Dein ist der Tod
durchquert hatte. Ralph stand am Eingang Wache. Verstohlen blickte sie zu Sophie. Wie konnte sie ihr dieses plötzliche Verschwinden erklären? Fieberhaft suchte Mia nach einer Entschuldigung. Sie fühlte sich nicht gut. Sie hatte eine Verabredung vergessen â¦
Sophies Kopf tauchte am Empfangstresen auf. Glücklicherweise telefonierte sie. Einer spontanen Eingebung folgend ging Mia nach rechts zu einem Seitenausgang, der zu den Picknicktischen führte. Ihr und Ralphs Blicke kreuzten sich, als sie die Tür erreichte. Sah sie verdächtig aus? Sie stellte sich vor, dass er Röntgenaugen hatte und durch den Mantel, der über ihrem Arm lag, hindurchschauen konnte.
Mia drückte die Tür auf, die sich hinter ihr gleich wieder schloss. Als sie sich auf den Weg zum Parkplatz machte, fuhr eiskalte Luft durch den Stoff des Rocks und der Bluse, die sie heute bei Gericht getragen hatte. Ihr Rücken war schweiÃnass. Und auch ihr Nacken, ihre Brust, die Handflächen. Ihr Atem ging stoÃweise. Wenn sie jetzt jemandem begegnete, würde er vermutlich denken, sie hätte einen Anfall. Sie presste das Paket an ihren Bauch und ging so schnell, wie es ihre wackligen Beine zulieÃen. Endlich kam sie zum Parkplatz. Da! Da stand ihr Auto.
War er hier, beobachtete er sie? Sie lieà den Blick über die Fahrzeugreihen schweifen, konnte aber nichts Ungewöhnliches entdecken. Aber sie machte sich auch nichts aus Autos. Ihr war es immer egal gewesen, wer womit herumfuhr. Ihr Mietwagen stand in der Nähe einer Laterne. Für den Fall, dass sie heute Abend länger arbeiten musste, hatte sie Rics Sicherheitshinweis befolgt.
Bei dem Gedanken an ihn wurde ihr ganz anders. Das war Rics Fall, sie trug seine Beweismittel unter ihrem Mantel versteckt. Wie konnte sie ihm das je erklären?
Wenn Sie auch nur ein Wort davon sagen, ist Sammy tot .
Mia beschleunigte ihre Schritte, bis sie beinahe zu laufen begann. Ihr Herz raste, und jeden Augenblick befürchtete sie, dass jemand »Stopp!« oder »Stehen bleiben!« oder »Päckchen fallen lassen!« brüllte. Doch sie hörte nichts auÃer dem Krächzen der Krähen im nahen Wald, bis sie ihren Mietwagen erreichte und sich ans Steuer setzte. Sie legte die Tasche in den FuÃraum vor den Rücksitzen und warf den Mantel darüber. Dann holte sie ihr Handy heraus und legte es in den Getränkehalter. Ob sie es auf Lautsprecher stellen sollte? Sie war zwar nicht aufgehalten worden, als sie aus dem Delphi Center gegangen war, aber das bedeutete nichts. Trotzdem stellte sie den Anruf auf laut, damit sie keine wichtige Anweisung verpasste. Ihre Hände zitterten stark. Sie brauchte drei Versuche, bis sie mit dem Schlüssel ins Zündschloss traf und den Motor anlassen konnte.
Endlich rangierte sie aus der Parklücke, verlieà den Parkplatz und fuhr auf dem geschwungenen Weg bis zum Tor am Rand der Anlage.
»Was ist los?«
Sie zuckte zusammen und blickte zum Telefon. »Ich passiere gleich die Toreinfahrt. Sagen Sie jetzt nichts.«
Das Tor ging auf, ehe sie den kleinen Betonbau erreicht hatte, und der Wachposten winkte sie mit einem freundlichen Nicken durch. Sie hatte nie gedacht, dass es so einfach sein könnte, Beweismaterial aus dem Labor zu schmuggeln. Es war so einfach, weil man sie kannte. Die Menschen vertrauten ihr. Beim Verlassen des Geländes hielt sie den Blick starr geradeaus gerichtet. Erst als sie auf den Highway kam, fiel ihr auf, dass sie den Atem anhielt.
Mit einem Blick in den Rückspiegel versicherte sie sich, dass ihr niemand folgte.
»Okay, ich bin durch das Tor durch«, sagte sie. »Was jetzt?«
Er gab ihr ein paar einfache Anweisungen, die sie nur noch mehr verwirrten. Sie hatte keine Ahnung, wohin er sie lotsen würde.
»Wo ist Sam? Ich will mit ihm sprechen.«
»Wenn Sie tun, was man Ihnen sagt, passiert ihm nichts.«
»Wagen Sie es ja nicht, ihm etwas anzutun! Verstehen Sie mich? Wenn Sie ihm auch nur ein Haar krümmen â¦Â«
»Halten Sie den Mund und fahren Sie!«
Wieder blickte sie in den Rückspiegel. Verfolgte er sie etwa? Sie war auf einem zweispurigen Highway, doch weit und breit war niemand zu sehen.
Sie musste einen Notruf absetzen. Ric benachrichtigen. Irgend jemanden, der ihr helfen konnte. Aber sie wusste nicht, wie. Wie ein fester Klumpen setzte sich die Angst in ihrem Magen fest, als sie an die nächste Kreuzung kam und wie
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