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Dein ist der Tod

Dein ist der Tod

Titel: Dein ist der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Griffin
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so was.« Er hielt ihr seine Pommestüte hin, erntete dafür aber nur eine weitere Grimasse.
    Â»Papa, du klingst wie die Oma.« Sie schob die Tüte wieder zu ihm. »Die will auch immer, dass ich esse. Irgendwann seh ich noch aus wie Tia Maria. Außerdem haben wir von dir geredet.«
    Ric seufzte. »Was ist denn mit mir?«
    Ernst sah sie ihn an. »Ist das deine Freundin?«
    Â»Nein.«
    Sie ließ ihn nicht aus den Augen, als sie von ihrer Cola trank. Eine Diet Coke. Er musste wohl mal mit Sandra reden.
    Â»Bist du … Du weißt schon.«
    In seinem Kopf schrillte eine Alarmglocke. »Was meinst du?«
    Â»Du weißt schon. Übernachtet sie bei dir und so?«
    Â»Das geht dich gar nichts an. Iss lieber deinen Salat.«
    Â»Ich hab doch nur gefragt. Mein Gott, nie erzählst du mir was.«
    Â»Wenn schon, dann heißt es meine Güte, nicht mein Gott. Außerdem ist das gar kein Thema.«
    Er nahm sein Glas, stellte es jedoch gleich wieder ab, als Ava mit angewidertem Blick ihr Essen ansah. Das Mädchen, das vor fünf Minuten noch fröhlich herumgesprungen war, hatte sich in einen missmutigen Teenager verwandelt.
    Mist! Das hatte er völlig falsch angepackt. Wieder mal. Bei ihr schien er von einem Fettnäpfchen ins nächste zu tappen.
    Er holte tief Luft, um einen neuen Anlauf zu nehmen. »Da ist jemand, den ich gern mag. Wir haben auch schon ein paarmal was zusammen unternommen. Es ist aber nichts Ernstes.«
    Die mürrische Miene lichtete sich ein wenig. Sie sah ihn durch ihre langen Wimpern an, die durch die Mascara noch dunkler schienen. Er hatte sich noch immer nicht daran gewöhnt, dass sie anfing sich zu schminken.
    Â»Ist sie die vom Sommer?«, wollte Ava wissen.
    Â»Wie?«
    Â»Die Frau. Vom Sommer. Du bist da mit jemandem ausgegangen, und sie hat mal angerufen, als du mich zu Mama zurückgebracht hast. Du hast gesagt, das war niemand. Ist sie das?«
    Er starrte sie mit offenem Mund an. »Das hast du dir gemerkt?«
    Sie zuckte die Schultern. »Hab eben aufgepasst. Du erzählst mir ja fast nie was.«
    Ric lehnte sich zurück und sah zu, wie sie in ihrem Salat herumstocherte. Sie sah so erwachsen aus, dabei schien es erst Wochen zurückzuliegen, dass er mit ihr in einem Tragegurt in der kleinen Zweizimmerwohnung herumgelaufen war und versucht hatte, sie zu beruhigen. Als Baby hatte sie viel geweint, und Sandra hatte kaum ein Auge zugemacht und meist nur ein, zwei Stunden geschlafen. Deswegen hatte er ihr, wenn er zu Hause war, immer die Kleine abgenommen, damit sie sich etwas erholen konnte.
    Aber natürlich war er damals nicht viel zu Hause gewesen, und seine unbeholfenen Versuche waren nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein gewesen. Und jetzt war es auch nicht besser. Hier mal ein Wochenende, dort ein Urlaub. Ab und zu ein Abendessen und Bowling. Nach allem, was er gelesen hatte, waren Regelmäßigkeit und Beständigkeit wichtig für ein Kind, und er hatte sich seit der Scheidung auch Mühe gegeben, regelmäßig mit Ava zusammen zu sein. Aber egal was er tat, der Job kam ihm immer in die Quere. Ehe er zur Mordkommission gewechselt und geregeltere Arbeitszeiten gehabt hatte, war er vermutlich ein besserer Vater gewesen. Doch das war kein tröstlicher Gedanke, denn selbst dann war er kein besonders guter Vater gewesen. Mit vierundzwanzig war er viel zu jung, beinahe selbst noch ein Kind, und er hatte sich abgestrampelt, um Frau und Kind zu ernähren und vor seinen Vorgesetzten und Kollegen zu verbergen, dass er von Tuten und Blasen keine Ahnung hatte. Dennoch war er jeden Morgen aufgestanden und in die Arbeit gegangen, weil er die absurde Vorstellung hatte, dass alles nur vorübergehend wäre und er eines Tages irgendwie wüsste, was er da tat. Er musste sich nur anstrengen.
    Doch nun, elf Jahre später saß er da und fühlte sich genauso überfordert und hilflos angesichts dieses Mädchens, das so hübsch und klug und launisch und – das war das Verrückteste von allem – sein eigen Fleisch und Blut war.
    Er schob seinen Teller beiseite, beugte sich vor und stützte sich auf die Ellbogen. Sie sahen sich in die Augen. »Du meinst also, ich erzähl dir nicht genug?«
    Â»Tust du doch auch nicht.«
    Â»Macht dich das traurig?«
    Sie zuckte die Achseln und sah zur Seite. Einen kurzen Moment war sie wieder Kind, nicht der Beinahe-Teenager, der ihn in

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