Dein ist die Rache
zukünftige Abgeordnete direkt nach der Sitzung der Polizeidirektion Simon Appleyards Handy in den Schlamm des Flusses Hull geworfen hat?
Pharaoh trinkt ihr Glas aus. Sieht McAvoy an. »Trinken Sie, Sie Schlappschwanz!«
Er gehorcht. Sie geht zur Bar und bringt das Gleiche noch einmal.
»Also, wenn er sich gerade einen sehr publicityträchtigen Job gesichert hat und auf dem besten Weg nach Westminster ist …«
»… dann hat er viele Gründe, dafür zu sorgen, dass alle Leichen in seinem Keller sehr, sehr tot bleiben.«
Sie sehen sich an. »Wir sind zu hart zu ihm«, sagt Pharaoh endlich. »Er ist ein großer, liebenswerter Arsch. Er mag Sie. Alles, was wir haben, ist die Tatsache, dass jemand am Tag von Simon Appleyards Ermordung ein Taxi von Morrison’s zu seinem Haus genommen hat. Und das Taxi von einem Handy aus rief, das höchstwahrscheinlich dazu benutzt wurde, den Mord an einem praktizierenden Homosexuellen einzufädeln …«
McAvoy trinkt sein erstes Bier aus und greift nach dem zweiten. »Die Beweise sind nicht direkt erdrückend.«
»Nein. Aber es sieht auch nicht gut aus.«
Einen Augenblick später beginnt Pharaoh, sich mit den Fingernägeln gegen die Zähne zu tippen. »Zeigen Sie mir die Website.«
»Chefin?«
»Dieses Playmatez-Dings. Wo sich die ganzen Typen treffen, um sich ihren Kick zu holen. Cabourne gehört dazu, ja? Und ich wette, Hepburn war da auch schon. Ich will sehen, wie das alles funktioniert.«
McAvoy sieht sich um. Das Pub ist so gut wie leer. Er zieht seinen Laptop aus der Umhängetasche und klappt ihn auf. Sucht nach der Website.
»Kommen Sie rüber zu mir«, fordert Pharaoh ihn auf. »Wir spielen doch nicht Schiffe versenken.«
McAvoy schlüpft neben seiner Chefin auf die Bank und dreht den Laptop zu ihr herum. Der Desktophintergrund ist das Foto einer lachenden Roisin, während Fin die plumpen Fingerchen um eine ihrer Goldketten schließt.
»Haben Sie das aufgenommen?« Er nickt.
»Hübsch. Sie wirkt so jung.«
»Achtzehn«, sagt er.
»Und Sie waren da?«
»Siebenundzwanzig«, antwortet er, ohne sie anzusehen.
»Mädchen werden schneller erwachsen als Jungs«, meint Pharaoh und sieht ihn von der Seite an, als wollte sie ihn mit Gedankenübertragung dazu bewegen, in ihre Richtung zu blicken.
Er sagt nichts. Hat vor, überhaupt nichts mehr zu sagen.
»Legen Sie los«, seufzt Pharaoh und deutet auf den Bildschirm. »Zeigen Sie mir ein paar Knackärsche.«
Er ruft die Website auf. Blauer Hintergrund, überlagert mit straffen Körpern und lüsternen Blicken.
»Frauen auch?«, fragt Pharaoh, als sie die Bilder sieht.
»Man kann seine Vorlieben anklicken«, sagt McAvoy. »Ob man einen Mann sucht, eine Frau oder nicht wählerisch ist.«
»Und da heißt es immer, die Romantik wäre tot. Zeigen Sie mir was.«
McAvoy gibt ihr eine kurze Einführung in die Seite. Demonstriert ihr, wie man ein persönliches Profil anlegt und Nachrichten postet.
»Wenn man geil ist, loggt man sich also einfach hier ein, sagt der Welt, dass man rammeln möchte, und dann kriegt man eine Mail von jemandem, der’s einem von hinten besorgen will, ja?«
McAvoy schluckt ein verlegenes Lächeln hinunter. »So ähnlich. Es gibt verschiedene Kategorien der Mitgliedschaft. Man kann sich einfach einloggen und Nachrichten posten, genau wie auf Craigslist oder Gumtree und so weiter …«
»Davon habe ich gehört.«
»Oder Sie können Mitglied werden, ein Profil anlegen, und dann ist es mehr wie eine Kontaktbörse.«
»Oder?«
»Oder Sie können eine goldene Mitgliedschaft beantragen, eine Gebühr zahlen und bekommen Zugang zu noch mehr Sachen.«
»Zum Beispiel?«
»Nun, man kann beispielsweise die Profile der anderen Mitglieder einsehen. Auch Fotos. Und man kann sie direkt kontaktieren. Möglicherweise war das bei Simon so.«
»Aber Simon hat seine Telefonnummer angegeben. So haben Sie ihn ja gefunden.«
»Es verstößt gegen die Regeln, doch die Seite wird nicht geführt wie ein multinationaler Konzern. Sie hat einen Administrator, der etwa nach Kinderpornos oder Drohungen Ausschau hält, aber alles andere kann leicht einmal durchschlüpfen.«
»Und wie kommen wir dann auf Simons Profil?«
»Dazu müssten wir seinen Benutzernamen kennen.«
»Und das tun wir nicht?«
»Nein.«
»Können wir es mit dem Ausschlussverfahren versuchen? Nach Mitgliedern zwischen zwanzig und dreißig suchen, die in der Gegend wohnen, bestimmte körperliche Merkmale haben, bestimmte Vorlieben,
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