Dein ist der Tod
Anwesenheit bewusst, aber sie wollte ihn nicht immer wieder ansehen. Sie fürchtete sich vor dem Ausdruck auf seinem Gesicht. Er hatte sie, und das wusste er. Nun genoss er das Gefühl â wie ein Wolf, der seine Beute umkreiste.
Er ging wieder nach drauÃen, um mehr Holz oder Späne oder sonst was zu holen, und sie beäugte den Kamin.
Wie hatte das passieren können? Sie war ganz planmäÃig vorgegangen. Sie hatte alles genau überlegt und sich der Hilfe aller intelligenten und fähigen Fachleute bedient, die sie kannte. Dennoch war sie nun auf der Flucht, musste um ihr Leben fürchten und war komplett abhängig von einem Polizisten, der sie vermutlich ohne mit der Wimper zu zucken verhaftete, wenn er es für nötig hielt. Strafvereitelung, Manipulation von Beweismaterial, Irreführung von Strafverfolgungsbehörden â sie wusste, dass sie sich all dieser Vergehen schuldig gemacht hatte. Und Ric schien das ebenfalls zu wissen.
Mia musste irgendwie an die Laborergebnisse kommen. Gestern war sie mit dem Beweissicherungsset, das Sophie ihr gebracht hatte, zum Tatort â ihrem Tatort â zurückgekehrt und hatte die Grillzange geholt, die sie in ihrer Eile einfach fortgeworfen hatte. Nun war sie im Delphi Center und wurde auf Fingerabdrücke und Genmaterial untersucht. Falls man etwas fand, konnte sie den Ermittlern wenigstens einen Hinweis geben, wenn sie damit herausrückte, was sie getan hatte und warum.
Falls sie überhaupt je damit herausrückte. Sie war überzeugt, dass sie richtig gehandelt hatte, aber noch hatte sie nicht den Mut, alles auf den Tisch zu legen. Denn egal wie sie es anpackte, mit dem Geständnis besiegelte sie ihr berufliches Ende.
Fein säuberlich stellte Mia das Dosengemüse neben die Suppen. Ric kam wieder herein, und nun stieà er die Tür mit dem Fuà zu. Er legte die Scheite auf den vorhandenen Stapel und begann dann, Holz im Kamin aufzuschichten. Sie hörte, wie ein Zündholz angerissen wurde, kurz darauf das Knistern von Feuer.
Nun waren keine Vorräte mehr da, die Mia sortieren konnte. Sie faltete die Kartons zusammen, in denen sie gewesen waren, und stellte sie hochkant in eine Schrankecke. Für den Fall, dass sie sie später noch einmal benötigten.
»Was machst du da?«
Sie wandte sich um. Ric stand gegen das Sofa gelehnt da und beobachtete sie. Er hatte die Jacke ausgezogen und wirkte entspannt. Aber das Glimmen in seinen Augen verriet ihr, dass er in Lauerstellung war, sich Zeit lieà und sie keinen Moment unvorsichtig sein durfte.
»Aufräumen. Schauen, was wir so haben.« Sie zögerte. »Wie lange werden wir hier sein?«
»Kommt drauf an.« Er trat näher.
»Worauf?«
»Wie lang ich brauche, um herauszufinden, wer dahintersteckt.«
Er steckte die Daumen in die Taschen seiner Jeans. »Willst du mir dabei helfen?«
Sie ging um ihn herum und zum Kamin. Das erste Lodern war vorbei. Sie nahm etwas Zeitungspapier vom Stapel daneben und knüllte es zusammen, dann kniete sie sich hin und legte es ins Feuer.
»Ich weià nicht genau.«
Sie hörte das Geräusch seiner Stiefel hinter sich, während sie in die Flammen blickte. Nun loderten sie wieder auf, doch das lag am Papier. Am Anfang brannte alles hell und heiÃ; schwierig wurde es erst, wenn man eine richtige Glut haben wollte.
Er fuhr mit den Fingern durch ihr Haar, und die Berührung durchzuckte sie vom Kopf bis in die Zehenspitzen. Ihr Herzschlag beschleunigte sich. Darauf war sie nicht vorbereitet. Auch wenn sie sich nach auÃen ganz anders gab, in ihrem Innersten hatte sie groÃe Angst. Sie wollte sich an ihn klammern, und gleichzeitig wäre sie am liebsten auf der Stelle geflohen.
»Mia.«
Sie drehte ihr Gesicht zu ihm. Das Feuer spiegelte sich in seinen Augen.
»Früher oder später wirst du mit mir reden müssen.« Er ging neben ihr in die Hocke. »Das ist dir doch klar, oder?«
Ihre Blicke trafen sich. Jede Faser ihres Körpers reagierte.
»Später«, flüsterte sie und beugte sich zurück und küsste ihn.
14
Er presste ihren Rücken an sich und suchte ihren Mund. Der Kuss war heià und fest, so wie ihr ganzer Körper. Sie wand sich, um in eine bessere Position zu kommen, doch er hielt sie mit einer Hand an der Schulter fest und hatte den anderen Arm um ihre Taille geschlungen. SchlieÃlich gab sie auf und legte nur den Kopf in
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