Dein Herzensprinz Prinzessin
doch einen Roman schreiben könnte. Ich will ja sowieso Schriftstellerin werden und hab ständig Tagebuch geschrieben. Auf den Gedanken mit dem Liebesroman bin ich gekommen, weil ich die selbst gern lese... Liebesgeschichten haben immer so ein befriedigendes Ende und sind ideal, um runterzukommen, wenn man gestresst ist. Wusstest du, dass viele von den Frauen bei Domina Rei, die alle total erfolgreiche Geschäftsfrauen und Politikerinnen sind, zur Entspannung Liebesromane lesen? Ich hab mal ein bisschen recherchiert und herausgefunden, dass fünfundzwanzig Prozent aller verkauften Bücher Liebesromane sind. Das heißt, dass man - statistisch gesehen - für einen Liebesroman viel einfacher einen Verlag findet als für Bücher anderer Genres. Na ja, und deswegen dachte ich, ich versuch’s mal selbst.«
Ich war durch seine Reaktion so verunsichert, dass ich einfach drauflosfaselte und sagte, was mir gerade in den Kopf
kam. Hatte ich gerade eben wirklich gesagt, fünfundzwanzig Prozent aller verkauften Bücher seien Liebesromane? Kein Wunder, dass er verstummt war.
»Du hast echt einen Liebesroman geschrieben?«, sagte er nach einer Weile. Zum dritten Mal.
Komischerweise schien er die Tatsache, dass ich einen Liebesroman geschrieben hatte, problematischer zu finden, als dass ich ihn angelogen hatte.
»Äh, ja.« Ich versuchte, mich nicht davon irritieren zu lassen, dass er so klang, als könne er es immer noch nicht glauben. »Ich hab erst total viel über das Mittelalter recherchiert, über die Zeit, in der Fürstin Amelie gelebt hat. Und danach hab ich einfach drauflosgeschrieben. Und jetzt suche ich einen Verlag...«
»Wie? Du willst das Buch veröffentlichen ?«, rief JP, und seine Stimme schnappte fast über, als er veröffentlichen sagte.
»Ja, klar«, sagte ich. Ich war etwas überrascht darüber, dass er so überrascht war. Was sollte die Frage? Ist es nicht ganz normal, dass man ein Buch, das man geschrieben hat, veröffentlichen möchte? JP hat ein Theaterstück geschrieben und will doch bestimmt auch, dass es eines Tages in einem richtigen Theater aufgeführt wird. »Aber bis jetzt war ich nicht besonders erfolgreich. Von den Verlagen, die ich angeschrieben hab, hat keiner Interesse. Nur einer. Der will allerdings Geld von mir dafür, dass es veröffentlicht wird. Aber das ist normal. Glaub ich wenigstens. J. K. Rowling hat für ›Harry Potter‹ am Anfang auch nur Absagen bekommen, bis …«
»Wissen die Verlage denn, dass das Buch von dir ist?«, unterbrach JP mich. »Von der Prinzessin von Genovia, meine ich?«
»Nein, natürlich nicht«, sagte ich. »Ich hab es unter einem Pseudonym eingeschickt. Wenn ich denen gesagt hätte, dass es von mir ist, hätten sie es bestimmt nicht abgelehnt. Aber
dann würde ich niemals erfahren, ob es ihnen wirklich gefallen hat oder ob sie es nur rausbringen wollen, weil es von der Prinzessin von Genovia geschrieben wurde. Verstehst du, worum es mir geht? Ich will kein Buch veröffentlichen, das nur angenommen wurde, weil es von einer Prinzessin geschrieben wurde. Ich möchte ausprobieren, ob ich es auch so schaffe. Ich will einen Verlag finden, der mein Buch nimmt, weil es gut ist - vielleicht nicht genial, aber wenigstens gut genug, um bei WalMart verkauft zu werden.«
JP seufzte.
»Mia«, sagte er. »Warum tust du das?«
Ich blinzelte erstaunt. »Was? Was tue ich denn?«
»Wieso verkaufst du dich unter Wert? Wieso schreibst du kommerzielle Unterhaltungsliteratur? Im Grund genommen ist das nichts weiter als Fantasy, erfundene Geschichten ohne jede reale Grundlage.«
Ich muss zugeben, dass ich echt nicht kapierte, was er meinte. Wovon redete er? Wieso verkaufte ich mich »unter Wert«? Und was meinte er mit »kommerzieller Unterhaltungsliteratur«? Wieso ohne reale Grundlage? Welche Form von Literatur sollte ich denn sonst schreiben? Etwa keine erfundenen Geschichten, sondern Bücher über reale Menschen? Das hab ich mal probiert... vor langer Zeit. Ich hab mal eine Kurzgeschichte über einen echten Menschen geschrieben, genauer gesagt über JP - bevor ich ihn richtig kennenlernte.
Die Figur, die ich nach ihm gestaltet hatte, brachte sich am Schluss um, indem sie sich vor eine U-Bahn warf! GOTT SEI DANK wurde mir in letzter Minute - kurz bevor die Geschichte in Lillys Literaturzeitschrift in der ganzen Schule verteilt worden wäre - klar, dass man so was einfach nicht tun kann. Man darf keine Geschichten schreiben, die von Leuten handeln, die wirklich
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