Dein Herzensprinz Prinzessin
wenn wir so einen Roboterarm in unserer Klinik hätten, dann... dann würde das die medizinische Versorgung unserer Untertanen erheblich verbessern. Sie müssten dann nicht mehr nach Paris oder in die Schweiz reisen, um sich am Herzen operieren zu lassen. Du siehst doch sicher ein, wie wichtig das …«
Ich entriss ihr meine Hand. Plötzlich begriff ich, dass sie kein bisschen verrückt geworden war. Und auch nicht davorstand, einen Schlaganfall oder Herzinfarkt zu bekommen. Ihr Puls schlug stark und regelmäßig.
»O Gott!«, rief ich erschüttert. »Grandmère!«
»Was denn?« Grandmère sah mich verwundert an. »Was hast du denn auf einmal? Ich habe dich doch nur gebeten, den Jungen zu fragen, ob wir einen seiner Apparate haben können. Er soll ihn uns nicht schenken. Ich sagte doch, wir bezahlen dafür...«
»Aber du willst, dass ich meine Beziehungen zu ihm benutze«, rief ich, »nur damit Dad im Wahlkampf gegen René bessere Chancen hat.«
Grandmère zog ihre aufgemalten Augenbrauen zusammen.
»Ich habe kein Wort über den Wahlkampf gesagt!«, verkündete sie herrisch. »Ich dachte nur, dass es vielleicht eine gute Idee wäre, wenn du morgen zu dieser Veranstaltung an der Columbia...«
»Grandmère!« Ich sprang von der Couch auf. »Du bist schrecklich! Glaubst du wirklich, dass das Volk von Genovia für Dad stimmen würde, nur weil er es schafft, dem Krankenhaus einen CardioArm zu besorgen, während René
den Leuten bloß Applebee’s Fast-Food-Restaurants bieten kann?«
Grandmère sah mich an. »Natürlich. Was wäre dir im Ernstfall denn lieber? Eine Herzoperation nach neuestem Stand der Technik oder ein Teller frittierte Zwiebelringe mit Dip?«
»Die gibt es nicht bei Applebee’s, sondern in den Outback-Steak-Restaurants«, informierte ich sie frostig. »Und in einer Demokratie werden Stimmen nicht gekauft.«
»Bö’ff!« Grandmère schnaubte verächtlich. » Demokratie! Sei doch bitte nicht naiv. Jeder Mensch ist käuflich. Und was ist, wenn ich dir sage, dass mein Leibarzt mir nach meiner letzten Untersuchung gesagt hat, der Zustand meines Herzens habe sich so verschlechtert, dass ich möglicherweise bald einen Bypass benötige?«
Ich zuckte zusammen.
Sie sah völlig aufrichtig aus.
»Ist... ist das wahr?«, stammelte ich.
»Nun ja.« Grandmère schaute leidend. » Noch nicht. Aber er hat mir gesagt, dass ich mich in Zukunft auf drei Sidecars wöchentlich beschränken muss!«
Ich hätte es wissen müssen.
»Grandmère«, sagte ich streng. »Bitte geh. Sofort.«
Grandmère blickte mich stirnrunzelnd an. »Du weißt, was passiert, wenn dein Vater die Wahl verliert. Das wird er niemals verwinden. Ja, ich habe inzwischen begriffen, dass er trotzdem Fürst bleibt, aber er darf nicht mehr regieren - und das, junge Dame, ist dann ganz allein deine Schuld.«
Ich stöhnte frustriert auf. »Geh endlich!«
Was sie dann auch tat, allerdings nicht, ohne Lars und der Sprechstundenhilfe, die unser Gespräch belustigt mitangehört hatten, einen bitterbösen Blick zuzuwerfen.
Wobei ich auch nicht sehe, was daran so lustig war.
Grandmère findet es wahrscheinlich ganz normal, ihre Enkelin dazu zu überreden, ihre Beziehungen zu ihrem
Exfreund spielen zu lassen, um die lange Warteliste für einen millionenteuren medizinischen Roboterarm zu umgehen.
Aber ich habe mit meiner Großmutter nichts gemeinsam - auch wenn wir demselben Genpool entstammen.
NICHTS.
Freitag, 28. April, in der Limo auf dem Heimweg von Dr. G. Stöhrt
Der Cowboy-Doc hatte wie üblich wenig Mitleid mit mir. Wahrscheinlich findet er, dass ich mir meine Probleme selbst zuzuschreiben hab.
Wieso kann ich eigentlich nicht wie alle anderen in meiner Schule einen netten normalen Therapeuten haben, der mich fragt: »Welche Gefühle löst das in dir aus?«, und mir Pillen gegen meine Angstzustände in die Hand drückt?
Aber nein. Ich kriege natürlich den einzigen Therapeuten in ganz Manhattan ab, der nichts von Psychopharmaka hält und der Meinung ist, dass alles Unheil, das mir widerfährt (in der letzten Zeit jedenfalls), ganz allein darauf zurückzuführen ist, dass ich mir meine Gefühle nicht ehrlich eingestehe.
»Was hat die Tatsache, dass mein Freund es nicht für nötig hält, mich zum Abschlussball einzuladen, denn bitte damit zu tun, dass ich mir meine Gefühle nicht ehrlich eingestehe?«, fragte ich ihn.
»Was wirst du ihm denn sagen, wenn er dich einlädt?«, wollte Dr. G. Stöhrt wissen, indem er den altbewährten
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