Dein ist die Rache. McAvoys zweiter Fall: Ein Yorkshire-Krimi (Ein Aector-McAvoy-Krimi) (German Edition)
Ahnung, wen ich anrufen müsste, um in ein Haus einzubrechen, und schließlich bin ich Polizist …« Roisin zuckt die Achseln und setzt sich auf einen Küchenstuhl. Als sie den Kopf hebt, sieht sie ihn an, als würde sie mit einem Kind sprechen. Er ist zehn Jahre älter und hat sein ganzes Leben damit zugebracht, Mörder zu jagen, aber manchmal hat er den Verdacht, sie hält ihn für furchtbar naiv. Vielleicht bleibt sie gar nicht deshalb bei ihm, weil er ihr großer, starker Beschützer ist, sondern weil sie Mitleid mit einem weltfremden Unschuldslamm hat.
»Jeder kennt doch einen, der diesen Mist draufhat«, sagt sie. »Ein Anruf genügt. Er hat es ihm aus der Tasche gezogen …«
»Er?«
»Mein Freund. Es sollte eine nette Überraschung werden.«
McAvoy muss unwillkürlich lächeln. Er kneift sich in die Nasenwurzel und mustert seine Frau. Sie hat das Telefon auf den Küchentisch gelegt. Von dort aus sieht es ihn einladend an.
Er bückt sich und drückt Roisin einen Kuss auf den Scheitel. Dreht ihr Gesicht zu sich und küsst ihre schmollenden Lippen. »Könntest du der Einfachheit halber nächstes Mal vielleicht einen Zitronenkuchen backen?« Roisin kichert.
»Ich wusste, du würdest ein bisschen böse sein«, sagt sie immer noch grinsend. »Aber komm schon, gib’s zu, du freust dich.«
McAvoy tut so, als wäre er empört, dann gibt er nach.
»Ich darf es mir nicht ansehen«, sagt er und wünscht sich, er könnte jemanden damit beauftragen.
»Ach, um Himmels willen, Aector«, sagt sie entnervt und greift sich das Telefon. Sie beginnt, Knöpfe zu drücken und Grimassen zu schneiden. »Ooh. Mann. Warte, bis du das gelesen hast.«
Gegen seinen Willen lachend, nimmt er ihr das Handy weg.
»Geh schon mal rauf«, sagt er und nickt zur Treppe hin. »Fünf Minuten. Dann komme ich nach.«
Sie zieht eine Augenbraue hoch. »Ich hab das extra für dich angezogen«, sagt sie und deutet auf ihr kurzes Nachthemd. Sie legt ihre nackten Beine auf den Küchentisch. »Lass mich nicht einschlafen.«
McAvoy wirft ihr eine Kusshand zu und spürt eine wundervolle Wärme in sich aufsteigen, als sie ihm den nackten Hintern zeigt, während sie zur Tür hinausgeht. Er liebt sie so sehr, dass er für sie ins Gefängnis gehen würde. Für sie sterben würde. Lieber das Gesetz bricht, als sie denken zu lassen, dass er ihr Geschenk nicht zu schätzen weiß.
Er holt Luft. Versperrt die Hintertür und geht ins Wohnzimmer. Sieht nach Fin, der friedlich auf dem Sofa schnarcht. Nimmt seinen Mantel vom Sessel und setzt sich. Schließt die Augen wie im Gebet und wendet sich dem Telefon zu.
Es ist ein HTC Wildfire, und sein Touchscreen ist so unhandlich wie alle anderen, die McAvoy bisher ausprobiert hat. Seine dicken Finger stoßen auf die Oberfläche ein, und er navigiert zum Nachrichtenbereich.
Er liest die letzten paar Textmitteilungen, die Hepburn empfangen hat. Eine ist noch ungeöffnet und wurde anscheinend gesendet, als er das Telefon schon nicht mehr besaß, von einem Kontakt namens Gwen. Er klickt sich durch die, die schon gelesen wurden. Die Erinnerung an eine Verabredung am nächsten Tag von jemandem namens Carl. Eine Anfrage von Tim, ob er eine Artois-Cidre-Werbung im Club veranstalten kann. Eine Reihe von einem halben Dutzend Nachrichten für P.
McAvoy arbeitet sich rückwärts durch, von der Entschuldigung bis zur Beleidigung.
Tut mir leid. Schlechte Laune. Nicht deine Schuld. Zu viel Druck manchmal. Reden bald. xx
Du kümmerst dich einen Scheiß um alle außer dich selbst.
Ich habe so viel in dich investiert. Ich kann nicht einfach nur warten.
Wozu hat man Freunde? xx
Du hast genug Sorgen. Ich wollte dich nicht verärgern. Du verstehst nicht.
Du brichst mir das Herz, wenn du so bist. Ich hasse dich.
McAvoy scrollt weiter durch die Inbox. Die Nachrichten wurden zwischen fünf und sechs Uhr nachmittags gesendet. Er blättert zu den gesendeten Mitteilungen und findet nur zwei zugehörige SMS.
Wollte, ich könnte das für dich sein, was du brauchst. xx
Du interessierst mich sehr wohl einen Scheiß. xxxx
Er öffnet den Terminkalender. Blättert Hepburns Zeitplan durch. Stadtratssitzungen. Berichte von Beamten. Interview mit Mixmag .
Dann:
Plmtz, 20 : 00, Samstag. Geburtstagsfeier.
Er schließt die Augen. Überlegt, ob er jetzt nicht besser aufhören sollte. Fragt sich ernsthaft, ob Hepburn es verdient hat, dass man sein Intimleben so unter die Lupe nimmt, wo er doch bis jetzt nichts Unrechtes getan hat.
Er öffnet
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