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Dein ist die Rache

Dein ist die Rache

Titel: Dein ist die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Mark
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sinken und stöhnt, während Pharaoh das Tippen übernimmt.
    »Die Rechtschreibung ist schockierend. Wahrscheinlich gar nicht so einfach, wenn man nur eine Hand frei hat.«
    McAvoy hört zu, während seine Chefin vor sich hin murmelt. Spürt die Vibrationen mit der Stirn, als ihre Finger über die Tasten klappern. »He, Aector, ich habe eine Nachricht. Jau, jemand hat mich lieb!«
    Er blickt auf. In der Bildschirmecke signalisiert ein Icon den Eingang einer neuen Mail.
    »Machen Sie sie auf«, instruiert er sie.
    Pharaoh liest vor: »Kein Foto? Gemein. Aber ich wette, in Fleisch und Blut bist du hübsch. Wollen wir uns treffen?«
    McAvoy zuckt die Achseln. »Nichts.«
    »Weiß nicht«, sinniert Pharaoh. »Klingt irgendwie nett.«
    »Klicken Sie das da an«, sagt McAvoy plötzlich, als ihm ein Diskussionstitel ins Auge fällt. »Machen Sie.«
    Pharaoh gehorcht. Die Diskussion heißt: »Bloß Gerede, keine Action – hat mich hängenlassen.«
    »Scrollen Sie runter. Dort klicken. Da.«
    Sie lesen gemeinsam. Es ist kaum mehr als ein Chat zwischen zwei Mitgliedern mit gelegentlichen Kommentaren von Mitlesern. Das erste Posting stammt von August letzten Jahres: die Mitteilung von einem Mitglied namens Adams71, der wütend ist, weil ihn ein potentieller Partner an der Nase herumgeführt hat und sitzenließ. Eine Antwort von RedKen1960 beschreibt ein ähnliches Erlebnis.
    »War total peinlich«, liest Pharaoh vom Bildschirm ab. »Tagelang getextet, bis ich derart geil und hart war, ich machte wirklich alles, was er wollte, und dann ließ er mich einfach da liegen.«
    »Dito, Kumpel«, liest McAvoy. »Ich könnte kotzen, wenn ich daran denke. Hat nur einen Blick auf mich geworfen und ist abgehauen. Ich dachte, es wäre Teil des Spiels.«
    »Er ist gerade online«, sagt Pharaoh plötzlich. »Schauen Sie.«
    Ein rotes Icon blinkt auf dem Bildschirm. RedKen1960 ist eingeloggt.
    »Lassen Sie mich«, sagt McAvoy und zieht den Laptop zu sich heran. Rasch tippt er: »Hey, du. Habe von deinen Problemen mit dem Drückeberger gelesen. Was ging da ab? xx«
    Einen Moment lang sind sie stumm. Starren gebannt auf den Bildschirm. Trommeln mit den Fingern auf der Tischplatte. Holen gleichzeitig Luft zu einem enttäuschten Aufstöhnen, falls die Antwort ausbleibt.
    »Da.« Pharaoh sieht es zuerst.
    Sie klickt auf das Icon und öffnet die Mitteilung. Liest laut.
Bin immer noch fuchsteufelswild! Bin ja schon ein paar Drückebergern begegnet, aber das war einfach grausam. Dachte sogar daran, ihn zu melden, aber als ich mich wieder einloggte, um ihm was zu erzählen, hatte er sein Profil gelöscht. Hatte mich tagelang aufgegeilt, der Typ, was er mir alles antun wollte. Echt pervers. Wollte, dass ich nackt auf ihn wartete, wenn er ankam. Wollte mich einfach ohne ein Wort nehmen. Ich sollte sogar einen Gürtel besorgen, damit er mir die Hände fesseln konnte. Machte alles genau so, wie er es sagte, und dann kam der Kerl einfach rein und verpisste sich wieder, ohne mich auch nur anzurühren. Totaaal peinlich. Na, er weiß nicht, was er verpasst hat. Ich bin drüber weg. Was ist mit dir? Scheinen auf dieselben Sachen zu stehen. Kannst du irgendwelche Playmatez empfehlen?
    Pharaoh lehnt sich zurück, um McAvoy ansehen zu können, ohne dass sein Gesicht wegen der Nähe verschwimmt. Wie erwartet sind seine Augen geschlossen.
    »Also, ich kann denken und dabei gleichzeitig die Augen offen halten, wissen Sie?«, meint sie zuckersüß. »Das nennt man Multitasking.«
    Er klappt die Augenlider auf. Sieht, dass sie ihn anstarrt, und wendet den Blick ab. Als er den Mut findet, die Augen wieder zu heben, schaut sie bereits wieder auf den Bildschirm.
    »Er war auf der Suche nach Simon«, sagt McAvoy leise. »Er wollte sehen, ob die Tattoos da sind. Als er sie nicht sah, ging er wieder. Als er den richtigen Mann gefunden hatte, tötete er ihn.«
    Pharaoh saugt die Wangen ein. Stößt die Luft aus. Schlägt die Beine übereinander und wippt mit dem Fuß. Der Stoff ihres knappen Kleides schmiegt sich eng um ihre Beine, und McAvoy muss dem Impuls widerstehen, sich den Anblick einzuprägen.
    »Soll ich antworten?«
    Pharaoh nickt. »Fragen Sie, ob er den ursprünglichen Benutzernamen der Person noch weiß. Wir brauchen auch die Mitteilungen. Falls wir hier weiter nachbohren wollen, benötigen wir die Informationen für den Administrator der Website.«
    »Falls?«, fragt McAvoy.
    Pharaoh nickt, ohne zu zögern. »Ja, falls. Im Moment ist das nur eine intellektuelle

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