Dein ist mein ganzes Herz
Mr. Buchanans Antrag bereits akzeptiert hat", fügte er unklugerweise hinzu.
"Mein lieber Sir, Ihr Mündel ist bei weitem scharfsinniger als Sie. Diese Gefahr besteht also nicht. Wenn Sie mir jetzt noch die Namen Ihrer Familienanwälte nennen, damit sie den Ehevertrag aufsetzen können?"
Lord Darent beantwortete die Frage merkwürdig vage. "Meines Wissens beschäftigt Dorothea Whitney und Sons in Chancery Lanc."
"Miss Darent hat ihre eigenen Anwälte?" wunderte sich der Marquess. "Eine verrückte Idee meiner Tante, die der Meinung war, die Mädchen sollten selbst über ihr Eigentum verfügen."
"Das heißt, daß Miss Darent auch nach einer Heirat die Kontrolle über ihr Vermögen behält", stellte Lord Hazelrnere fest.
"Nun ja, aber das kann Sie doch nicht stören. Grange ist ein Nichts im Vergleich zu Ihren Gütern."
"Ich frage mich natürlich, ob Sie diese Information auch an Buchanan weitergegeben haben?"
"Er hat sich nicht danach erkundigt."
"Das dachte ich mir." Lord Hazelmere lächelte zynisch. Da er nicht den Wunsch verspürte, sich noch länger bei seinen zukünftigen Verwandten aufzuhalten, ging er in die Halle. Es war ihm nicht vergönnt, eine Begegnung mit Marjorie Darent zu vermeiden. Sie schien so von ihrer Wichtigkeit durchdrungen zu sein, daß ihm ihr armer Mann beinahe leid tat.
"Lord Hazelmerc ...",begann sie.
"Lady Darent, Sie vergeben mir bestimmt, daß ich nicht länger bleiben kann", fiel er ihr ins Wort. "Meine Unterredung mit Ihrern Gatten ist beendet, und ich muß unverzüglich nach Hazelmere Park fahren. Meine Mutter erwartet mich." Er beugte sich über ihre Hand, nickte ihrem Mann zu und ging.
Der Marquess kam in Hazelmere Park am Montag nachmittag an. Da seine Mutter noch ruhte, besprach er inzwischen mit dem Verwalter Liddiard einige Gutsangelegenheiten. Er betrat erst kurz vor dem Dinner den
Salon. Seine Mutter würde ihn in Anwesenheit der Dienstboten nicht nach dem Grund seines Kommens fragen, und dieses Verhör gedachte er bis nach dem Essen aufzuschieben.
Lady Hazelmere, die seine Taktik durchschaute, zog eine Grimasse, als er sie auf die Wange küßte. Sie fand, daß er seinem Vater mehr und mehr ähnelte.
Während des Dinners berichtete er, was sich seit ihrer Abreise in London zugetragen hatte. Sie lauschte mit so viel Interesse, wie sie nur irgend aufbringen konnte. "Wirst du mir jetzt verraten, weshalb du hier bist?" fragte sie, nachdem sich die Diener entfernt hatten.
"Sehr gern, Mama", erwiderte er. "Nur denke ich, daß wir es in deinem Salon bequemer hätten."
In dem Salon im oberen Stockwerk waren die Vorhänge bereits zugezogen. Im Kamin brannte ein gemütliches Feuer. Lady Hazelmere nahm in ihrem Lieblingssessel Platz, ihr Sohn setzte sich ihr gegenüber.
"Warum wolltest du mich sehen?"
"Wie du ganz richtig vermutest, um dir mitzuteilen, daß ich Miss Darent bitten werde, meine Frau zu werden."
"Wann soll die Hochzeit stattfinden?"
"Da ich noch nicht um sie angehalten habe, weiß ich das nicht. Doch wenn es nach mir geht, so bald wie möglich."
"Ich habe mich schon über deine ungewöhnliche Geduld gewundert." Er zuckte die Achseln. "Es schien mir damals eine gute Idee zu sein. Sie war gerade erst in die Stadt gekommen, und wenn sie mich abgewiesen hätte, hätte das für einige Leute unangenehme Folgen gehabt."
"Und warum dieser plötzliche Sinneswandel?"
Er sah sie scharf an. "Hat Lady Merion dir diese Woche nicht geschrieben?"
"Das schon", gab sie zu, "ich möchte es aber lieber von dir erfahren." Ihr Sohn berichtete von den beiden Versuchen, Dorothea zu entführen, über die sie bereits durch Lady Merion Bescheid wußte.
"Wenn Miss Darent in Gefahr ist, warum reist du dann im Land herum?" fragte Lady Hazelmere verwundert.
"Meine Freunde passen während meiner Abwesenheit auf sie auf. Ich mußte dringend nach Lauleigh und habe auf dem Rückweg Herbert Darent einen Besuch abgestattet."
"Er war bestimmt begeistert, dich zu sehen."
"Keineswegs", erwiderte er grinsend. "Seine schreckliche Frau hatte ihm eingeredet, ich sei ein Wüstling, dem man nicht erlauben dürfe, in die Familie einzuheiraten."
Lady Hazelmere war sprachlos.
"Du bist hoffentlich einverstanden", sagte er nach einer Weile.
"Selbstverständlich. Meiner Meinung nach ist sie die richtige Frau für dich, schon weil es ihr- abgesehen von ihren sonstigen guten Eigenschaften - gelungen ist, dein Interesse zu erregen."
"Ganz recht. Und da ich mir redlich Mühe gegeben habe, dieses
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