Dein ist der Tod
leichter, seine Arbeit zu erledigen. Aber es verhieà auch nicht so viel Vergnügen. Es machte definitiv mehr SpaÃ, wenn sie in Flirtlaune war.
Er nahm sich ein Bier aus dem Kühlschrank und inspizierte die Tüte mit den Tamales, die er gestern mitgebracht hatte. So wie es aussah, hatte sie davon gegessen. Wenn er das nächste Mal seine Mutter besuchte, konnte er ehrlich sagen, dass er sie zusammen mit einer Freundin gegessen hatte. Und das würde sie sehr freuen.
Er ging durch das Wohnzimmer und kontrollierte die Vorhänge. Keine Schlitze. Er entdeckte einen Karton neben der Eingangstür. Das mussten die Akten sein, die Jonah auf dem Weg von der Dienststelle bei ihr vorbeigebracht hatte. Ric wollte sie heute Nacht noch einmal durchgehen. Irgendwo in all diesen Protokollen und Mitschriften musste sich doch ein plausibler Grund für einen Durchsuchungsbefehl gegen Jeff Lane finden.
Jonah hielt das zwar für Zeitverschwendung, aber Ric wollte sie sich dennoch ansehen. Tief in seinem Herzen war er Optimist. Andernfalls hätte er diesen Job schon vor Jahren an den Nagel gehängt.
Ric folgte dem Klang leiser Weltmusik in Mias Schlafzimmer. Sie war vermutlich der einzige Mensch, den er kannte, der auch abends noch National Public Radio hörte.
Sie saà im Schneidersitz inmitten eines Papierwusts auf dem Bett. Ihr Haar hatte sie zu einem Knoten geschlungen. Es war noch feucht. Er hatte die Badewanne offenbar gerade verpasst.
Mit einem Seufzer lehnte er sich an den Türrahmen. »Hi.«
»Hi.« Sie sah auf. Sie hatte denselben konzentrierten Gesichtsausdruck, den er schon vom Labor kannte.
»Arbeit?«
»Ich muss einiges nachholen.« Sie lieà den Bleistift auf die Akte vor sich fallen und musterte ihn. »Tut mir leid, dass du wegen mir Zeit mit Ava verpasst hast.«
»Hab ich nicht. An Schultagen bin ich abends nie länger mit ihr unterwegs.«
Sie senkte den Blick. Räusperte sich. »Vorher am Telefon hast du gesagt, du hast letztes Wochenende mit ihr verpasst.« Sie klang reserviert, misstrauisch. »Das war dein Wochenende mit ihr gewesen.«
»Wir wechseln uns ab.«
»Das wusste ich nicht.« Sie schüttelte den Kopf. »Es tut mir leid, dass ich dich ihr weggenommen habe. Das hättest du mir auch sagen können.«
Ric trat in das Zimmer und sah sich um. Gestern Abend war er kurz hier gewesen. Doch mit Mia wirkte es verändert. Sie hatte eins der T-Shirts an, die sie gern mit ihrer Schlafanzughose trug. An den FüÃen dicke Wollsocken. Sie hatte gewusst, dass er kommen würde, und er bezweifelte, dass sie nur zufällig etwas so wenig Verführerisches angezogen hatte.
»Am Samstag war sie bei meiner Mutter«, sagte er. »Die zwei verstehen sich gut, war also kein Problem.« Gleich nachdem Ric sie am Sonntagabend bei Scott Black abgeliefert hatte, hatte er seine Tochter bei seiner Mutter abgeholt und zurück zu Sandra gebracht. Vielleicht wäre sie ja nicht so mit fliegenden Fahnen zu Black geeilt, wenn er ihr erzählt hätte, wohin er fuhr?
Er ging zu ihrer Kommode und stellte das Bier auf eine Wohnzeitschrift. Schick. Die Wand hinter der Kommode war probeweise in verschiedenen Rottönen gestrichen.
»Willst du hier renovieren?«
»Ich denke noch darüber nach.« Auf dem Bett lagen neben Mia noch eine lila Daunendecke und ein paar farblich passende Kissen. Er hatte nie begriffen, was Frauen an Kissen fanden.
Ãber der Kommode, wo die meisten Frauen wohl einen Spiegel angebracht hätten, hingen mehrere Fotos â sechs verschiedene Aufnahmen mit bunten Farben und Mustern. Er beugte sich vor, um sie genauer zu betrachten. Einige waren klar erkennbar Nahaufnahmen von Schmetterlingen. Andere waren so abstrakt, dass er nicht wusste, was sie darstellten. Etwa hellgrüne, netzartige Strukturen â vielleicht Insektenflügel?
»Hast du die gemacht?« Als er sich umdrehte, las sie wieder in ihren Unterlagen.
Sie sah auf. »Ist ein Hobby von mir.«
»Insekten fotografieren?« Er war überrascht. Er hatte sie für eine Wissenschaftlerin gehalten, die stets kühl und überlegt handelte. Eine künstlerische Ader hatte er bei ihr nicht vermutet.
»Als kleines Mädchen wollte ich Entomologin werden. Das Wort kannte ich da natürlich noch nicht, aber ich wollte immer Insekten studieren.«
Er lehnte sich gegen die Kommode. »Wann hast du deine Meinung
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