Dein ist das Leid (German Edition)
alles der Wohlfahrt gespendet.“
„Diese Gegenstände muss ich mir unbedingt ansehen. Außerdem brauche ich den Namen seines Vermieters.“ Casey versuchte es zunächst mit der einfachsten Erklärung. „Ich würde mir gern die Genehmigung holen, das Haus betreten zu dürfen. Ich weiß nicht, was Sie von solchen Dingen halten, aber Claire Hedgleigh aus unserem Team ist auf wirklich brillante Weise intuitiv. Wenn sie sich dort umschaut, wo Paul gelebt hat, könnte sie vielleicht etwas finden – vor allem wenn in den letzten acht Monaten niemand sonst dort gewohnt hat. Und die persönlichen Gegenstände, von denen Sie geredet haben, werden ihr ganz sicher etwas sagen.“
„Sie reden von einer Hellseherin.“
Casey verzog die Lippen zu einem Lächeln. „Claire selbst hasst diesen Ausdruck, aber es stimmt. Eine Hellseherin. Sie hat entscheidend dazu beigetragen, dass wir unseren letzten großen Fall lösen konnten, und bevor sie zu uns stieß, hat sie ungeheuer erfolgreich verschiedene Ermittlungsbehörden im ganzen Land unterstützt.“
„Wenn sie uns sagen kann, ob Paul noch lebt und wo er steckt, habe ich dagegen überhaupt nichts einzuwenden.“
„Gut. Dann wird Sie meine nächste Bitte sicher auch nicht verwundern. Gestern Abend im Büro haben Sie neben Marc wahrscheinlich auch Hero getroffen. Er ist ein weiteres ungewöhnliches Mitglied unseres Teams – ein Personenspürhund, trainiert darauf, einen Menschen anhand seines Geruchs, auch auf große Entfernung und noch nach langer Zeit, zu verfolgen. Wir lassen ihn in Pauls Cottage und an ein paar von seinen persönlichen Sachen schnüffeln, dann wird er im Umkreis einiger Meilen feststellen können, wo Paul sich aufhält – falls er in der Region ist und wenn wir so weit kommen. Also, können Sie mir sagen, wer Pauls Vermieter war? Ich mache ein paar Anrufe und stelle fest, was jetzt mit dem Cottage ist. Denken Sie auch darüber nach, was für Erinnerungsstücke sie von Paul haben. Dann fahren wir zusammen raus in die Hamptons, entweder irgendwann heute oder morgen, je nachdem, wie Sie es einrichten können, Ihren Sohn für einige Zeit allein zu lassen.“
Amanda schloss für einen Moment die Augen. „Ich danke Ihnen für Ihr Verständnis“, sagte sie schlicht. „Meine Freundin Melissa kann bei ihm bleiben, wenn ich wegmuss. Und die Leute hier im Krankenhaus können mich auch jederzeit erreichen. Es ist bloß so, dass ich michbesser fühle, wenn ich in seiner Nähe bin. Ich weiß, das ist unlogisch. Aber ich bin halt seine Mutter.“
„Ich werfe Ihnen überhaupt nichts vor.“ Casey schob den Stuhl zurück und erhob sich. „Gehen Sie jetzt wieder zu Ihrem Sohn. Ich rufe Sie an, sobald wir aufbrechen können.“
Ryan beugte sich gerade in tiefer Konzentration über seinen Computer, als Claire seine Höhle betrat.
„Wo sind denn alle?“, fragte sie.
„Schon mal was von Anklopfen gehört?“ Ryan wandte den Blick nicht vom Bildschirm ab.
„Wieso? Ist das hier dein Privatbereich?“
„Wenn du so fragst: ja, genau.“
Claire verdrehte die Augen. „Dann mach doch ein Schloss an die Tür. Oder sorg wenigstens dafür, dass sie zu ist.“ Sie ging zu Hero, der sofort aufgesprungen war, als sie hereinkam. Er sah sie voller Hoffnung an, und dazu hatte er auch allen Grund. Claire war ganz eindeutig die Sensibelste im Team, nicht nur wenn es um Fälle ging, sondern auch im Umgang mit Hero. Ihr Einfühlungsvermögen passte zu ihrem hellblonden Haar, ihren hellgrauen Augen und ihrer gertenschlanken Gestalt – ganz zu schweigen von ihrer ätherischen Ausstrahlung.
Es gab nicht viel, das sie aus der Ruhe bringen konnte. Aber Ryan McKay gehörte dazu.
Claire kraulte Heros Ohren und lächelte. Der Bluthund ließ sie nicht aus den Augen.
„In meiner Tasche“, teilte sie ihm mit und zog ein Stück Käse heraus, das sie ihm hinhielt. Ein Biss, und es war verschwunden.
„Er hat dich aber gut abgerichtet“, kommentierte Ryan. „Wenn du so weitermachst, hat er in einem Jahr drei Kilo zugenommen.“
„Das ist Light-Käse. Das wird ihm schon nicht schaden.“ Claire ließ den Raum auf sich wirken, die vielen Computer, Server und Kabel und schließlich das Kernstück in der Mitte: eine lange Reihe halb fertiger Roboter – alle umgeben von einem Haufen diverser Teile aus Metall und Kunststoff, die darauf warteten, Verwendung zu finden.
„An deiner Stelle würde ich mir keine Sorgen machen, dass ich irgendwas in deinem tollen Keller anfassen
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