Dein Herzensprinz Prinzessin
Fünkchen Hoffnung.
Die Hoffnung, dass Michael und ich... durch irgendein Wunder... eines Tages vielleicht doch wieder zusammenkommen würden. Ich weiß! Ich bin bescheuert! Total dämlich! Wieso hab ich nach all der langen Zeit immer noch Hoffnung gehabt? Trotz meines wunderbaren Freunds, der immer noch vor mir kniete und mir einen Ring hinhielt! (Wobei ich sagen muss, dass das ja wohl komplett daneben war. Ich meine, hallo? Wer schenkt dem Mädchen, das er zum Abschlussball einlädt, denn bitte einen RING? Na ja, mit Ausnahme von Boris. Aber der ist nun mal Boris.)
Aber anscheinend war ich die Einzige, die dieses klitzekleine Fünkchen Hoffnung gehegt hatte. Michael hatte nicht einmal genug Interesse an mir, um zu bleiben und abzuwarten, was ich meinem langjährigen Freund auf seinen Abschlussballantrag (denn das war es ja wohl) antworten würde.
Tja.
Schon komisch. Ich dachte immer, Michael hätte mir das Herz schon vor langer Zeit gebrochen. Aber dadurch, dass er einfach so weggegangen ist, hat er es mir ein zweites Mal gebrochen.
Echt verrückt, dass einem das Herz von ein und demselben Menschen zweimal gebrochen werden kann.
Zum Glück konnte ich, trotz der Tränen, die mir in die Augen stiegen, und obwohl mein Herz (erneut) in tausend Splitter zerbrach, immer noch klar denken. Einigermaßen zumindest.
Grandmère hat mit mir für genau solche Situationen - obwohl ich niemals geglaubt hätte, dass ich je in so eine Situation kommen würde - einen kleinen Erwiderungstext eingeübt, den sie mich ungefähr neun Millionen Mal abgefragt hat. Der Text geht so: »Oh - hier den Namen des Betreffenden einfügen - ich bin vom Überschwang deiner Gefühle so überwältigt, dass ich gar nicht weiß, was ich antworten soll. Mir schwirrt förmlich der Kopf...«
Was in diesem Fall wahrlich nicht gelogen gewesen wäre. »Ich bin doch noch so jung und unerfahren und du bist so ein Mann von Welt... Mit dieser Frage hätte ich einfach nicht gerechnet.«
Auch absolut nicht gelogen. Ich meine, wer macht seiner achtzehnjährigen Freundin denn bitte einen Antrag - selbst wenn es nur ein Abschlussballantrag ist, oder wie auch immer man es nennen soll?
Oh Moment mal. Ich weiß. Boris.
Ich sah mich nach meinem Vater um und erstarrte, als ich ihn in der Menge entdeckte. So hatte ich ihn noch nie gesehen. Er sah aus, als würde er jeden Moment explodieren.
Offensichtlich nahm er - wie alle anderen um uns herum - an, JP hätte mir einen Heiratsantrag gemacht. Er hatte nicht gehört, dass JP mich nur gefragt hatte, ob ich ihn zum Abschlussball begleite. Er hatte nur gesehen, wie er vor mir niederkniete und mir den Ring hinhielt... O Gott, mir wird kotzübel! Wieso musste JP mir ausgerechnet einen Ring schenken? War es das, was Michael geglaubt hat? Dass JP mich fragt, ob ich ihn heirate? Ich möchte sterben.
»Ich glaube, ich muss mich jetzt erst einmal in mein Boudoir legen - allein - und meine Zofe bitten, mir die Schläfen mit Lavendelöl zu betupfen, während ich über deinen Antrag nachdenke. Ich fühle mich sehr geschmeichelt, bin aber auch völlig durcheinander. Nein, melde dich nicht bei mir, ich melde mich bei dir.«
Je mehr ich darüber nachdachte, desto antiquierter kam mir Grandmères Erwiderungstext vor.
Und irgendwie auch ziemlich unpassend. Immerhin sind JP und ich schon seit fast zwei Jahren zusammen und sein Abschlussball-Antrag kam nicht völlig überraschend für mich. Trotzdem war die Aktion komplett daneben. Ich weiß doch noch nicht mal, wo ich nächstes Semester studieren soll - woher soll ich wissen, mit wem ich in der nächsten Zeit mein Leben verbringen will?
Wobei ich eines ziemlich genau weiß: nicht mit jemandem, der keinen einzigen Blick in einen von mir geschriebenen Roman geworfen hat, obwohl er achtundvierzig Stunden dazu Zeit gehabt hätte.
Ist doch wahr.
Aber natürlich konnte und wollte ich das nicht vor den auf der Jacht versammelten Leuten sagen. Ich wollte JP ja nicht bloßstellen. Ich liebe ihn. Echt. Ich wünschte nur …
Warum musste er sich bloß vor aller Augen vor mich hinknien? Und dann auch noch mit einem Ring? Warum?
Während meine Wangen heißer und heißer wurden und die erwartungsvolle Stille um uns herum immer unerträglicher wurde, sagte ich bloß: »Mal sehen.«
Mal sehen? MAL SEHEN?
Da fragt mich ein total hübscher, total perfekter, wunderbarer Mann, der mich liebt und bereit ist, bis in alle Ewigkeit auf mich zu warten, ob ich ihn zum Abschlussball begleite, und
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