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Dein ist der Tod

Dein ist der Tod

Titel: Dein ist der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Griffin
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Büroschränkchen. Rasch hob sie es wieder auf. Dieselbe Nummer.
    Â»Wer spricht da?«
    Â»Tante Mia!«
    Â» Sam! « Ihr Herz raste. »Wo bist du?«
    Â»Hören Sie gut zu.« Nun sprach wieder die Männer stimme. Ein eiskalter Angstschauer jagte ihr über den Rücken. »Sie folgen meinen Anweisungen, ohne mit irgendjemand darüber zu reden, verstanden?«
    Das Telefon fest umklammert, ließ sie sich auf den Büroschrank sacken.
    Â»Hören Sie mir zu?«
    Â»Ja.« Sie brachte kaum mehr als ein Flüstern zustande, das das Rauschen in ihren Ohren übertönte. Er hatte Sam!
    Â»Keine Cops. Keine Laborratten. Niemand erfährt von diesem Anruf, oder Sam passiert was. Kapiert?«
    Â»Ja.« Er hatte Laborratten gesagt. Wusste er, dass sie im Delphi Center war? Vermutlich. Vielleicht beobachtete er sie. Vielleicht war er in diesem Augenblick mit Sam in einem Auto und stand draußen auf dem Parkplatz. Aber wie war er durch das Sicherheitstor gekommen? Das ergab keinen Sinn …
    Â»Schreiben Sie sich ein Aktenzeichen auf.«
    Sie schnappte sich einen Stift, während der Anrufer eine Zahlenreihe herunterrasselte. Dann starrte sie mit ungläubigem Staunen darauf. Der Fall Ashley Meyer. Mein Gott, wer war das? War Sam in der Gewalt eines gewalttätigen Psychopathen?
    Â»Wo ist das Beweismaterial dazu?«, herrschte sie die Stimme an.
    Mia rang nach Atem. Ihr war, als drückte ihr eine Riesenhand die Kehle zu.
    Â»Wo ist es?«
    Â»Es … Ich weiß nicht.« Das war die falsche Antwort . »Warten Sie, hier ist es. Im Laborkühlschrank, gleich hier in der Nähe.«
    Â»Los, holen Sie’s«, befahl er. »Auf der Stelle! Ich bleibe solange dran. Und sprechen Sie mit niemandem.«
    Mias Hände zitterten, als sie das Telefon auf die Akte legte. Niemand musste ihr das Aktenzeichen diktieren – sie kannte es auswendig. Sie kannte die Aktenzeichen all ihrer Fälle auswendig. Ihre Beine fühlten sich bleischwer an, als sie aus ihrem Arbeitszimmer trat, zu der Glastür mit der eingravierten Doppelhelix ging und sie öffnete. Nicht mal im Traum wäre ihr eingefallen, so etwas zu tun. Doch in dieser Situation war es das einzig Richtige.
    Sie schwitzte, als sie vorbei an ihren Kollegen, die an Arbeitstischen standen und in Mikroskope blickten, durch den großen Laborsaal ging. Einer sah auf, dann ein zweiter. Sie hatten sie gesehen. Nun gab es Zeugen. Was immer sie tun würde.
    Mia griff nach der Tür des begehbaren Kühlschranks und zog sie auf. Sahen die anderen, wie ihre Hände zitterten? Die Haut zwischen ihren Schulterblättern brannte, und sie hatte das Gefühl, drei Laserstrahlen bohrten sich in ihren Rücken, wie sie vor den Regalreihen mit Beweisbeuteln und Vergewaltigungsmaterialien stand. Wie ferngesteuert sah sie die Beutel durch und las die Etiketten. Und da waren sie – genau dort, wo sie sie am Sonntagabend hingelegt hatte: die Beutel mit Ashley Meyers Kleidung, den Schuhen und dem Klebeband, mit dem sie gefesselt worden war. Mia wagte kaum zu atmen, als sie alles einsammelte. Ohne ihre Kollegen anzusehen, kehrte sie in ihr Arbeitszimmer zurück. Sie konnte ihnen nicht in die Augen blicken. Außerdem war ihr klar, dass ihr die Nervosität deutlich ins Gesicht geschrieben stand.
    Das Telefon lag noch da, auf dem Display tickten die Sekunden vor sich hin.
    Â»Ich hab’s.« Ihre Stimme klang rau.
    Â»Alles?«
    Â»Es sind drei Beutel.«
    Â»Tun Sie alles in einen. Dann stecken Sie ihn sich unter den Mantel und gehen hinaus.«
    Â»Wohin soll ich …«
    Â»Legen Sie nicht auf. Keine Polizei. Wenn Ihnen jemand folgt oder Sie auch nur ein Wort sagen, ist Sammy tot.«
    Die Worte ließen sie erstarren. Doch dann begriff sie. Sie legte das Telefon ab und machte sich an die Arbeit. Sie zerriss das Siegel des größten Beweisbeutels und stopfte die beiden kleineren hinein, auf die Schuhe. Sie wollte die blutverschmierten Sandalen nicht sehen. Ashley Meyers Sandalen. An denen vermutlich nicht nur ihr, sondern auch das Blut ihres Mörders klebte.
    Sam, Sam, Sam. Bitte, sei wohlauf. Wie hatte ihn jemand von der Schule abholen können? Er musste in der Schule gewesen sein. Es war noch nicht einmal zwei Uhr, doch auf dem Foto stand er direkt vor dem Schild.
    Mit rasendem Puls fuhr Mia im Aufzug nach unten und trat in die Eingangshalle, die sie erst vor wenigen Minuten

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