Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dein ist der Tod

Dein ist der Tod

Titel: Dein ist der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Griffin
Vom Netzwerk:
für den fälschlich inhaftierten Mann und das Vergewaltigungsopfer tragisch, sondern schadete auch dem gesamten Justizsystem in Houston. Wenn eine Stadt erst einmal das Vertrauen in Polizei und Justiz verloren hatte, konnte es Jahrzehnte dauern, bis es wiederhergestellt war.
    Mia konzentrierte sich ganz auf die vorliegende Aufgabe. Aktenzeichen 56-6229-12-16 war ein Sexualmord, bei dem das Opfer erdrosselt worden war. Die Sache war ihr schon in den frühen Morgenstunden durch den Kopf gegangen, als sie voll innerer Unruhe alle möglichen Szenarien durchgespielt hatte.
    Sie griff zum Telefon und wählte Kubceks Nummer.
    Â»Ich habe die Fingernagelproben untersucht«, eröffnete sie das Gespräch ohne Umschweife. Kubcek quasselte ihr schon seit drei Wochen jeden Tag die Mailbox voll. Was kein Wunder war, da ihm bei einem neunzehnjährigen Opfer Öffentlichkeit und Staatsanwaltschaft im Nacken saßen.
    Â»Irgendwas Neues?«
    In der Frage schwang Hoffnung mit, der dringende Wunsch, sie habe angerufen, um ihm eine zumindest in Ansätzen gute Nachricht zu überbringen.
    Â»Leider nein. Alle Hautzellen, die wir finden konnten, stammen vom Opfer.«
    Schweigen. Er wollte ihr nicht glauben. Der Mörder hatte ein Kondom benutzt, und Kubcek hatte alles auf die Fingernägel gesetzt.
    Â»Wie steht’s mit den Blutspuren?«
    Â»Sind ebenfalls von ihr.« Mia blätterte in ihren handgeschriebenen Notizen, einschließlich jenen, die sie während des Telefonats mit den Leuten von der Beweismittelabteilung ein paar Etagen unter ihr angefertigt hatte. »Allerdings haben Sie mir das Elektrokabel nicht geschickt, mit dem das Opfer erdrosselt wurde. Das würde ich mir auch gern ansehen.«
    Kubcek seufzte. »Hm, das dürfte nichts bringen.« Erneutes Schweigen. Weder er noch sie wollten auf seine Worte eingehen. »Laut Überwachungskamera im Haus des Opfers trug der Täter beim Betreten und Verlassen der Wohnung Handschuhe. Wir haben das ganze Kabel nach Fingerabdrücken untersucht, weil er, während er bei ihr war, vielleicht mal auf die Toilette gegangen sein könnte und die Handschuhe ausgezogen hat. Fehlanzeige.«
    Â»Ich würd’s mir trotzdem gern mal ansehen«, erwiderte Mia. »Kann ich es morgen haben?«
    Â»Eigentlich haben Sie’s schon.«
    Â»Ich?«
    Â»Einer von euren Leuten. Ich hab’s eurem Spezialisten für solche Sachen geschickt. Clover oder so ähnlich.«
    Â»Don Clovis?«
    Â»Genau der. Clovis heißt er. Die Mutter des Opfers hat ihr beim Umzug in die Wohnung geholfen, und die kannte das Kabel nicht. Es könnte sein, dass der Täter es mitgebracht hat, vielleicht unterm Mantel. Clovis sollte für uns untersuchen, ob irgendwas auffällig ist.«
    Wie die meisten Fachleute am Delphi Center hatte Clovis Zugriff auf eine erstaunliche Anzahl an Datenbanken – ein Meer an Informationen zu allen möglichen Kabeln, Seilen, Kunstfasern, Klebebändern, Autolacken. Damit konnten die Fahnder des Delphi Center die Herkunft von allen erdenklichen Beweismaterialien ermitteln.
    Â»Haben Sie was dagegen, wenn ich ihn anrufe und bitte, dass er’s mir gibt?«
    Â»Hey, ich ruf sogar für Sie bei ihm an«, sagte Kubcek. »Aber glauben Sie wirklich, dass das was bringt?«
    Mia spürte, dass jemand hinter ihr stand, und drehte sich um. In der Tür stand ihr Boss.
    Â»Hm, das weiß ich erst, wenn ich’s gesehen habe. Sagen Sie Clovis, er soll’s mir raufschicken, sobald er fertig ist.«
    Harvey Snyder war Leiter der gentechnischen Abteilung des Delphi Center. Glücklicherweise überließ er die wirkliche Arbeit seinen Untergebenen, weswegen Mia kaum etwas mit ihm zu tun hatte. Weniger glücklich war, dass er einen sehr elegant verfassten Lebenslauf und ausgezeichnete Verbindungen hatte, und das hieß, er würde seinen weich gepolsterten Chefsessel nicht so bald verlassen.
    Â»Ich nehme an, Sie waren schon in der Personalabteilung und haben sich um einen neuen Werksausweis bemüht.« Das war mehr Feststellung denn Frage, und Mia spürte, wie ihr die Galle hochkam.
    Snyder trat in ihr Arbeitszimmer und sah sich um. Er war einer jener kleinen schmalen Männer, die ihre geringe Körpergröße durch forsches Auftreten und Autoritätsgebärden wettmachen wollten. Gestern an seinem Schreibtisch war er Mia wie ein Wiesel vorgekommen. Doch so wie er sich heute

Weitere Kostenlose Bücher