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Dein ist der Tod

Dein ist der Tod

Titel: Dein ist der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Griffin
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groß ist er?«
    Â»Ungefähr einen Meter zwanzig.«
    Â»Trägt er eine Mütze? Handschuhe? Fingerhandschuhe oder Fäustlinge?«
    Â»Schwarze Fäustlinge.«
    Â»Und was hat er unter der Jacke an?«
    Â»Ein rotes T-Shirt«, sagte sie. »Mit einem Baryonyx drauf.«
    Â»Ein was?«
    Â»Ein Dinosaurier. Aus Die Dinosaurier sind los . Sein Lieblingsfilm.« Während sie das sagte, überschlug sich ihre Stimme, und sie biss sich auf die Lippe.
    Ric gab auch das an Jonah weiter und legte auf.
    Â»War das dein Bruder?«
    Â»Mein Partner«, erwiderte Ric. »Er ist auf der Baustelle nebenan. Da steht einiges an Baufahrzeugen herum. Mag Sam Bagger?«
    Sie riss die Augen auf. »Ja.« Sie warf einen gehetzten Blick hinter sich. »Glaubst du, dass er dorthin …«
    Â»Jonah sieht gerade nach. Schauen wir uns unterdessen hier um. Wo hast du ihn zum letzten Mal gesehen?«
    Â»Beim Streichelzoo. Ich hab grad Futter gekauft. Wir haben aber schon überall gesucht …«
    Â»Schauen wir noch mal.« Ric nickte dem Streifpolizisten zu. »Von der Einsatzzentrale geschickt?«
    Â»Ja.«
    Â»Fordern Sie noch eine Einheit an.«
    Â»Ist schon unterwegs. Ich geh noch mal den Weg ab.«
    Die Uniformierten schwärmten aus. Mia ging schnellen Schritts in Richtung Streichelzoo.
    Â»Er würde nie einfach so weglaufen. Das würde er nie tun. Irgendwas stimmt nicht.«
    Â»Wo sind seine Eltern?«
    Â»Meine Schwester ist geschäftlich in San Francisco. Ich hab ihr auf die Mailbox gesprochen.«
    Â»Und der Vater?«
    Â»Weiß der Geier. Ist auch egal bei dem Arsch.«
    Ric stutzte. Er hatte sie noch nie so vulgär sprechen gehört. »Probleme mit dem Sorgerecht?«
    Mia schnaubte verächtlich. »Nicht die Bohne. Die Sorge hat meine Schwester ganz allein. Sams Vater schert sich einen Dreck um ihn.«
    Sie klang stark, aber als sie vor dem Futterautomaten in der Nähe des Schuppens standen, war sie den Tränen nahe.
    Â»Ich bin nur eine Minute lang hier gewesen. Zwei Minuten vielleicht. Ich hab Münzen eingeworfen und einen Becher Futter abgefüllt …« Sie verstummte und wandte sich ab, um zum Streichelgehege hinüberzublicken. Kein einziges Kind befand sich darin. Vielleicht hatte man wegen der Suche nach Sam alle anderen hinausgebeten.
    Ric lief einmal um den Schuppen herum. Er sah hinter den Heuballen und den Wassertrögen nach und suchte nach offenen Türen. Er ließ den Blick über den Horizont schweifen, im Osten ragte ein großer Kran über einer Baumreihe auf. Wenn Jonah auf der Baustelle etwas entdeckte, würde er anrufen. Allerdings hätte er vermutlich keine guten Nachrichten. Wenn der Junge sich so lange auf der Baustelle aufhielt, hätte er sich entweder selbst verletzt oder wäre durch jemand anderen zu Schaden gekommen und dort zurückgelassen worden.
    Â»Was ist sein Lieblingstier?«, erkundigte sich Ric.
    Â»Die Tiger mag er besonders.« Mia schüttelte den Kopf. »Da haben wir schon gesucht. Sie haben sogar die Tiere in die Käfige gesperrt und das ganze Freigehege durchsucht. Nichts.«
    Ric sah über den Weg zum Reptilienhaus, das wegen Renovierungsarbeiten geschlossen und mit einem gelben Band abgesperrt war. »Was ist mit den Schlangen? Habt ihr …«
    Â»Einer der Wärter hat nachgesehen.«
    Â»Und wie ist es mit der Cafeteria?«
    Mia blickte den Weg entlang. »Wir hatten mittags Hot-dogs gegessen. Für später habe ich ihm heiße Schokolade versprochen, aber …«
    Ric packte Mias Arm. Ein Kind kam gerade aus dem Reptilienhaus. Grüne Jacke. Rote Haare. Er lief zwischen zwei orangefarbenen Absperrpfosten durch und blinzelte in die Sonne.
    Â»Sam!« Mit einem Schrei rannte Mia los, und als sie bei ihm war, ging sie in die Hocke und drückte ihn fest an sich.
    Ric legte kurz den Kopf in den Nacken und stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. Genau wegen solcher Situationen eignete er sich nicht als Vater. Das ganze Leben konnte mit einem Wimpernschlag in Scherben liegen.
    Er ging zu Mia, die Sams Kopf abtastete, als hätte er Fieber. Ihm schien der Junge völlig in Ordnung. Höchstens ein wenig verblüfft, dass seine Tante tränenüberströmt vor ihm hockte.
    Â»Geht’s dir wirklich gut?« Immer wieder presste sie den wie betäubt nickenden Jungen an sich. »Mein Gott, Sam, du hast mir eine

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