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Dein ist die Rache

Dein ist die Rache

Titel: Dein ist die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Mark
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Tätowierungen oder was auch immer?«
    McAvoy lächelt. Es freut ihn, dass sie so rasch mitdenkt. »Es gibt Tausende von Mitgliedern. Es wäre immer noch wie die Nadel im Heuhaufen. Wenn wir einen Teil seines Namens wüssten, könnten wir es einengen …«
    Er verstummt. Schließt die Augen. Wenn er an Simon denkt, blitzt immer dasselbe Bild vor seinem geistigen Auge auf. Seine auffällige Tätowierung. Seine Liebe zu Worten.
    Langsam tippt er im Suchfeld der Website ein:
    P-F-A-U
    Es gibt vier Treffer. Alle haben Benutzernamen, die den Vogel enthalten. Nur einer gehört zu Simon. Das Foto in seinem Profil ist die Nahaufnahme eines harten, straffen Oberkörpers. Die anderen drei Profile sind mit einem erigierten Penis bebildert.
    »Unverkennbar«, sagt Pharaoh, als sie Simons Foto sieht.
    »Dünn wie eine Bohnenstange. Was hatte er zu sich selbst zu sagen?«
    McAvoy ruft die Mitgliederdetails von Pfau1990 auf. Die Informationen sind spärlich.
Junger, schlanker, tätowierter Mann sucht dominanten Meister. Will verletzt und kontrolliert werden. Nichtraucher bevorzugt.
    »Nichtraucher?«, lacht Pharaoh. »Du liebe Scheiße.«
    McAvoy betrachtet den Teil des Profils mit den sexuellen Vorlieben. Alle haben damit zu tun, unterworfen und dominiert zu werden.
    »Was ist das?«, fragt Pharaoh, als er die Seite herunterscrollt. Sie legt den Finger auf den Bildschirm. Liest laut. »Vergiss nicht, dass die schönsten Dinge auf der Welt meist nutzlos sind: Pfauen und Lilien et cetera …« Sie hält inne. »Das ist hübsch.«
    »Das ist seine Profilsignatur. Er muss sich in den Foren getummelt haben. Man kann sich eine Signatur zulegen. Ein Filmzitat oder so, etwas, woran die Leute einen erkennen. Das ist seine.« McAvoy knetet seine Faust mit der anderen Hand. Denkt kurz nach. »Das muss es sein, was seine Tante gemeint hat. Poesie. Eine Verszeile, die ihm viel bedeutete. Das muss er bei den Mitteilungen benutzt haben, die er mit Cabourne austauschte.«
    »Dann war es definitiv er?«
    »So definitiv wie nur möglich.«
    »Und können wir die Foren besuchen?«
    McAvoy sieht sie an. Plötzlich merkt er, dass seine Wangen nicht stärker gerötet sind als sonst, und fragt sich, was er davon halten soll. Er ist nicht verlegen. Er sitzt dicht an dicht mit seiner Chefin in einer Ecke dieses abgelegenen Pubs und betrachtet eine Sexseite, und er fühlt sich mehr als seit Tagen wie ein Polizist.
    »Dazu muss man Mitglied sein«, sagt er. »Das kostet Geld.«
    Sie zuckt die Achseln. »Zahlen Sie.«
    »Ich habe keine Kreditkarte dabei …«
    »Oh, Aector.« Sie zieht ihre Geldbörse aus der Handtasche. Es ist ein Designermodell und sieht teuer aus, aber als sie sie öffnet, steckt sie voller Quittungen und zerknitterter Visitenkarten. »Hier«, sagt sie und reicht ihm eine VISA-Karte. »Sie oder ich?«
    Jetzt kommt das Erröten. McAvoy läuft puterrot an.
    »Meine Güte! Okay, wir erfinden jemanden. Entspannen Sie sich.«
    In der nächsten Viertelstunde amüsieren sie sich damit, einen subdominanten hübschen Knaben in den Zwanzigern mit kräftigen Muckis, Tätowierungen und, darauf besteht Pharaoh kichernd, roten Haaren entstehen zu lassen. Sie entscheiden sich, kein Foto hochzuladen, und kreuzen dieselben Vorlieben an wie Simon. Sie geben sich den Benutzernamen ruff-stuff69, von dem McAvoy hofft, dass es sich höchstens um Pharaohs Geburtsdatum handelt und nicht etwas anderes. Sekunden später klingelt Pharaohs Telefon. Eine E-Mail, dass ihr Account aktiviert ist.
    »Schön«, lächelt sie. »Na denn. Zeigen Sie’s mir.«
    McAvoy navigiert zu den Diskussionsforen, während Pharaoh sich an ihm vorbeizwängt und an der Bar neuen Kraftstoff besorgt. In ihrer Abwesenheit überprüft er sein Telefon. Ein entgangener Anruf von einer unterdrückten Nummer und ein »Ich hab dich sooooo lieb xxx« von Roisin.
    »Was hat er zu erzählen?«, fragt Pharaoh und setzt sich wieder. »Irgendwelche Mitteilungen, dass er von drei Lokalpolitikern in den Arsch gefickt und dann erwürgt wurde?«
    McAvoy trinkt noch einen Schluck Bier. Es tut ihm gut. Er tippt Simons Benutzernamen ins Forum ein, um zu sehen, was er gepostet hat. Verzieht das Gesicht, als es keinen Treffer gibt.
    »Nicht sehr gesprächig«, meint Pharaoh.
    »Ich versuch’s mal mit seinen Interessensgebieten.«
    Sie probieren es mit Line-Dance. Hull. Anlaby. Dominanz.
    Alle führen zu Diskussionssträngen, aber zu keinem hat Simon etwas beigetragen.
    McAvoy lässt die Stirn auf den Tisch

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