Dein ist mein ganzes Herz
Balles ausfallen mußte. Die Mädchen sollten bis zehn Uhr im Bett bleiben, mit ihr frühstücken und dann die Geschenke betrachten, die ihnen ihre zahllosen Verehrer geschickt hatten. Nach dem Lunch gab es wieder eine Ruhepause, bis es Zeit wurde, sich anzukleiden.
Dorothea behauptete, sie würde vermutlich vor Langeweile sterben. Nur aus Dankbarkeit gegenüber ihrer Großmutter, die so viel für sie getan hatte, erklärte sie sich schließlich mit diesem eingeschränkten Tagesablauf einverstanden.
Auf dem Frühstückstisch im Morgenzimmer lagen unzählige Bouquets, Päckchen und Schachteln. Die Mädchen machten sich sofort daran die Geschenke auszupacken.
Lady Merion, die ins Zimmer trat, blieb wie erstarrt stehen. "Gütiger Himmel", rief sie. "So etwas habe ich noch nie gesehen." Sie überreichte jeder ihrer Enkelinnen ein kleines Etui. "Für euch, meine Lieben,als Dank dafür, daß ihr mir so viel Freude bereitet habt." Die Mädchen sprangen auf und umarmten und küßten sie.
Cecilys Etui enthielt eine Perlenbrosche, die sie am Ausschnitt ihres Kleides tragen konnte. Dorothea öffnete das rote Lederetui und schnappte förmlich nach Luft, als sie darin ein Collier aus makellosen geschliffenen Smaragden entdeckte.
Anschließend beschäftigten sich die Schwestern mit den anderen Geschenken. Sie hatten während der ganzen Saison Blumen,Gedichte oder Ähnliches erhalten. Lord Markham und seine Freunde hatten Dorothea regelmäßig Bouquets geschickt. Nur der Marquess hatte ihr nie auch nur eine einzige Rose überreicht. Da er die Taktik seiner Rivalen kannte, hatte er das absichtlich unterlassen. Dorothea brachte daher ein Päckchen, das von Astley stammte, nicht mit ihm in Verbindung.
"Wer mag das geschickt haben?" fragte sie, während sie das Etui von seiner Hülle befreite.
Lady Merion trat zu ihr. "Wie seltsam! Vielleicht ist eine Karte drin."
Das war nicht der Fall. Auf dem roten Samt funkelte eine Brosche aus goldgefaßten Smaragden und Rubinen in Form einer Brombeere. Auf Dorotheas Gesicht erschien ein Lächeln.
Lady Merion wußte nicht, was sie davon halten sollte. Cecily, die das Schmuckstück in der Hand ihrer Schwester sah, stellte die Verhindung her. "Das ist bestimmt von dem Marquess", rief sie.
.,Was um aller Welt hat Hazelmere mit einer Brombeere zu tun?" fragte Lady Merion, die sofort vermutete, daß das kein harmloses Geschenk war. "Dorothea, ich verbiete dir, die Brosche heute abend anzustecken", sagte sie.
.,Mr. Astley erklärt auf dieser Karte, daß die Brosche so entworfen wurde, daß sie auch als Anhänger zu der Smaragdkette paßt."
Dorothea inspizierte beide Stücke und entdeckte, auf welche Weise man sie zu einem vollkommenen Ensemble zusammenfügen konnte.
"Ich weiß nicht, was die Brombeere bedeutet, und will es auch nicht wissen", erklärte Lady Merion. .,Was immer sich Hazelmere auch gedacht haben mag, du kannst nicht ernstlich vorhaben, diesen Schmuck heute abend zu tragen. Wie willst du ihm dann noch ins Gesicht sehen?"
"Mit meiner üblichen Haltung, hoffe ich", erwiderte ihre Enkelin. "Ich kann dieser Herausforderung nicht widerstehen, Großmama. Du weißt, daß ich das nicht kann."
Lady Merion wußte nichts dergleichen, hatte aber auch keine Ahnung, was sie unter den gegebenen Umständen tun sollte.
Die einzige Störung in Lady Merions Zeitplan verursachte Edward Buchanan. Er erschien unangemeldet vor der Tür und ließ sich auch von Mellow nicht abweisen. Indem er Herbert Darent erwähnte brachte er den Butler dazu, ihn in das Morgenzimmer zu führen.
Lady Merion, die ihn sehr indigniert empfing, verließ fünf Minuten später den Raum, um ihre ältere Enkelin zu holen. Dorothea ging nach unten, holte vor der Tür des Morgenzimmers tief Luft und trat ein.
Es wurde noch schlimmer, als sie befürchtet hatte. Lady Merion hatte von einem verwelkenden Mailiebchenstrauß gesprochen, ohne die ungeheure Selbstgefälligkeit des Oberbringers zu erwähnen.
,,Ah! Miss Darent! Ich nehme an, Sie wissen, warum ich hier bin", sagte Mr. Buchanan. Dorothea fühlte sich entschieden unbehaglich ... zum Glück stand sie auf der anderen Seite eines Tisches und gedachte, diesen Abstand zu wahren.
Ihr Schweigen schien ihn nicht im mindestem zu stören. Er fuhr mit unverminderten Frohsinn fort: "Ja, meine Liebe, ich bin hier um Sie um Ihre Hand zu bitten. Sie haben bestimmt nicht so bald eine Erklärung erwartet. Nicht viele junge Damen können sich rühmen, so schnell erfolgreich unter die
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