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Dein göttliches Herz versteinert (German Edition)

Dein göttliches Herz versteinert (German Edition)

Titel: Dein göttliches Herz versteinert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Keaton
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schluckte und wandte den Blick ab. Eine leichte Röte überzog seine blasse Haut. Dann drehte er den Kopf wieder zu mir. »Ich war so überrascht, ich habe eigentlich gar nichts gedacht, ich habe nur … gefühlt.« Er brach ab und sah mich lange an. »Aber ich bedaure es nicht. Du etwa?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Aber … auf dem Friedhof. Da bist du weggelaufen, als du die Vision von mir als Gorgo gesehen hast.« Ich spürte ein heftiges Brennen in meiner Brust. »Du bist zurückgekommen und hast gekämpft, aber« – ich atmete tief ein und aus – »ich weiß nicht, was du jetzt für mich empfindest oder ob überhaupt noch etwas zwischen dir und mir ist.«
    Ich konnte ihn nicht mehr ansehen, daher konzentrierte ich mich auf seine Hand, die auf seinem Knie lag, und auf den silbernen Streifen an dem Lederband um sein Handgelenk.
    »Ari, als ich dich so gesehen habe, hat mich das zu Tode erschreckt, vor allem, weil Athene dich in ihrer Gewalt hatte, und ich wusste, dass ich allein nicht gegen Sie ankommen konnte. Ich musste Dub und Crank wegbringen und meinen Vater holen, also bin ich losgerannt. Aber ich werde dich nicht anlügen. Es hat mir Angst gemacht, deinen Fluch zu sehen, die Vision davon.«
    Ich biss mir auf die Innenseite meiner Wange. Es tat weh, das zu hören. Aber es war ehrlich und ich konnte ihm keinen Vorwurf machen, schließlich ging es mir ja nicht anders. »Mir hat es auch Angst gemacht.« Meine Augen brannten. »Ich hasse es.« Ich starrte nach unten auf den Platz. »Ich will nicht … so werden.«
    Er streckte den Arm aus und schob seine Hand in meine. Sie war warm und die Handflächen etwas rau.
    So blieben wir eine ganze Weile sitzen und sahen von unserem luftigen Platz über dem Quarter zu, wie die Nacht vorbeizog. Wir sprachen nicht darüber, ob es ein »uns« gab, aber das brauchten wir auch gar nicht. Seine Hand in meiner war Antwort genug.
    »Mein Vater irrt sich, wenn er sagt, wir sollten warten«, meinte Sebastian schließlich.
    Ich brauchte ihn nicht zu fragen, was er damit meinte, denn eines wusste ich: Wenn wir darauf warteten, dass Athene zu uns kam, dass Sie uns ihre Bedingungen mitteilte, würden sich Violet und mein Vater vielleicht nie wieder von ihrer Gefangenschaft erholen.
    »Wir müssen zuerst zuschlagen«, erwiderte ich. »Wir müssen einen Weg in ihr Reich finden und das mitnehmen, was zu uns gehört.«
    Seine Hand verstärkte ihren Druck. »Damit wird Sie nicht rechnen.«
    Ein Überraschungsangriff war vielleicht das Einzige, was funktionieren würde.

Acht
    A ls ich aus der Straßenbahn stieg und die Royal Street hinunterging, um zur Presby zu kommen, war die Sonne bereits vollständig aufgegangen. Der Morgen tauchte das French Quarter in sein weiches Licht und ließ es wie einen Edelstein funkeln.
    Im Quarter waren motorisierte Fahrzeuge verboten, was das Viertel um hundert Jahre zurückversetzte und der Grund für die Unmengen an Mauleseln und Kutschen war. Die Touristen waren ganz begeistert davon. Ich auch – keine dröhnenden Motoren, kein lautes Hupen, keine quietschenden Bremsen, keine Auspuffgase, die die Luft verpesteten. Nur Müll- und Lieferwagen durften ins Quarter fahren, und das auch nur ganz früh am Morgen.
    Ich hätte mir eine der Kutschen nehmen können, die in der Nähe der Canal Street warteten, um die Leute ins Quarter zu bringen. Ich entschied mich aber dafür, bis zum Jackson Square zu laufen. Als ich an dem alten Cabildo neben der Kathedrale St. Louis vorbeikam, sah ich nach oben zu den hohen Bogenfenstern im ersten Stock. So verrückt es auch klang, einige der ersten Siedler von New Orleans, die im 18. und 19. Jahrhundert ins Land gekommen waren, saßen jetzt dort oben in den Büros und verwalteten die Stadt.
    Sebastian wartete vor der Presby auf mich. Die Tatsache, dass mehrere Jugendliche in Schuluniform an ihm vorbeigingen, er aber in zerrissenen Jeans und einem alten, schon ganz verblichenen Konzert-Shirt dastand, ließ mich grinsen. Die Rebellin in mir konnte das sehr gut nachvollziehen.
    Ich blieb vor ihm stehen. »So werden sie dich aber nicht in die Schule lassen. Ich hab neulich eine Riesenstandpauke bekommen, weil ich ein schwarzes T-Shirt anhatte.«
    Er warf einen Blick auf meine Kleidung, die sich gar nicht so sehr von meinen normalen Klamotten unterschied, und zog eine Augenbraue hoch. Schwarze Cargohose, weißes, ärmelloses T-Shirt, grauer Hoodie mit Reißverschluss, dazu das τέρας -Schwert an meinem Oberschenkel und ein

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