Dein ist der Tod
des kritischen Freundes mit Autoverstand, als ein Mann in einem schlecht sitzenden Anzug ihr das Geld abknöpfen wollte.
Nun aber fuhr Mia mit ihrem schönen neuen Jeep â neu war er allerdings nur für sie â möglichst nah zum Eingang des Delphi Center, um ihn abzustellen. Abgesehen davon, dass er blitzblau war, glich der Jeep ihrem alten in jeder Hinsicht. Sie hatte dafür auch das gesamte Versicherungsgeld ausgegeben und noch ein bisschen was extra. Dennoch war sie überglücklich, wieder einen fahrbaren Untersatz zu haben, und strahlte trotz des hektischen Verkehrs und des Eisregens, durch den sie sich kämpfen musste. Sobald sie sich mit dem Ausweis in das Gebäude eingelassen hatte, blieb sie kurz stehen, und Regenwasser tropfte auf den Marmorboden.
Von der anderen Seite der Eingangshalle sah Ralph missbilligend herüber.
»Hi.« Sie lächelte dem bewaffneten Wachmann zu, den sie neben den anderen Sicherheitsvorkehrungen bei Ric als weiteren Grund angeführt hatte, warum das Delphi Center ein sichererer Ort für sie war als jede ihrer Wohnungen.
»Nass heute«, sagte sie fröhlich, obwohl sie wusste, dass Ralph nie sonderlich viel plauderte. Sie fuhr sich mit den Fingern durch das feuchte Haar und schenkte ihm ein weiteres Lächeln. »Ich hab Kelsey Quinns Wagen drauÃen gesehen. Ist sie noch unten?«
Ein stummes Nicken lieà Mia einen Abstecher in die Abteilung für Knochen unternehmen, ehe sie zu sich ins Genlabor hinauffuhr. Dort würde sie den Rest des Nachmittags verbringen und ein wenig von der liegen gebliebenen Arbeit erledigen.
Sie traf Kelsey an einem Stahltisch über einen verkohlten Haufen Knochen gebeugt.
»Ein verbranntes Opfer?«, fragt Mia.
Kelsey sah überrascht auf. »Was machst du denn hier? Ich dachte, du stehst unter Hausarrest oder so.«
Mia lachte. »Wer sagt denn so was?«
»Na, du bist doch grad in aller Munde.« Kelsey legte ihre Pinzette beiseite und nahm die Getränkedose von der Ablage hinter ihr. »Was führt dich zu mir? Was nicht heiÃen soll, dass ich mich nicht freue, dich zu sehen. Ich bereite übrigens grad einen Zahn vor, den ich dir zur Analyse schicken will.« Mit einem Nicken deutete sie auf die verkohlten Körperteile. »Wir bräuchten eine Bestätigung der Identität dieses Opfers.«
»Mord?«
»Vermutlich. Die Kugel in der Schläfe spricht jedenfalls dafür. Die meisten Selbstmörder zünden vorher nicht auch noch das Haus an, in dem sie sich erschieÃen.« Kelsey lehnte sich gegen die Ablage hinter ihr. Offenbar war sie einem Schwätzchen nicht abgeneigt. »Und, wie gehtâs dir so?«
»Ich wollte mich bedanken, dass du die unbekannte Tote aus dem Lake Buchanan identifiziert hast. Ich dachte schon, das wäre untergegangen.«
Kelsey zuckte die Achseln, so als hätte das für sie keine Bedeutung. Doch Mia kannte sie gut genug. Kelsey empfand es als ihre Pflicht, den Familien der Opfer die traurige Gewissheit zu geben, wenn sie es irgend konnte.
»Ich hab nur mal ein bisschen nachgefragt und mir ein paar vermisste Personen angesehen, deren Familien nie eine Genprobe abgegeben hatten. Eine davon warâs.«
Mia nickte. »Und, war sie wirklich jung?«
»Zweiundzwanzig«, bestätigte Kelsey. Plötzlich klang sie bedrückt. »Ein paar Monate, ehe der Kontakt zu ihrer Mutter abriss, hatte sie bei einem Escortservice angefangen. Mark hat sie anhand ihrer mitochondrialen DNA identifiziert.«
Mitochondriale DNA war sehr nützlich, da es viel mehr davon in Körperzellen gab und sie damit viel leichter für Proben gewonnen werden konnte als zelluläre DNA . Man fand sie auch in Haaren und Knochen, und Kelsey nutzte sie häufig, um sterbliche Ãberreste ohne verbliebenes Zellgewebe zu identifizieren. Anders als zelluläre DNA wird die mitochondriale DNA nur von den Müttern vererbt. Sie wird unverändert über die mütterliche Linie weitergegeben, sodass Söhne und Töchter dieselbe mitochondriale DNA besitzen wie ihre Mütter, ihre GroÃmütter, UrgroÃmütter und alle anderen weiblichen Vorfahren mütterlicherseits. Zur Identifizierung vermisster Personen werden daher oft Verwandte aus dieser mütterlichen Linie um die Abgabe von Genproben gebeten.
»Vielen Dank! Da hast du dich wirklich hintergeklemmt«, meinte Mia. »So viel konnte ich gar nicht
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