Dein ist der Tod

Essen. Er nahm ihre Hand und zog sie mit sich vorbei am leeren Empfang. Aus der Jukebox schallte ihnen laute Countrymusik entgegen, während sie zu einer der vielen leeren Sitznischen an der rückwärtigen Wand gingen.
    Ric zog seine Jacke aus und hängte sie an einen Haken in der Nische. Auf Mias Gesicht spiegelte sich leichte Verärgerung wider. »Du hast doch gesagt, es wäre voll.«
    Â»Ich hab Hunger und wollte nicht warten, bis du dich umgezogen hast.«
    Sie knöpfte ihren schwarzen Wollmantel auf. Er nahm ihn ihr ab, und während ihr Haar seine Finger streifte, sah er zum ersten Mal genau, was sie heute bei Gericht getragen hatte: eine hellblaue Bluse aus einem dünnen seidigen Stoff sowie einen eng anliegenden dunkelblauen Rock, der den Schwung ihrer Hüften perfekt zur Geltung brachte. Ric verspürte einen Stich im Magen, der nichts mit seinem Hunger zu tun hatte.
    Â»Setz dich lieber, dann haben es deine Augen nicht so weit nach unten, wenn sie dir gleich aus dem Kopf fallen.«
    Â»Ã„h, sorry …«
    Eine junge Bedienung kam zu ihnen, und sie bestellten Bier. Als sie wieder allein waren, nahm Mia die Speisekarte.
    Â»Weißt du, ich werde aus dir nicht schlau.«
    Â»Wieso das denn?«
    Sie schüttelte den Kopf. Offenbar wollte sie etwas sagen, schwieg jedoch.
    Â»Was ist los?«
    Â»Ach, nichts.«
    Die Bedienung brachte das Bier, und Mia bestellte gegrilltes Huhn, Ric Spareribs. Sobald die Bedienung wieder außer Hörweite war, kam Ric zur Sache.
    Â»Du hast vorhin nach deinem Fall gefragt. Womöglich haben wir ein Auto.«
    Mit neuer Hoffnung in den Augen beugte sich Mia zu ihm. »Vom Supermarkt? Hatte er dort geparkt?«
    Â»Wir haben jemanden gefunden, der im Supermarkt war und sich erinnern kann, dass eine dunkle Limousine etwa zu der Zeit vor der Zoohandlung auf der anderen Straßenseite hielt, als du im Laden warst. Da die Läden um die Zeit alle geschlossen waren, könnte es der des Schützen gewesen sein.«
    Â»Wie seid ihr denn darauf gekommen?«
    Â»Wir haben die Kreditkartentransaktionen abgeglichen und einen Kunden gefunden, der zur gleichen Zeit wie du und Hannigan im Laden war. Er erinnert sich an dich und auch an diesen Wagen.«
    Â»Warum erinnert der sich denn an mich?«
    Â»Jeder im Laden erinnert sich an dich. Du hattest ja nur ein Nachthemd an.«
    Sie verdrehte die Augen. »Außerdem Jeans und eine Strickjacke. Erinnert er sich daran nicht?«
    Â»Auch am Samstag stand eine dunkle Limousine an der Baustelle hinter dem Zoo. Eine Überwachungskamera hat sie erfasst.«
    Mia lehnte sich zurück, und Ric sah, dass die Nachrichten sie beunruhigten. »Aber ich hab gedacht, dass der Zoo gar keine Überwachungskameras hat. Der Direktor hat gesagt …«
    Â»Hat er auch nicht. Die Kamera gehört zur Baustelle und ist auf einem abgestellten Wohnwagen montiert. Damit behält die Baufirma die Arbeiter im Auge – nicht dass die bei der Arbeit einschlafen oder Material klauen und so. Wir haben uns die Aufzeichnungen gestern angesehen und eine dunkle Limousine entdeckt, die etwa dreißig Minuten, ehe du Sam als vermisst gemeldet hast, vor der Baustelle geparkt hat. Es scheint, dass er gleich nach dir dort ankam. Jonah hat im Zaun ein Loch gefunden, durch das man unbemerkt einsteigen kann.«
    Ric wartete, bis das Gesagte Wirkung zeitigte. Nach Mias aschfahlem Gesicht zu schließen, war es der Fall.
    Â»Wir müssen davon ausgehen, dass der Kerl nicht in den Zoo gegangen ist, um seinen perversen Neigungen zu frönen und kleine Jungs anzugucken.« Dieser Schluss lag zwar auf der Hand, aber Ric wollte sichergehen, dass Mia sich dessen ganz bewusst war.
    Â»Habt ihr den Fahrer gesehen?«
    Â»Dazu stand die Kamera nicht richtig.«
    Sie biss sich auf die Lippe und wandte den Blick ab.
    Â»Ist dir in letzter Zeit so ein Auto aufgefallen? Vielleicht in der Arbeit oder wenn du aus warst?«
    Â»Nein.« Wütend blitzte sie ihn an. »Warum hast du mir nicht gleich davon erzählt? Von dieser Verbindung?«
    Â»Ich hab’s dir doch grad gesagt. Außerdem ist das ja nur eine Möglichkeit. Wir versuchen, mehr rauszufinden.«
    Brot wurde serviert. Beide nahmen sich davon und bestrichen ihre Scheiben mit Butter. Sie war sichtlich bestürzt über die Verbindung zwischen dem Überfall auf sie und dem, was Sam passiert war.
    Zugegeben, die Verbindung war nur eine