Dein ist mein ganzes Herz
Merion zu holen. Mir schien das eine gute Idee zu sein. Wie konnte ich wissen, daß sie, kaum daß ich den Rücken gekehrt hatte, das Haus verlassen würde?" brummte Ferdie wütend.
"Wollen Sie ihr denn nicht folgen?" fragte Lady Merion stirnrunzelnd.
"Selbstverständlich werde ich ihr folgen, obwohl ich ebenfalls glaube, daß sie mit Buchanan fertig wird." Er betrachtete eine Topfpflanze in der Ecke. "Wir müssen uns genau überlegen, was zu tun ist", setzte er hinzu.
"Zur Zeit befindet sich Cecily in Gesellschaft Buchanans und eventueller Komplizen im Castle Inn. Dorothea muß kurz nach Mitternacht aufgebrochen sein und dürfte für die Fahrt ungefähr drei Stunden benötigen. Wir schaffen es vermutlich in zwei Stunden, so daß wir den Gasthof kurz nach ihr erreichen. Was tun wir, wenn wir sie einholen? Bringen wir die Mädchen sofort nach London zurück? Wir wären erst am Morgen wieder da - ein gefundenes Fressen für sämtliche Klatschtanten."
Nach einem Blick in Lady Merions besorgtes Gesicht, lachte er. "Ein Jammer, daß Ihre einfallsreiche ältere Enkelin nicht da ist, um uns zu helfen. Mir fällt aber bestimmt ebenfalls eine passende Geschichte ein. Würdest du bitte nach Mellow läuten, Ferdie?"
Lord Hazelmere bat den Butler, seinen Reitknecht aus Hazelmere House holen zu lassen.
Nach ein paar Minuten trat der Reitknecht, die Kappe in der Hand, in den Salon. "Jim, ich habe ein paar Aufträge für Sie, die haargenau und möglichst schnell ausgeführt werden müssen", erklärte sein Herr. "Als erstes spannen Sie die Grauschimmel vor den Curricle."
"Um Himmels willen, Marc", rief Ferdie. "Die Grauschimmel nachts auf schlechten Straßen ..."
"Wozu besitzt man das schnellste Gespann der Stadt, wenn man es in einem Notfall nicht benutzt?" An Jim gewandt, redete er weiter. "Ein Stalljunge soll die Pferde auf dem Square auf und ab führen.Anschließend satteln Sie unser schnellstes Pferd im Stall - Lightning, glaube ich - und reiten zuerst nach Eglemont. Deine Eltern sind doch zu Hause, Tony?"
Als sein Freund nickte, fuhr er fort: "Jim, Sie verlangen, Lord Eglemont zu sprechen und teilen ihm mit, daß Lord Fanshawe morgen zu Besuch kommt und Cecily Darent mitbringt. Den Grund würde er ihnen persönlich erklären. Dann reiten Sie weiter nach Hazelmere Park und informieren meine Mutter, daß ich morgen zusammen mit Dorothea Darent eintreffe. Auch ihr werde ich bei meiner Ankunft alles erläutern."
Er wandte sich an Lady Merion. "Bitte hören Sie mir genau zu und korrigieren Sie mich, falls ich etwas vergessen sollte. Vor einiger Zeit habe ich dummerweise Dorothea die Schönheiten von Hazelmere Water in leuchtenden Farben geschildert. Sie erzählte ihrer Schwester davon, und seither machen mir die beiden Mädchen das Leben schwer, bis ich versprochen habe, einen Ausflug dorthin zu arrangieren. Die Szenerie ist am schönsten ganz früh an einem hellen Morgen. Da wir keine Lust hatten, eine Woche oder länger auf dem Land auf eine solche Gelegenheit zu warten, verabredeten wir, in einer sternenklaren Mondnacht hinzufahren. Sie sollten natürlich an dem Ausflug teilnehmen, Lady Merion. Heute ist eine solche Nacht, die einen wundervollen Morgen verspricht."
,,Alles gut und schön, um den Ruf der jungen Damen zu retten, aber was ist mit dem unseren?" wollte Tony wissen.
Sein Freund lachte. "Ich erwarte nicht, daß die Geschichte unsere Freunde täuscht. Es ist der ton, der mir Sorgen bereitet. Tröste dich mit dem Gedanken, wie dankbar Cecily dir sein wird, wenn sie von dem Opfer erfährt, das du gebracht hast, um ihren guten Namen zu schützen", fügte er hinzu.
Lady Merion fragte sich, ob er von Dorothea wohl ebenfalls Dankbarkeit erwartete.
"Lady Merion und ihre Enkelinnen sollten den Zeitpunkt bestimmen und sich dann mit uns in Verbindung setzen. Bei der Rothwellschen Gesellschaft entschieden die Mädchen, dies sei die geeignete Nacht. Sie entschuldigten sich unter dem Vorwand, Dorothea sei von einem plötzlichen Unwohlsein befallen worden und kehrten nach Merion House zurück. Dann schickten sie uns eine Nachricht zu White's. Im Kartensalon können alle bezeugen, daß wir uns nach Erhalt eines Briefes verabschiedeten. Ferdie holte in der Zwischenzeit Lady Merion. Welche Entschuldigung hast du benutzt, Ferdie?"
"Daß Dorothea erkrankt wäre."
"Das paßt ja ausgezeichnet. Leider fühlten Sie sich, als Sie nach Hause kamen,nicht wohl genug für eine nächtliche Fahrt, Lady Merion. Doch anstatt den
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