekreist zu werden. Es machte mich aggressiv und ein kleines bisschen nervös.
Ich stolperte über den Bordstein. Sebastian schlang die Arme um meine Taille, was mich davor bewahrte, auf die Leute vor mir zu fallen. Plötzlich entstand wieder Bewegung in der Menschenmasse und wir wurden gegen die Mauer eines Ladens gedrückt.
Na ja, ich wurde gegen die Mauer gedrückt, Sebastian gegen meinen Rücken. Ich spürte seinen ganzen Körper auf mir, von Kopf bis Fuß.
Sebastians Arme um meine Taille verstärkten ihren Griff. Er beugte sich zu mir herunter, bis sein Mund so nah an meinem Ohr war, dass ich ihn trotz des Lärms verstehen
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