Dein Herzensprinz Prinzessin
aber das ist ja nicht mein Problem.
Tinas notorisch eifersüchtiger Vater war erwartungsgemäß nicht sonderlich begeistert, als er von dem Ring hörte, hat sich aber umso mehr über die tiefgefrorenen Prämium-Steaks von » omahasteaks.com « gefreut, die Boris ihm hat schicken lassen. (Das war übrigens meine Idee. Boris kann mir echt dankbar sein.)
Vielleicht gewöhnt Mr Hakim Baba sich ja noch an den Gedanken, dass Boris eines Tages zur Familie gehören wird. (Gott, der Arme muss dann jedes Mal, wenn er mit seiner Tochter und seinem Schwiegersohn am Tisch sitzt, Boris’ laute Mundatmung ertragen.)
Ah, da kommt Tina! Zum Glück weint sie nicht, dann ist ja alles …
Freitag, 28. April, Trigonometrie
Okay, es ging nicht um Boris.
Sondern um Michael.
Ich hätte es mir denken können.
Tina hat Google Alert auf ihrem Handy aktiviert, damit sie jedes Mal umgehend informiert wird, sobald irgendwo im Netz auf einer Webseite mein Name erwähnt wird. Heute Morgen hat sie die Benachrichtigung bekommen, in der New York Post sei ein Artikel darüber erschienen, dass Michael dem Medical Center der Columbia University einen CardioArm schenken wird. (Da es die New York Post war und nicht CNN, lag der Schwerpunkt des Artikels weniger auf dem Roboterarm als darauf, dass Michael und ich mal ein Paar waren.)
Tina ist so süß. Sie wollte mich vorwarnen, bevor ich von jemand anderem höre, dass er wieder in der Stadt ist. Sie hatte - genau wie mein Vater - Angst, irgendein Paparazzo könnte mich darauf ansprechen.
Ich hab ihr gestanden, dass ich es schon wusste.
Riesenfehler.
»Du wusstest es?«, rief Tina empört. »Und du hast es mir nicht gesagt? Mia, wie konntest du?«
Genau davon rede ich die ganze Zeit. Jedes Mal wenn ich jemandem die Wahrheit sage, bekomme ich Ärger!
»Ich hab es doch auch gerade erst erfahren«, verteidigte ich mich. »Mein Vater hat es mir gestern Abend gesagt, weil
er es bei CNN gelesen hat. Und es macht mir nichts aus. Wirklich nicht. Ich bin über Michael hinweg. Ich bin jetzt mit JP zusammen. Ich hab kein Problem damit, dass er wieder in New York ist.«
Gott, ich bin so eine Lügnerin.
Und noch nicht mal eine besonders gute. Jedenfalls nicht, was Michael betrifft. Tina sah nämlich nicht sonderlich überzeugt aus.
»Und er hat dir nichts davon gesagt?«, fragte sie erstaunt. »Hat er denn in keiner seiner Mails erwähnt, dass er wieder zurückkommt?«
Natürlich konnte ich ihr nicht die Wahrheit sagen. Ich meine, dass Michael mich gefragt hat, ob er meine Arbeit lesen kann, und ich daraufhin so panisch wurde, dass ich ihm nie mehr zurückgeschrieben hab.
Dann hätte Tina nämlich wissen wollen, wovor ich solche Panik hatte. Und ich hätte ihr verraten müssen, dass es sich bei meinem Abschlussprojekt in Wirklichkeit um einen Liebesroman handelt, für den ich gerade einen Verlag suche. Und ich hab im Moment einfach nicht die Nerven, mir das Gekreische anzuhören, das Tina unweigerlich aussto ßen würde, wenn sie das erfahren würde. Ganz zu schweigen davon dass sie sofort verlangen würde, meinen Roman zu lesen. Und wenn sie die Sexszene liest - okay, die Sex szenen -, dann könnte es gut sein, dass ihr tatsächlich der Kopf platzt.
»Nein, hat er nicht«, beantwortete ich deshalb ihre Frage.
»Das ist ja komisch«, wunderte sich Tina. »Ich meine, ihr seid doch immer noch gut miteinander befreundet. Jedenfalls behauptest du das die ganze Zeit. Und gute alte Freunde würden sich doch wohl sagen, wenn sie wieder in die Stadt ziehen, in der der andere wohnt. Es muss irgendeinen Grund haben, dass er dir nichts davon gesagt hat.«
»Nein, glaub ich nicht«, sagte ich hastig. »Wahrscheinlich
ist alles ganz schnell gegangen, und er hatte einfach keine Zeit, es mir zu sagen.«
»Wie bitte? Er soll keine Zeit gehabt haben, dir eine kurze Mail ›Mia, ich ziehe wieder nach Manhattan‹ zu schicken? Hallo? Das ist eine Sache von Sekunden. Nein.« Tina schüttelte so heftig den Kopf, dass ihre langen schwarzen Haare über ihre Schultern peitschten. »Das hat irgendwas zu bedeuten.« Sie kniff die Augen zusammen. »Und ich glaub, ich weiß auch, was.«
Ich liebe Tina wirklich über alles und werde sie sehr vermissen, wenn ich an der Uni bin. (Ich gehe nämlich auf gar keinen Fall auf die NYU wie sie, obwohl die mir einen Platz angeboten haben. Die NYU ist mir viel zu stressig. Außerdem will Tina Herz- und Thoraxchirurgin werden, und so ein Medizinstudium ist so zeitintensiv, dass ich
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