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Dein ist der Tod

Dein ist der Tod

Titel: Dein ist der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Griffin
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Plötzlich war ihr ganzer Körper wie elektrisiert. Noch nie hatte er sie so umarmt, obwohl sie es sich oft gewünscht hatte. Die Lederjacke an ihrer Wange fühlte sich kühl an. Sie spürte seine muskulösen Arme. Er roch nach draußen und nach Mann und ein klein bisschen nach Weichspüler. Sie umschlang seine Hüften und versuchte sich zu entspannen. Das – das war doch nur eine freundschaftliche Umarmung. Oder nicht? Sie wusste es nicht, aber eigentlich war es egal, es fühlte sich gut an.
    Er legte das Kinn auf ihren Kopf. »Jeder macht Fehler. Das ist das Schlimmste am Elternsein. Ganz egal wie sehr man sich bemüht, nie macht man alles richtig.«
    Sie lehnte sich zurück. »Du? Hast du etwa …«
    Â»Ava. Sie ist gerade zwölf geworden.«
    Mit einem Anflug von Traurigkeit blickte sie in seine unergründlichen dunklen Augen. Sie hätte nicht gedacht, dass er ein Kind hatte. Er hatte ihr nie davon erzählt, und sie hatte ihn nie gefragt. Mein Gott, sie wussten fast nichts voneinander!
    Mia tat einen Schritt rückwärts zur Küchenzeile.
    Er bemerkte, wie ihr Blick auf seine Hände fiel, ehe sie sich dessen bewusst wurde.
    Â»Wir sind seit acht Jahren geschieden«, sagte er.
    Mia brannten Tausende von Fragen auf der Zunge, aber sie stellte sie nicht. Vielleicht später. Aber vielleicht auch nicht. Sie wusste nicht, wohin das alles führen sollte.
    Â»Irgendwas riecht hier gut.« Er deutete mit dem Kopf zum Herd. »Was ist denn das?«
    Sofort machte sich Mias Südstaatenherkunft bemerkbar, und sie nahm zwei Suppenteller aus einem Schrank. »Hühnersuppe mit Nudeln.« Sie schöpfte Suppe in die Teller. »Gab’s für Sam zum Abendessen.«
    Â»Ist er krank?« Ric zog mehrere Schubladen auf, bis er das Besteck fand.
    Â»Nein, ich hatte nur Lust drauf.«
    Â»Selbst gemachte Suppe. Ich wusste nicht, dass du kochst.«
    Â»Es macht mir Spaß.« Sie legte noch mehr Hühnerfleisch auf seinen Teller. Dann drehte sie sich mit den beiden Tellern in der Hand um – und ertappte ihn, wie er direkt auf ihre Brüste starrte. Als sich ihre Blicke trafen, schien die Luft elektrisch geladen.
    Â»Kochen ist ein bisschen wie Chemie.« Sie trug die Teller zum Tisch. »Nur nicht so streng, so exakt. Außerdem entspannt es. Wenn ich gestresst bin, koch ich gern was.«
    Â»Und sortierst Gewürze.«
    Â»Hilft auch.« Sie holte zwei Flaschen Bier aus dem Kühlschrank, drehte mit dem Saum ihres T-Shirts die Deckel ab und stellte sie auf den Tisch.
    Â»Ich hätte nicht gedacht, dass du Bud Light trinkst«, sagte Ric, als er sich hinsetzte.
    Â»Wieso nicht?«
    Â»Weiß nicht. Irgendwie schienst du mir eher der Typ, der so kleine feine Brauereien bevorzugt.«
    Â»Also ein Bier-Snob?«
    Er zuckte die Achseln.
    Â»Du kennst mich nicht besonders gut.«
    Â»Das ist wohl wahr.«
    Sie legte den Löffel beiseite. Allmählich war sie’s leid, immer um den heißen Brei rumzureden. In den vergangenen Tagen hatte sich ihr Vorrat an Geduld erschöpft. »Sag mal, warum hast du mich eigentlich nicht mehr angerufen?«
    Ihre Frage traf ihn unvorbereitet und mit vollem Mund, sodass er erst runterschlucken musste, ehe er antworten konnte.
    Â»Ich weiß nicht.«
    Blödsinn. Im Sommer waren sie kurz davor gewesen, etwas miteinander anzufangen. Zumindest sie hatte das gedacht. Sie hatten sich mehrmals auf einen Kaffee getroffen. Ein paarmal war er auch bei ihr im Labor und in ihrer damaligen Wohnung vorbeigekommen. Mia hatte begonnen, sich ihm zu öffnen. Sie hatte sogar überlegt, ob sie es nicht darauf ankommen lassen und mit ihm ins Bett gehen sollte.
    Ãœberlegt? Ach verdammt, sie war richtig wild drauf gewesen. Seit jenem Abend, an dem sie sich zum ersten Mal im El Patio getroffen hatten, hatte sie davon geträumt. Aber er hatte sie nie um ein richtiges Rendezvous gebeten. Seine Aufmerksamkeit war immer rein professionell gewesen. Er kannte sie aus einem Seminar über Gentechnik, das sie gegeben hatte, und hatte ihre Hilfe gebraucht.
    Während sie gemeinsam an dem Fall gearbeitet hatten, hatte er dauernd irgendeinen Vorwand gefunden, sie anzurufen und zu besuchen. Irgendwann hatte sie geglaubt, die Anziehung beruhte auf Gegenseitigkeit.
    Und plötzlich war Funkstille. Nichts mehr. Nada . Fall erledigt und zugleich sein Interesse an ihr.
    Sie hätte erleichtert sein

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