Dein ist mein ganzes Herz
manchmal zu eigen war. .,Im Gegenteil. Lord Hazelmere wird Miss Darent zum Supper begleiten", erklärte er. "Wenn Sie uns jetzt entschuldigen wollen, Mr. Buchanan."
Lord Fanshawe und Cecily hatten ihnen an einem Ecktisch Plätze freigehalten. Während der Marquess den Stuhl für Dorothea zurechtrückte, fing er einen Blick seines Freundes ein. Tony Fanshawe schien zu ahnen, was sich zwischen den beiden abgespielt hatte. Cecily verlangte, Lord Fanshawe müsse ihr den Brunnenhof zeigen. Ehe sie gingen erinnerte er seinen Freund an das Versprechen, das dieser seiner Mutter gegeben hatte. .,Ich habe meinen Teil erfüllt", erklärte er.
"Gütiger Himmel, das hatte ich ganz vergessen! Meine Mutter hat mir das Versprechen abgenommen, Sie ihr vorzustellen, Miss Darent. Darf ich Sie zu ihr bringen?"
Selbstverständlich willigte Dorothea ein. Die Marchioness saß in einem der Salons mit einer Bekannten zusammen, die sich taktvoll entfernte, als sich Lord Hazelmere und seine Begleiterin näherten.
Dank der Briefe ihrer Freundinnen war Lady Hazelmere darauf vorbereitet, daß Dorothea Darent ein besonders hübsches Mädchen war. Mit dem strahlend schönen Geschöpf, das ihr Sohn ihr vorstellte, hatte sie allerdings nicht gerechnet. Sie bedeutete Dorothea, sich zu ihr zu setzen und gab ihrem Sohn durch ein Zeichen zu verstehen, er möge sie allein lassen.
Langjährige Erfahrung hatte sie gelehrt, wie man ein Gespräch führte, wobei sie vermied, ihren Sohn zu erwähnen. Sie merkte schnell, daß das Mädchen neben ihr Haltung und Selbstvertrauen besaß sowie eine erquikkende Offenheit an den Tag legte. Kein Wunder, daß ihr Sohn sich für die reizende Miss Darent interessierte. An seinen ernsten Absichten zweifelte sie nicht, weil er sie ihr andernfalls nicht vorgestellt hätte. Als sie zudem auch entdeckte, daß zu Miss Darents Vorzügen auch Intelligenz und Humor gehörten, war sie mit seiner Wahl sehr zufrieden.
7. KAPITEL
Am nächsten Nachmittag beschäftigte sich der Marquess mit einigen seine Güter betreffenden Dokumenten, die seine Mutter mitgebracht hatte. Es war seit Jahren seine Gewohnheit, auch wenn er sich in London aufhielt, seinen verschiedenen Besitzungen regelmäßig kurze Besuche abzustatten. Dieses Jahr hatte er Dorothea Darent zuliebe seine Geschäfte vernachlässigt. Jetzt merkte er, daß er den Besuch in Hazelmere Park nicht länger aufschieben durfte.
Es war fast drei Uhr. Das Wetter war gut. Eine leichte Brise wehte die Kirschblüten von den Bäumen auf dem Cavendish Square. Lord Hazelmere läutete nach Mytton und befahl, den Curricle mit den Grauschimmeln vorfahren zu lassen. Dann ging er nach oben, um sich umzuziehen. Zehn Minuten später verließ er, wie immer tadellos gekleidet in einem Mantel aus feinstem Tuch und glänzenden Lederstiefeln, das Haus.
Er kletterte auf den Fahrersitz und lenkte den Curricle zur anderen Seite des Platzes. Vor Merion Hause hielt er an und warf die Zügel einem Straßenjungen zu. "Ist Ihre Ladyschaft zu Hause?" erkundigte er sich bei Mellow, der ihm die Tür öffnete.
"Ihre Ladyschaft ist augenblicklich leider nicht abkömmlich, Mylord."
"Würden Sie bitte Miss Dorothea Darent fragen, ob sie ein paar Minuten Zeit für mich erübrigen kann?"
"Selbstverständlich, Mylord." Der Butler geleitete ihn in den Salon und entfernte sich um Dorothea zu informieren.
Sie war sich nicht sicher, ob es schicklich war, den Marquess allein zu empfangen. Cecily war mit Lord Fanshawe ausgefahren, und ihre Großmutter hatte ihr Schlafzimmer noch nicht verlassen. Nach kurzem Überlegen ging sie nach unten, ließ aber vorsichtshalber die Tür zum Salon offen. Der Marquess, dem solche Feinheiten nicht entgingen, lächelte. Er küßte Dorotheas Hand, ohne sie anschließend loszulassen, wie er sich das inzwischen zur Gewohnheit gemacht hatte.
.,Liebe Miss Darent, würden Sie mich wohl bei einer Ausfahrt in den Park begleiten?" fragte er.
Dorethea wußte von Ferdie, daß Lord Hazelmere nur sehr selten Damen spazierenfuhr. Sie war sich daher der Ehre bewußt, die er ihr erwies und nahm die Einladung an. "Sehr gern, wenn Sie mir genügend Zeit lassen, meine Pelisse zu holen."
Lord Hazelmere gab ihre Hand frei. Da er mit weiblichen Gepflogenheiten die Zeit betreffend, vertraut war, erwiderte er: "Zehn Minuten,nicht länger."
Dorothea überraschte ihn, indem sie die vorgegebene Frist unterschritt.
Vor dem Haus verriet sie einige Kenntnis, die seine Person betraf.
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