Dein Herzensprinz Prinzessin
musste ich den Roman auch noch schreiben!
Ich weiß natürlich, dass so ein läppischer Liebesroman nicht die Welt verändern wird.
Aber es wäre schön, wenn es ein paar Menschen geben würde, die beim Lesen so viel Spaß hätten, wie ich ihn beim Schreiben hatte.
Gott, was soll das überhaupt? Warum mache ich mir solche Sorgen über ein mögliches Treffen mit Michael, wenn er mir in Wirklichkeit doch völlig egal sein kann? Habe ich nicht einen wunderbaren Freund, der die ganze Zeit beteuert, wie sehr er mich liebt, und von dem alle Menschen im ganzen Universum sagen, dass er einfach wie für mich geschaffen ist und perfekt zu mir passt?
Okay, er hat zwar vergessen, mich zum Abschlussball einzuladen, und dann ist da auch noch diese andere Sache … Aber zum Abschlussball will ich sowieso nicht, weil das im Grunde genommen eine voll kindische Veranstaltung ist und ich kein Kind mehr bin, sondern in drei Tagen achtzehn werde und dann offiziell erwachsen bin.
Ich muss mich echt dringend zusammenreißen.
Vielleicht sollte ich Hans losschicken, mir noch einen Chai Latte zu holen. Ich glaub, der von heute Morgen hat nicht gewirkt. Dad hat mir zwar streng verboten, meinen Chauffeur als persönlichen Assistenten zu missbrauchen, aber was bleibt mir denn bitte anderes übrig? Lars weigert sich trotzig, auch nur ein paar Minuten von meiner Seite zu weichen, um mir ein Heißgetränk zu holen, obwohl ich ihm geduldig erklärt hab, wie höchst unwahrscheinlich es ist, dass ich in der kurzen Zeit, die er braucht, um mal schnell zu Starbucks zu laufen, entführt werde.
Bis jetzt hat mich noch niemand auf den Artikel über Michael und den CardioArm angesprochen, dabei hab ich schon mit Tina, Shameeka, Perin und natürlich JP gesprochen.
Vielleicht war CNN der einzige Sender, der eine Story darüber gebracht hat.
Bitte, lieber Gott, mach, dass nirgendwo sonst etwas darüber gesendet oder geschrieben wird.
Freitag, 28. April, im Treppenhaus im dritten Stock
Gerade hab ich eine Notfall-SMS von Tina bekommen. Sie will mich dringend sprechen! Also hab ich behauptet, ich müsste zur Toilette, und mich hier raufgeschlichen.
Keine Ahnung, was los ist. Aber es muss was Ernstes sein, denn wir haben in letzter Zeit echt selten Stunden geschwänzt, eigentlich erstaunlich, wenn man bedenkt, dass es für uns gar keinen Grund mehr gibt, in den Unterricht zu gehen. Schließlich ist das Schuljahr für uns praktisch gelaufen, und alle gehen nur noch zur Schule, um sich gegenseitig Kataloge mit Fotos von den Schuhen und Kleidern zu zeigen, die sie zur Zeugnisverleihung anziehen werden. Oje. Hoffentlich haben sie und Boris sich nicht gestritten! Die beiden sind so ein süßes Paar. Boris geht mir zwar manchmal auf die Nerven, aber ich finde es total rührend, wie sehr er Tina liebt. Das hat man auch wieder daran gemerkt, was er sich Süßes ausgedacht hat, um sie zum Abschlussball einzuladen. Das Ticket für den Ball hing zusammen mit einer dieser kleinen türkisen Schachteln von Tiffany an einer halb erblühten roten Rose.
Ja! Er hat ihr was bei Tiffany gekauft und nicht bei Kay Jewelers wie sonst immer! Wahnsinn, oder? In der Schachtel war ein kleines Samtkästchen. (Tina hat gesagt, sie hätte fast einen Herzinfarkt bekommen, als sie es sah.)
Und darin lag ein wunderschöner Smaragdring (ein Freundschaftsring - kein Verlobungsring, wie Boris betont hat). Und
in den Ring hatte er seine und ihre ineinander verschlungenen Initialen und das Datum des Abschlussballs eingravieren lassen.
Als Tina uns den Ring am Montag stolz in der Schule vorführte, sagte sie, vor lauter Freude wäre ihr fast der Kopf geplatzt. Boris hatte ihn ihr am Wochenende im »Per Se« überreicht, das im Moment so ungefähr zu den teuersten Restaurants in ganz New York gehört. Aber er kann es sich leisten, weil er gerade sein erstes Album aufnimmt und damit seinem großen Idol Joshua Bell etwas näher gerückt ist. Sein Ego hat sich seitdem ungefähr um das Zehnfache aufgebläht. Umso mehr, als er auch noch gebeten wurde, nächste Woche ein Konzert in der Carnegie Hall zu geben. (Das Ganze ist gleichzeitig sein Abschlussprojekt.) Wir sind alle eingeladen. JP und ich gehen zusammen hin, aber ich nehme meinen iPod mit, weil ich jedes Stück aus Boris’ Repertoire schon mindestens neun Millionen Mal gehört hab - er übt ja in T&B immer im Lehrmittelkabuff. Ehrlich gesagt verstehe ich nicht, wie jemand freiwillig Geld dafür bezahlen kann, ihn spielen zu hören,
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